Sonntag, 22. Februar 2015

SOMMERNACHT

“Aua Engel, du liegst so blöde auf meinem Arm … jetzt ist der eingeschlafen. Shit... kannst du mal kurz hochkommen?”

Ich hasse das Kribbeln im Arm … 

das Kribbeln im Bauch aber, das habe ich unheimlich genossen.
Damals, als ich da so am Strand hockte und nach dir Ausschau gehalten hatte. Herrlich, endlich wieder Leben zu spüren. Wie gut das du von nichts wusstest, so konnte ich dich ungestört beobachten. Na ja, einmal war es knapp, da hättest du mich beinahe doch entdeckt. Und das mir, wo ich doch weiß, dass Frauen einen sechsten Sinn haben, Blicke spüren können - gerade, wenn sie so intensiv sind, wie meine waren.

Nein, ich weiß nicht wie ich es anstellen soll, bin einfach zu blöde für so was, bin es gewöhnt angemacht zu werden, habe keine Ahnung mehr von der Jagd. Ja, weiß ich selber, dass ich nur auf dich zugehen müsste - sicher. Aber ich will das nicht, will ein Fremder, ein Unbekannter bleiben.

Scheiß Spiel …
wenn es doch wenigstens ein Spiel wäre, dann würde es auch einen Sieger geben. Aber hier - da können wir beide nur verlieren, das ist sicher. Ich meine, außer meiner Freiheit, Ungebundenheit, Hoffnungslosigkeit habe ich nicht viel, was ich aufs Spiel setzte, aber du könntest ein ganzes bisher gelebtes Leben verlieren

Und wofür? Für ein paar Stunden aussteigen aus der Realität? Für einen Traum, den ich dir nie erfüllen kann? Ach, meine scheiß Vernunft … jetzt packst du schon deine Sachen zusammen, viel zu kurz war der Tag.

Mal sehen, was der Abend so bringt. Kann ja sein, das du Lust hast noch ein wenig raus zu gehen, wenn das Wetter schön bleibt. Nur, die Leute schauen schon immer so misstrauisch, da ich ja nicht den ersten Abend vor deinem Hotel herumlungere. Die halten mich wohl für einen Gauner, der das Haus ausspionieren will.


DIE NACHT

"Sorry, war gerade so in Gedanken. Was ist?“. 
“Nee, so ist gut, bleib bloß so liegen - ich will dich fühlen und riechen können”. 

Du Arme bist noch ganz verschwitzt. Oh Gott, dass ich das noch erleben durfte. Ich habe wahrlich schon viel erlebt - aber das ... es war, als wären wir schon immer zusammen gewesen. So viel Vertrautheit, Selbstverständlichkeit, einfach unheimlich.

Bisher waren es doch immer nur Sehnsüchte - einfach aneinander gereihte Vorstellungen, mehr nicht. Noch nicht mal vorher gesehen hatte ich dich, und doch habe ich dich sofort erkannt … verrückt, nicht wahr? Weißt du, ich wäre irgendwie immer auf dich gestoßen, dir so oder so über den Weg gelaufen. Langsam wird es kühl, hier in der Düne. Der Wind streicht sanft über unsere nackten Körper ... eine feine Gänsehaut überzieht dich, wie vor Ewigkeiten bei meiner ersten vorsichtigen Berührung.

Nichts war aufzutreiben, von meiner alten Selbstbeherrschung oder Selbstsicherheit. Scheiße, wie ein Primaner habe ich mich benommen. Zittrige Finger, und das mir! Als wenn ich noch nie in meinem ganzen Leben einen Frauenkörper in Händen gehalten hätte. Und diese alberne Angst vor dem ersten Kuss ... man gut, dass es keiner weiß, noch nicht mal du. Ich, der große Zampano, Angst eine Frau anzugehen! 

Nein ... Angst? 
Das ist wohl das falsche Wort für das Gefühl, es war wohl eher das Wissen darum - wie sehr es uns in den Abgrund reißen würde, dass es mehr sein würde, als ein kleiner Flirt nebenbei. Aber, wo ist mein Verstand geblieben, was hast du Hexe nur damit gemacht? Ich wusste doch, dass du nicht gut für mich bist. Ja, hast ja recht, bin selber schuld! Ich hätte ja nicht mitmachen brauchen, hätte jederzeit nein und tschüss sagen können! Hätte ich? Keine Ahnung, bin zu spät aufgewacht. Hatte auf einmal so ein - wie soll man das sagen ... Gefühl? Kann man ein Gefühl haben, nur weil man eine Vorstellung von Jemanden hat?

Das ist doch wohl der größte Schwachsinn den ich je gehört habe. 
Gefühle wegen so was! He, ich bin es - der große Zampano, Meister aller Klassen - keiner kann mich meinen. Bin Rudi Knallhart - Gefühle, hach, doch nicht mit mir. Ich umfasse dich fester, flüstere leise, fast verschämt: “Es tut so verdammt gut, dich zu fühlen - dich bei mir zu haben … ich hätte nie kommen dürfen”, in dein Ohr. Mist, ich würde dir so gerne so viele Dummheiten sagen, dir beschreiben wie ich mich fühle ... aber wie?

Wie soll ich etwas sagen, wenn du mich plötzlich so innig küsst? Und dann deine Hände, so warm und zärtlich, die meinen Kopf und den Rücken streicheln. Verdammt! Ich weiß doch, das ich dir nicht in die Augen sehen darf - wieso falle ich immer wieder auf mich selber rein? ‘Nein Alter, keine Gefahr, geh doch ruhig hin, dir kann doch keiner was - du alleine entscheidest was passiert. Wenn es dumm läuft, dann will sie dich nicht sehen, und wenn es gut läuft, dann hast du ein paar nette Stunden’. So hatte mein Ego mich breitgeschlagen, mich überredet doch zu dir zu gehen, dich endlich anzusprechen. Ich Idiot! So bescheuert konnte ja auch nur ich mal wieder sein. Immer schon hatte mich der Sack ins Chaos gestürzt - fast ein Leben lang. Dieses großkotzige Arschloch! Und ich, wo war da meine so hoch gelobte Vernunft - he? Wie so ein Anfänger ins Netz gegangen ... Mist.


EIN LETZTES MAL

Langsam nimmt meine Hand wieder das Spiel auf. Deine weiche Haut ... Nein, es ist keine Gier, kein Verlangen oder so. Es ist die reine Lust am Fühlen - dich endlich fühlen zu können. Es ist diese unendliche Nähe, diese Wärme, der Geruch, deine nackte Haut – und diese wahnsinnige Vertrautheit. So selbstverständlich, dass es einfach so unglaublich aufregend ist.

Ich, der schon alles Mögliche und Unmögliche erlebt hat, bin völlig erschlagen vom Erlebten. Schweren Herzens löse ich meine Lippen von den deinen, denn ich liebe den Anblick, wie du dich unter meinen Zärtlichkeiten genüsslich auf der Decke räkelst, und dich dann fester an mich presst, vor Lust. Ich liebe den Mond - schon seit ich denken kann spielte er eine große Rolle in meinem Leben. Und heute erst ... ein nackter Frauenkörper, vom Schweiß wilder Liebesspiele gezeichnet, im fahlem Mondlicht!

Wenn es ein Paradies geben sollte, dann kann es nur so aussehen. Meine Hand bahnt sich den Weg über deine Unebenheiten hinweg, runter zu deinen Schenkeln. Spielerisch lasse ich meine Fingerkuppen, ohne jeden Druck, leicht wie eine Feder über deine Haut gleiten. Oh ja, ich weiß das du es liebst, viel zu lange schon hast du dich nach solchen Zärtlichkeiten gesehnt. Es war die Hölle für mich, mich so zu beherrschen - als wir uns hier in die Düne verdrückt haben.

Oh man, was habe ich mich geschämt für meine Lust. 
Während du mir endlich etwas von dir und deinem Leben erzählt hast, hatte ich nur diesen scheiß Gedanken im Kopf. Selbst das wäre für mich ja noch nicht mal das Schlimmste gewesen, aber gleichzeitig hatte ich diesen Wusch - wäre ich bloß zu Hause geblieben! Man, wenn du gewusst hättest, was da so alles in meinem Kopf abging - während ich dir angeblich so aufmerksam zuhörte. Warum bin ich bloß nicht einfach aufgestanden, um dich einfach da sitzen zu lassen. Ich meine, es war doch einfach unehrlich und unanständig von mir, dir etwas vorzumachen. Ich hasse mich dafür, dass ich dir das angetan habe, auch wenn du nichts davon bemerkt hast. 
“Sag mal Engel, ist dir gar nichts aufgefallen … als wir im Dorf noch den Wein getrunken haben?”. Ja sicher, ich hatte vor dich zum Trinken zu bringen. Nein, nicht abfüllen, nur locker machen. Hemmungen abbauen, Fremdheit überwinden. Ha, als wenn wir das nötig gehabt hätten, lachhaft - ein weiterer typischer Akt meiner Hilflosigkeit.

“Ich hatte das Gefühl, als wenn jeder Mensch der Welt mir ansehen konnte - wie heiß ich auf dich war”. Nein, ich habe nicht wirklich auf eine Antwort von dir gewartet - die Frage war mehr rhetorisch, um mich selber zu beruhigen, und vor allem - um dich abzulenken. Dein Atem ging schon wieder ziemlich heftig, hattest meine Hand zu sehr genossen, konntest kaum erwarten, dass sie endlich ihr Ziel erreichte. 
Du hattest recht! 
Diese Haut, so glatt rasiert, sie ist mehr als weich und zart. Zuerst fehlte mir das gewohnte Haar, konnte nicht damit spielen - wie von früher gewohnt. Aber dieses Gefühl, als sich meine Fingerspitzen endlich das erste mal vorsichtig, aber unaufhaltsam, auf ihr Ziel zuschoben. Davon werde ich sicherlich noch lange zehren, von dieser Erinnerung daran. Wusstest du, dass du deine Augen halb offen lässt, wenn du in der Lust versinkst? Hat dir das schon mal einer verraten, dass man dann nur noch das Weiße im Auge sieht, in diesen ganz bestimmten Momenten? Oh ja, ich habe keinen einzigen Moment meine Augen von dir lassen können.

Nein – ich werde dir sicherlich nie sagen können, dass ich sofort daran gedacht habe. Aber – letztlich bin auch ich eben nur ein Mann, und bei einer solchen Frau wie du es bist. Was kann ich da denn machen, wenn dein Körper mich einfach gefangen genommen hat? Letztlich ist es doch deine Schuld, dass ich bei deinem Anblick so abgedreht bin. Du hättest eben etwas weniger auf deinen Körper achten sollen, wie viele dieser Schlampen, die überall rumlaufen. Aber nein, mein Engel muss ja Sport machen, einen strammen und knackigen Körper haben. In dem hohen Alter noch. Tja, mein Engel, und dann war da meine Neugierde, wesentlich größer noch, als meine Lust. Ja sicher – ganz alleine deine Schuld. Du hast mich doch erst neugierig gemacht. Von wegen: “… zarte Haut, tolles Gefühl – so glattrasiert”. So, oder so ähnlich, waren doch deine Worte. Nun, meine Hände haben schon immer das Talent gehabt, ihr eigenes Leben zu führen. Und so glitten meine Finger ganz sanft und vorsichtig, aber zielstrebig hinunter. Hast du sie überhaupt gefühlt, so sanft wie sie sich gebärdet haben?

Ich will deinen Körper erobern und genießen. Ich will fühlen. 
Jeden verdammten kleinen Pickel, an dem mal ein Haar gewachsen ist, will ich spüren. Und ich will dich reizen, will dich so weit bringen, dass deine Lust aus dir rausläuft, wie Tränen aus den Augen. Mein Kopf liegt auf deinem Bauch, und wird von deinem hektischen Atem hin und her gewiegt. Einer meiner Lieblingsplätze … mein Kopf auf deinem Bauch, so das ich sehen kann, wie meine Hand an dir spielt. Ja, ich spiele nur mit deiner Lust ... will nichts weiter, nur spielen, dich einfach nur genießen. Dich fühlen, riechen, schmecken. Wie du dich immer weiter vom Hier und Jetzt entfernst, einfach nur mein Spiel genießt. Lässt du dich immer so fallen, genießt immer so deine Lust? Fragen werde ich dich das nie, bekomme eh immer nur die selbe Antwort. Weltweit, und egal welche Rasse, jede Frau sagt: “... ich habe es vor dir noch nie so - bla, bla, bla ...“, oder so ähnlich. Ist wohl in den weiblichen Genen so verankert, kann man nichts machen.



ABSCHIED

“Hmm? Ja, ist gut. Mir wird auch kalt. Wird ja auch bald hell”. 
“Wie? Ich glaube unter der Decke liegt der”. 
“Ja sicher, morgen um die selbe Zeit, selber Ort. Ich freue mich auf dich”. 

Gleich geht mein Zug, und du wirst hier vergeblich auf mich warten … dich wiedersehen - nein, sicherlich nicht, war einfach zu schön.


Anmerkung:
Ach so, der Hinweg dauert immer länger, als der Rückweg! Warum? Na, wegen der Erwartungen!



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