deep Inside - Kurzgeschichten



Titelseite Buch: deep Inside

Inhalt

  1. Wie ein Nagetier.
  2. angedacht.
  3. Einsamkeit.
  4. Intensiv-Station.
  5. Dschungelkampf.
  6. BeziehungsWeise.
  7. bewusst Sein.
  8. Ein Ende.
  9. Der Moment der Klarheit.
  10. wie eingemauert ...
  11. Spinnennetz.
  12. Von den Wellen.
  13. Einmal Sieger sein ...
  14. Angst.
  15. Schwebezustand.
  16. Abschied.
  17. Hast du nicht schon mal.
  18. Diese Augen.
  19. Die Macht der Worte.
  20. Im Dialog mit mir selbst.
  21. Klapsmühle.
  22. In einem Nebensatz.
  23. Zum Sterben zu dumm.
  24. Weihnacht-Spaziergang.
  25. heute ist ein besonderer Tag.
  26. Kennst du diesen Satz.
  27. Ich bin krank.
  28. denken, träumen, fühlen.
  29. Analyse einer depressiven Phase.
  30. A.M.O.K

Impressum

***

Wie ein Nagetier.
Satire zum Thema Schreiben.

… nage ich an meinem Leben. Kraftlos bewegen sich meine Hände.

Schon wieder eine neue Variante - dieses Leben zu sehen.
Schreiben, mein neuer Wahn!
Krumm sind meine Finger, starr der Blick auf die Tasten.
Doch der Traum bleibt unerfüllt …



angedacht.
Innerer Monolog zum Thema Erschöpfung / Müdigkeit.

ja, eigentlich sollte ich schreiben...
Nein, nicht mehr an dich, oder gar für dich - hat uns beiden ja doch nichts gebracht. ich habe es mit meiner sicht der dinge geschrieben, und du mit deiner sicht der dinge gelesen ... unterschiedlicher hätte das ergebnis nicht sein können.

ich meinte auch mehr das schreiben der fachartikel, was ich schon allzulange vernachlässigt habe. teils, weil mir der sinn entfallen ist, da sich der stand der zahlen, trotz einer gewissen aufmerksam der medien, die wenigstens eine zeitlang anhielt, immer noch auf dem selben hohen niveau befindet und teils auch, weil keinerlei änderungen der situation ersichtlich ist.

letztlich ist es mit den facharktikeln genau so wie mit den mails an dich: es bringt keinerlei verbesserungen mit sich, ändern nichts an dem status. es ist zwar ein gutes gefühl, den studenten im deutschsprachigen raum wichtiges und leicht verständliches arbeitsmaterial an die hand zu geben, und - nicht ohne gewissen stolz - in doktorarbeiten zitiert zu werden, doch ändert es ja letztlich an den umständen in der gesellschaft, weder auf kurze, noch auf lange sicht etwas.

/

ich sollte einige der vielen geschichten schreiben, die ich im laufe meiner tätigkeit im hilfeforum so erfahren habe, und die mich zutiefst bewegt haben. aber letztlich fehlt mir dazu auch der wille und die kraft, diese geschichten noch einmal beim schreiben mitzuerleben ... zu sehr zerrten diese geschichten an meinen kräften, angesichts der tatsache, dass sie immer noch täglich aufs neue geschehen.

der mensch ist des menschen wolf - hat mal jemand gesagt ...
aber der kannte die wölfe nicht, denn so wie der mensch mit dem menschen umgeht, ist es bei den wölfen nicht. dort stimmt der soziale verband noch, bestimmt lediglich die not das verhalten, nicht die lust am leid anderer, wie bei dem menschen.

kreatives schreiben, einfach aus phantasie etwas fassbares - lesbares machen, das will mir zur zeit auch nicht gelingen, da ich allzu viele assoziation mit den benötigten wörtern verbinde, die dann letztlich doch wieder nur in diese welt der abgründe führen.

kann sein, dass mich die erkenntnis - dass mein kampf nicht wichtig zu sein scheint, keinerlei veränderung, egal für wen auch immer, mit sich bringt - mich unbewusst hat aufgeben lassen, mich einfach immer mehrsprach - und tatenlos gemacht hat.

resignation, als recht des älteren menschen - der sich rückblickend der vergeblichkeit seines wirkens bewusst wird, liegt schwer auf meinen schultern und hindert mich am handeln.

ich weiß, du würdest es wieder einfach als depression bezeichnen, in der ich deiner meinung nach stecke, aber ist es das ... heißt resignieren zwangsläufig depressiv zu sein, oder?

ja doch, eigendlich sollte ich schreiben.
aber für wen ... es ist ja nur noch für den papierkorb, für den ich schreibe - seit du meine worte nicht mehr achtest. geschriebenes braucht leser, so wie jedes uns bekannntes leben wasser braucht. jedoch in der täglichen flut der veröffentlichungen geht dem leser die lust am lesen ab. damit meine ich das lesen als vorgang des bewussten wahrnehmen der inhalte, nicht das überfliegen eines textes, getrieben von dem willen möglichst viel von dem neu erschienenen zu schaffen.

geschriebenes ist verkommen zum fastfood des kleinen mannes...
die zeiten des Nietzsche und Kant im bücherregal sind längst vorbei, den büchern von rosamunde pilcher & co. gewichen. unterhaltung die zur un-haltung mutiert, menschliches elend zu abenteuer-romanen stilliert, gewalt zum hochglanz-krimi poliert. einfache wahrheiten und erkenntnise haben keinen marktwert mehr, lassen sich nicht in Euro errechnen ... werden medial aufbereitet, immer auf möglichst kurze halbwerts-zeiten dabei achtend, denn der markt ist bereits übersättigt.

ja; ich sollte schreiben...
und nicht nur ich, sondern vor allem alle die, die noch an die macht der worte glauben und denken, dass worte auch verändern können ...

aber ich für mein teil: wozu noch,
und vor allem: für wen noch?


Einsamkeit.
Innerer Monolog zum Thema Innenwelt.

Einsamkeit bedeutet nicht etwa das man alleine irgendwo in der Einöde sitzt, und weit und breit kein Mensch oder Tier ist.

Jedenfalls nicht für mich!

Einsamkeit, das heißt:
von allen Menschen - auf die man Wert legt - alleine gelassen zu werden.

Ich war immer schon, nach den Begriffen der Anderen einsam, da ich ein Einzelgänger bin. Selbst in einem Raum mit vielen Freunden und Bekannten kann ich mich so fühlen, als wenn ich auf einer einsamen Insel bin. Doch hatte ich immer zwei Freunde die immer zu mir hielten, die für mich da waren. Das waren meine Hoffnung und ich selbst.

Als ich aber irgendwann aufwachte, merkte ich das meine Hoffnung mich verlassen hatte. Und heute könnte ich schon den ganzen Tag heulen. Das ist das beste Zeichen dafür das mich auch mein letzter Freund –nämlich ich selbst – mich verlassen hat.

Und jetzt merke ich in aller Härte wie einsam ich bin.

Der Raum ist kalt und leer - steht mir abweisend gegenüber. Selbst die Musik nervt mich nur, anstatt mich, wie sonst, zu beruhigen. Und es ist keiner da, der meine Hand nimmt und mir über die Stunden, Tage oder Wochen hinweghilft.

Ohne Hoffnung und Liebe - läuft mein Leben mir weg.


Anmerkung:
Für eine [euch] unbekannte Seele ...



Intensiv-Station.
Reportage zum Thema Selbstbestimmung.

Alles still, nichts stört mehr ...
Nur noch Leere, vorwurfsvolle, hämische Leere.

Etwas bedroht mich, ich schwitze.
Was strömt da in mich rein, zum Teufel was ...

Dann friedliche Leere.
So unverhofft, jedoch zugleich so erlösend.
Alles wird ruhig, beruhigt sich in mir.

Nein, nicht schon wieder.
Lasst mich!
Diese Leere war so befreiend, so wohltuend.

Ich höre etwas.
Sie reden auf mich ein.
Bin ich wohl doch nicht tot.
Aber ich verstehe nichts.
Irgendein Kauderwelsch, medizinische Begriffe?

Was wollen die hier?

"Lasst mich in Ruhe", will ich schreien.
Doch nichts geschieht.
Wo ist meine Stimme?
Nichts, nur ein Krächzen.
Kann die Augen nicht öffnen, bleischwere Lider.
Fast tut es schon weh.

Anscheinend sind weg, diese Menschen?
Bin scheinbar allein, höre nichts mehr.

Endlich!

Da, irgendwas piepst ... im Takt wie mein Herz.
Als würden sie kämpfen.
Irgendwie kurios, schon witzig.
Meine Mundwinkel verziehen sich.
Nach oben, zum Grinsen ...

Irgendwoher Tageslicht, matt.
Ein Kopf über mir, menschliche Augen.
Ich schreie auf, voller Angst:

"Was habe ich euch getan?".

Mein Leben, meine Entscheidung.
Mein Wille, mein Tod!



Dschungelkampf.
Beschreibung zum Thema Gedanken.


Täglich kämpfe ich
mich durch den Dschungel der Gedanken ...
überall liegen sie auf der Lauer!

Meine Gefühle trügen mich nicht.

Dieser Dschungel von Gedanken ...
Bilder werden zum Alptraum,
ich wache schweißgebadet davon auf ...




BeziehungsWeise.
Erzählung zum Thema Gefühle.

Wann und wodurch sie mir das erste Mal auffiel, dass weiß ich gar nicht mehr so genau. Sie hat sich einfach so in mein Leben eingeschlichen, sich für mich unentbehrlich gemacht. Ich denke mal, dass es ihre Worte waren, die mich auf sie aufmerksam gemacht hatten, denn zu sehen bekam ich sie vorerst nicht.

Kann sein, dass es nur der Reiz des Unbekannten war, was mich so an ihr faszinierte, kann aber auch sein, dass es ihr besonderes Wesen war. So unscheinbar sie mir auch zuerst vorkam, bemerkte ich dann doch schnell, dass nur sie mich wirklich voranbringen konnte, mir mein Leben um so einiges aufregender gestaltete. Ungewohnt war es, immer wieder aufs neue ein Abenteuer, sich mit ihr einzulassen.

Sie spornte mich zu Höchstleitungen an, hob mich empor aus meiner Gleichmut und Anspruchslosigkeit. Sie förderte mich, wo sie nur konnte, ließ keine Gelegenheit aus Forderungen an mich zu stellen, mich anzutreiben.

Es entwickelte sich alles von selbst, so wie es sich bei einer neuen Liebe eben so entwickelt.

Ja, es waren diese schüchternen Annäherungen von mir, die ihr so gefallen haben. Ich hatte ja auch keine Übung in solchen Dingen, war viel zu satt und abgestumpft, um solche Gefühle überhaupt noch zulassen zu wollen. Aber da war eben noch dieser Funken in mir, den sie verstand zu einem lodernden Feuer zu entfachen.

Wie sanftmütig sie war ...
Noch nie zuvor hatte ich etwas so anschmiegsames und angenehmes vorher erlebt. Diese Zartheit ihrer Versuche sich meine Gefühle für sich zu sichern, einfach unbeschreiblich. Wenn wir aufeinander trafen, dann gehörte ich ihr stets ganz und gar, hatte nie Zweifel oder Ängste gespürt die mich vor ihr warnen hätten können. Es fühlte sich alles so Richtig und so Gut an, fast so, als wären wir für einander erschaffen worden.

Doch nun, in Anbetracht meiner Lage, kommen mir berechtigte Zweifel.
Sie hat mir nach und nach einfach keinen Freiraum mehr gelassen. Sie fing an mir den Blick auf das Wesentliche zu nehmen, ließ mir keinen Raum mehr für andere Meinungen und gönnte mir auch keinerlei Ruhephasen mehr. Aus ihren sanften Worten sind gierige Forderungen geworden, schamlos und wütend vorgetragen. Wie eine Furie fing sie an, an mir herumzuzerren, mich mit Vorwürfen zu überschütten und mir ihre Zuneigung zu verweigern. Aus ihren zarten Bitten um meine Aufmerksamkeit, sind maßlose Vorhaltungen und Besitzansprüche geworden.

Abneigung und Verweigerung, so scheint es mir jedenfalls, ist alles was uns beiden noch verbindet. Kein gutes Haar lässt sie mehr an mir, im wahrsten Sinne des Wortes, denn selbst meine grauen Haare lässt sie inzwischen, als Mittel zur Durchsetzung ihrer Daseinsberechtigung, nicht mehr aus.

Verstand sie es früher noch, mich mit einigen wenigen Worten anzuspornen, bringt mich jedoch heute fast jedes ihrer Worte an den Rand des Wahnsinns.

Inzwischen hasse ich sie, so richtig aus tiefsten Herzen ...

Sie ...
die Unzufriedenheit!

Anmerkung:
ACHTUNG: es ist keine Frau gemeint, ehrlich nicht -
es geht wirklich nur um die 'Unzufriedenheit' als Zustand / Gefühl ... jede Ähnlichkeit mit aufgelösten oder bestehenden Beziehungen wären also rein zufällig ...




bewusst Sein.
Gedankengedicht zum Thema Zuversicht.

All das, was du in deinem Leben vergisst,
was aber immer noch in dir verborgen ist.
All das, was du in all den Jahren,
an Liebe und Leid hast erfahren.

All das, was du mit dem Herzen gesehen.
All das, was deiner Seele geschehen.
All das, was du in deinen Gedanken erschaffst.
All das, was du an bösen Träumen hast.

All das macht das aus, was du heute bist,
was bis hierher auch nicht mehr zu ändern ist ...

All das, was dich ab jetzt ausmacht,
wenn du mal darüber nachgedacht ...

All das, was du dann ab sofort willst,
mit dem du in Zukunft deine Sehnsucht stillst...

All das, kann dein neues Wesen sein,
darüber entscheidest du jetzt ganz allein!

All das bedarf nur ein
"sich - über sich selbst Bewusst sein"




Ein Ende.
Skizze zum Thema Täter / Opfer.

Kein Ende:
die Angst vor dem Fallen -
in das große Loch meiner schwarzen Träume,
und die Angst vor dem Aufprall.

Mein Ende:
allein mit dir zu sein.
Immer das selbe Zimmer, immer die selbe Hölle ...
niemand sonst da, keine Hilfe zu erwarten.

Dein Ende:
deine Sucht -
das Verlangen sie zu erfüllen, sie wird immer größer.
Dein Schmutz erdrückt meine Seele.

Zu Ende:
die Maske verloren,
den Schutz für das Innerste nach Außen gekehrt -
aus purer Angst, so ganz ohne Selbstwertgefühl.

Ein Ende:
für diese Stunden meines Lebens.
Doch dein Wahnsinn holt mich wieder ein -
das Dunkel deiner Taten verschluckt mich endgültig.


Amnerkung: 
gewidmet: einer von vielen...



Der Moment der Klarheit.
Szene zum Thema Entfremdung.

... und endlich erkenne ich, wie Hoffnung in deinen Augen wieder auflebt.
Auf seltsame Weise ist es uns beiden plötzlich klar, wie wir die Tränen bezwingen können, die drohen die letzten Funken unserer Liebe zu löschen. Es ist so einfach, jetzt, wenn wir mit geschlossenen Augen hier zusammen liegen. Nichts mehr da, was uns noch stören könnte, alles verdrängt.

Ich öffne die Augen und strecke unwillkürlich meine Hand aus, um dein weiches Haar zu berühren. Alles nur, um mir wirklich sicher zu sein, dass du noch da bist. Zugegeben, ich hatte wirklich schon befürchtet ...

Aber ich hatte Glück, denn du warst noch da, dicht neben mir. Ich hätte es auch keinen Moment länger alleine aushalten können!

Doch der Moment der Klarheit, der ist schon wieder verblasst ... von uns beiden ungenutzt, wie es Liebende manchmal so tun.

Ich fühle zum ersten mal, dass wirklich alles vorbei ist. Dabei warst du doch meine alltägliche Ausrede dafür, dass ich blind, taub und stumm meine Zeit vergeuden konnte.

... ich hätte niemals gedacht, dass es zwischen dir und mir so enden würde, und ich muss zugeben, ich mag es garnicht ... dass ich vom UNS einfach so verlassen werde.




wie eingemauert ...
Text zum Thema Achtung / Missachtung.

Schweigen, mal wieder ...

Nein, nicht diese Art von Schweigen - das ich so sehr liebe.
Kälte und Verletztheit umgibt dieses Schweigen, wie eine Mauer. Gespieltes 'Du bist nicht da, ich ignoriere dich vorsätzlich', vertieft und erschwert dessen Unerträglichkeit.

Mein Gehirn rattert, fragt mich nach akzeptablen möglichen Gründen – ergebnislos. Unmut macht sich breit, Unmut aufgrund der unberechtigten Bestrafung durch dieses Schweigen.

'Es wäre doch ein Leichtes für dich dieses Schweigen aufzulösen. Einfach mal fragen was los ist', denke ich mir – spüre aber schon wieder meine alte Gleichgültigkeit, gegenüber ewig langer und unnötiger Erklärungen, sowie dem Streitgespräch, in mir aufkeimen.

Stimmt ja, ich habe ihr nicht meine volle Aufmerksamkeit geschenkt, bin in Gedanken bei meinem Projekt gewesen. Aber mal ehrlich ...

Was bitte schön soll ich mir alle Sachen mehr als einmal erzählen und erklären lassen? Ich bin nun mal nicht schwer von Begriff, habe keinerlei Lust mir meine Zeit mit langatmig vorgetragenen Vorwürfen zu verbringen, während mein Projekt schon seit Wochen nicht mehr richtig vorankommt.

Was mir wichtiger ist, diese Frage hat sie mir nicht gestellt, wohlwissend wie die Antwort lauten würde ...

Nun habe ich mitgeschwiegen, noch eisig kälter, als es ein anderer Mensch vermag.
Habe sie so 'aus dem Haus geschwiegen'.

Dabei wäre doch alles so einfach gewesen ...
Mit ein paar Worten, die dieses Schweigen brechen!
Allerdings Worte ohne Vorwürfe und Vorhaltungen ...
so wie in etwa:

'Hast du nicht Lust ein wenig mit mir spazieren zu gehen ... '

Dafür habe ich schon immer alles stehen und liegen lassen, egal ob 'dicke Luft', oder nicht!

Nun ja, jetzt habe ich erst mal wieder genug Zeit und Muse ...
sogar die ganze Nacht, und die nächsten Tage und Nächte.

Aber schön ist es trotzdem – zu wissen, dass sie eines Tages wiederkommt!
[bis zum nächsten Schweigen!]


Anmerkung:
ICH NACHGEBEN? Niemals, lieber sterbe ich einsam!



Spinnennetz.
Drama zum Thema Innenwelt.

Schlecht bin ich nicht, aber Angst vor de[ine]r Wahrheit habe ich allemal.

Verwobene Gedanken ...
im Kampf mit mir selbst immer dichter gesponnen.

Spinnennetz ...
Seele gefangen im untergründigem Verlangen.
Gefolterte Gedanken schreien auf ...
Pein, Übelkeit, Wehmut –
ich mittendrin, im Zentrum des Netzes.

Selbstmitleid?
Ich sehe mich im Spiegel, erzittere vor Angst.

Wie in dem Spinnennetz ...
so wie diese Fliege dort,
die sich nicht mehr daraus befreien kann,
hocke ich in meinem selbst erwählten Verlies.




Von den Wellen.
Szene zum Thema Psychologische Phänomene.

Wellen,
angeblich sollen sie beruhigend wirken.

Wellen ...
ich habe angefangen sie zu zählen - eines Tages, als ich ihr Vertrauen besaß.

27 links und 26 rechts.
Und das waren nur die Wellen auf den Armen, die ich gezählt habe.

Die Wellen an den anderen Stellen des Körper ersparte ich mir.
Ich wusste zwar von ihren Erzählungen her, dass auch die Brust, Beine und Bauch davon gezeichnet waren, konnte aber nicht die Kraft aufbringen mir das auch noch anzuschauen.

Wellen, die das gesunde Fleisch durch die tieferliegenden Narben bildeten.

Wellen, fernab von jedem Wasser …
geformt durch die Folgen sexuellen Missbrauchs - an einem Körper.

"Mich wundert, dass du so fröhlich bist", murmelte ich erschüttert, als sie mich danach fast spitzbübisch angrinste. "Ich freue mich endlich wieder jemanden vertrauen zu können, obwohl er 'Schwanzträger' ist", war ihre schlichte Erklärung.

Anmerkung:
gewidmet: Jana H.

Rote Tränen - svV in Reinkultur,
Ursache: Vergewaltigung durch drei junge Männer.




Einmal Sieger sein ...
Gedanke zum Thema Verlassenheit.


Welch trügerische Eigenschaft -
sich da an mir zu schaffen macht.
Zerrt an mir, treibt mich um, brüllt mich an -
doch ich bleib stumm.

Zerreißt mich in tausend kleine Teile,
vor denen erschüttert ich verweile.
Verfolgt mich stets mir ihrem Ziel,
eins das ich gar nicht haben will.

Spielt mir Streiche, nachts im Traum,
schön sogar anzuschauen.

Was willst du noch von mir,
dein Spiel, dass verbot ich dir.
Lass ab von mir, lass mich ruhn,
hab schon genug mit mir zu tun.
Was willst du mir schon noch bringen,
willst mich doch nur zu Boden zwingen".

"Vertrauen", die Sehnsucht spricht,
das eine Wort nur, vielmehr nicht.


Vertrauen?
Na ja, eigentlich könnte ich ja mal wieder ein wenig Vertrauen zulassen. Hab mir das ja lange genug selbst unmöglich gemacht. Ich bin nur in eine Sackgasse dabei geraten. Komme so nicht mehr von der Stelle. Drehe mich im Kreis. Werde von vielen gemieden. Kein Wunder auch, beruht ja auch auf Gegenseitigkeit, richtiges Vertrauen.

Aber wem oder was soll ich noch Vertrauen? Es gibt nichts, was es wert wäre, nicht um mich herum. Meiden mich alle, war einfach zu zynisch und kalt geworden, über die Jahre. Viele belächeln mich abfällig.

"Vertraue mir!".
Sie habe ich ganz vergessen, über all meinen Kummer. Wiedererkannt habe ich sie sofort. Diesen vertrauten Klang ihrer sanften Stimmen, der augenblicklich dieses warme Gefühl durch den Körper strömen lässt, das ich so lange nicht mehr gefühlt habe. Ja, auch sie habe ich aufgegeben. Wie alles, was mir früher so wichtig war. Aus einfachen, mir damals ganz logisch erscheinenden Gründen, habe ich sie gleich mit dem Vertrauen zusammen von mir weg gejagt. Sie, die mir immer geraten hat das Vertauen in diese Welt nicht zu verlieren. Die immer wieder vergeblich versuchte mir die schöne Seite des Lebens zu zeigen.

"Ach Hoffnung, ich habe dich so vermisst", flüstere ich, zu tiefst berührt vor mich hin.

Sehnsucht, Vertrauen, Hoffnung – doch was damit anfangen?

Sehnsucht – wonach denn?
Es gibt es etwas, was ich übersehen habe?

Fehlt mir den etwas, ich glaube nicht.

Kann ich auch nicht, den Glauben habe ich auch schon vor langer Zeit verloren.
Den Glauben an mich selbst.

Nie hab ich geglaubt
oder gedacht,
dass ich besser bin,
als man mich macht.

Gewohnt von früher,
dass man mich verlacht,
das hat mich um
den Glauben gebracht.

Habe ihn auch nie vermisst,
da er für mich nicht wichtig ist.
Glauben kann man an Gott,
es kann ihn ja geben,
aber niemals ich -
ein anderes Leben.


Worauf noch hoffen.
Meine Ziele die ich mir gesetzt habe, erreiche ich doch auch ohne zu hoffen. Ich kenne mich aus in dieser Welt, habe Ziele mir gesteckt die in erreichbarer Nähe liegen. Erträume mir nichts besonderes mehr. Genieße das bisschen Achtung und Respekt das ich mir erarbeitet habe. Spiele meine Rolle perfekt den anderen Menschen vor. Arbeite mich Tag für Tag in meinem Beruf empor. Habe einen Freundeskreis, denen es egal ist wie es in mir aussieht.

Bin immer lustig, der Sonnenschein. Die unverwüstliche Seele der Firma, der Spaßmacher der Klicke, was will ich mehr? Und nun, die Hoffnung, so plötzlich und unerwartet zurück?

Sie,
die mich so sanft umfasst,
das Denken mir fast
unmöglich macht.

Aber hoffen, worauf,
dazu brauchts ein Ziel -
das will ich doch nicht,
ich will nicht mehr viel.

Ein wenig Spaß mit den Kollegen,
und auch mal ne Party,
hab nichts dagegen.

Hoffen auf meinen uralten Traum –
lang schon vergessen,
erinnre mich kaum.


Auf das Gefühl von den Blicken, die mich durchdringen. So zärtlich sein können, dass sie mich zum Erschaudern bringen. Auf den vertrauten Geruch, überall um mich herum. Auf diese Worte, die mein Herz erreichen. Auf das Zittern in meiner Stimme, vor Glück. Auf die Augen, die strahlend mit ihrem Glanz mich blenden. Auf die zarten Küsse, ohne Gier, die Verbundenheit bekunden. Das sanfte Streicheln der Hände, das meine Seele beruhigt, Geborgenheit vermittelt - selbst nur bei den Gedanken daran. Auf die Geborgenheit in den Armen. Auf die Schmetterlinge im Bauch. Auf den Schauder, der mir über den Rücken läuft, wenn Zärtlichkeiten mich zu verführen suchen.

"Wieso Liebe? Warum ausgerechnet darauf hoffen, und dann noch ich", frage ich die Hoffnung vorwurfsvoll.


Ich will nicht davon
Hoffnung haben,
hab genug Leid
davon getragen.

Liebe,
welch Hohn liegt in dem Wort,
wo ist sie denn? –
Schon so lange fort ...


Kein Glauben habe ich mehr, den man braucht um solche Gedanken zu ertragen.
Keine Hoffnung mehr auf Veränderungen.
Kein Vertrauen mehr, in die Menschen, längst aufgegeben.
Die Sehnsucht danach... auch schon begraben.

Bin lebendig nach außen, aber innerlich lange schon tot!
Ein Zombie, nur eine leere Hülle.
Zusammen gehalten werde ich von der Gleichgültigkeit mir selbst gegenüber.


Liebe ist für mich nicht gemacht,
sind nur Hormone,
reicht grad für ne Nacht.

Willst du morgens nach ihr sehn,
glücklich dich zu ihr drehn,
ist das Bett doch meist schon leer,
selten kommt eine wieder her.

"Ich ruf dich an",
ich hörs nicht mehr,
die Wohnung ist so grausam leer.
Das wilde Raubtier Einsamkeit –
macht sich, mich zu verschlingn, bereit.


"Ach, Sehnsucht hab ich schon, vertrau mir. Diese Hoffnung kann ich dir machen", versuche ich mir selbst zu entkommen.

Die Sehnsucht zu besiegen, das Vertrauen und die Hoffnung darauf gebe ich nicht auf. Daran, so unglaublich sich das auch anhören mag, glaube ich ganz fest. Ich liebe sogar wieder – aber nur diesen Gedanken daran, euch endlich zu besiegen. Einmal mehr zu sein, als nur der Sonnenschein.

Einmal nur - der Sieger sein!
Wenn es auch nur über euch ist:
Sehnsucht, Vertrauen, Hoffnung und Liebe ...




Angst.
Innerer Monolog zum Thema Angst.

wie eine Kindheit das Leben lähmt(e)


Angst -
loszulassen, festzuhalten,
fallen zu lassen, fallen,
besitzen, verlieren,
geliebt zu werden, zu lieben -
zu sterben ?


Angst -
einzuschlafen, zu träumen,
aufzuwachen, aufzustehen,
rauszugehen, drin zu bleiben,
in sich gehen -
zu leben ?


Angst -
hinzusehen, hinzugehen,
in den Arm zu nehmen, Gefühle zeigen,
erneut zu leiden, Sehnsucht stillen,
Sehnsucht erfüllen -
zu lieben ?


Angst -
laut zu lachen, Spaß zu machen,
ins Dunkel gehen, am Abgrund stehen,
hinüber sehen, zu verstehen,
zu besuchen, zu versuchen,
zu bestehen -
zu sein ?


Oh Angst -
du Sieger über meine Wünsche und Träume,
Hoffnungen und Zukunft.

Angst - Du gnadenloser Barbar.





Schwebezustand.
Beschreibung zum Thema Trauma.

In Gedanken:
Ein Strudel der Zeit zeigt mir die bösen Tage,
große traurige Kinderaugen, alleine, mit Angst und Verzweiflung erfüllt,
noch zu jung, um mit dem Erlebtem fertig zu werden.

Zu früh:
die Erfahrung deiner Gier gemacht,
alsbald die Kälte der Wehrlosigkeit gespürt,
das Zerbrechen meines Selbst erlebt.

Danach:
gefallen, in ein schwarzes Loch,
keinen Halt mehr gefunden, Schwebezustand?
Endloser Fall ... für immer unterwegs.

Später:
auf dem Dach, Wind zerzaust das Haar eisige Kälte,
nackte Füße, keine Kraft mehr für dieses Leben.
Zu alleine ... um auf Hilfe zu hoffen.


Anmerkung:
gewidmet ...




Abschied.
Innerer Monolog zum Thema Liebe und Tod.

Eine lange Zeit hielt ich es aus ...
ewig dich in meinem Herzen zu halten.
Bin daran gestorben, viel zu oft.

Doch jetzt ist die Ewigkeit um ...
denn es ist ewig her -
deine Stimme der Vernunft vernommen zu haben.

Deine Ruhe gab mir Kraft, deine Argumente hielten lange.
Heute, am Ende meiner Ewigkeit, ist diese Kraft aufgebraucht, und ich verstehe deine Argumente nicht mehr ...

All deine Ratschläge im Laufe der Zeit in den Wind geschrieben zu haben, bedauere ich heute sehr.
Ist eben Ewig her!

Dein Bild steht noch immer hier ...
vom Schimmel angefressen und verblasst,
wie die Erinnerung an dich.


Anmerkung:
... zum 25ten - eine Ewigkeit!




Hast du nicht schon mal.
Lyrischer Prosatext zum Thema Gewissen.

Hast du nicht schon mal, in einer schlaflosen Nacht -
einen anderen Menschen umgebracht?

Wolltest du dir die Genugtuung geben, zu bestimmen über das Ende -
von dessen Leben.

Aus Hass oder Zorn, aus bitteren Leid, und ging es dann schnell -
oder hattest du Zeit?

Und als er am Boden lag, so kalt und tot, ging es dir dann besser -
mit deiner Not?


Der Sarg, in dem deine Träume liegen, von der Rache, dem Traum -
deinen Schmerz zu besiegen.

Dein Hass und dein Zorn, dein so bitteres Leid, davongetragen -
nach so langer Zeit.

Die Schritte, das Schaukel, das sanfte Wiegen -
als sie mit ihnen die Stufen abstiegen.

Fortgetragen in dem Sarg, hast du dann bei dir nachgefragt -
konnte das dein Leid aufwiegen?


Hast du dich selber nie gefragt, ob es auch wirklich nur an ihm lag -
dass es deinen Hass so gab?

All diese Zeit, die verlorenen Stunden, unterdrückte Gefühle -
selbst nichts mehr empfunden.

Nur diesen Hass, diesen Zorn, diesen Schmerz, für nichts anderes Platz mehr -
in deinem Herz.

Statt zu lieben nur hassen, zuviel geweint statt gelacht -
das hat dich fürs Leben zu hart gemacht.


Doch beruhig dich, es wird in deinem Leben -
bestimmt noch viele Tote geben.

Zum Leben und Fühlen, zum Lieben und Hassen -
dafür gibt es da draußen noch riesige Massen.

Dieses drängeln an den vollen Kassen, das gibt dir nun auch schon -
genug Grund zum Hassen.

Es wird schon bald wieder passieren, neue Mordarten -
im Kopf wirst du sie ausprobieren.

/

Hast du schon mal, in einer schlaflosen Nacht -
einen komplett neuen Menschen gemacht?

Mit viel Liebe und Lust, dich hingegeben,
und gezeugt voller Lust – ein ganz neues Leben?

Dich gefreut, es geliebt, ihm alles gegeben -
diesem neuem und noch so unschuldigem Leben?

Es gefüttert, gebadet, auf Händen getragen -
wolltest vielleicht ein zweites Kind wagen?

Dort liegt es, im Sarg nun, wird davongetragen, weil einer wie du -
wollte mutig es wagen.

Spät in der Nacht, einem anderem Leben, nach seinem Gutdünken -
ein Ende geben.


Die Schritte, das Schaukel, das sanfte Wiegen -
als sie mit ihm die Stufen abstiegen.

Dein Schluchzen, dein Jammern, dein Wimmern und Schrein, dein Wissen -
das kannst du nie verzeihen.

So schließt sich der Kreis, aus Hass und aus Wut, und keinem - auch dir nicht,
tat es je gut.


Denn: wenn einer stirbt,
er stirbt nie allein –
irgendwo wird immer Familie sein.

Die voll Hass und Zorn nach Rache streben -
und dann geht es nur noch
um dein Leben.

Dann hat mal ein Anderer, spät in der Nacht,
ein anderen Menschen –
nämlich dich umgebracht!


Anmerkung:
so, hier steht es ... und, zufrieden mein Engel?




Diese Augen.
Szene zum Thema Zwiespalt.

Oh Gott, diese Augen …
Ach nein … Es ist mehr dieser Ausdruck in diesen Augen. Nicht nur in diesen Augen, sondern der ganze Ausdruck drum herum. Die Mimik, das alles zusammen eben.

So viel Vertrauen, schon fast unheimlich. Es geht mir einfach durch und durch, lässt sich mir den Magen zusammenziehen.

Bei Gott – nicht unangenehm, nicht so.
Mehr so dieses Gefühl, als wenn man verliebt ist - so ähnlich.
Irgendwie neugierig dieser Blick aus diesen großen braunen Kulleraugen.

"Ach man, einfach zum knutschen", rutscht es mir heiser mit belegter Stimme heraus.

Das ist das schöne, an diesen Kleinen.
Die kennen noch nicht die böse Seite des Lebens. Jeder Tag ist neu und aufregend. So unendlich viel neues gibt es zu entdecken, alles ist unbekannt und wundersam. Und mit jedem Schritt kommen neue Erfahrungen und Eindrücke dazu.

Ganz vorsichtig und zart versucht der kleine Kerl zögerlich meine linke Hand zu fassen zu bekommen. 'So weich – so warm', denke ich erschauernd. Ich weiß, dass es mir die Seele zerreißen wird. Hätte ich bloß nie in diese Augen geschaut.

'Wie entkernt', schießt mir gerade durch den Kopf.
Ja, so werde ich mir sicher hinterher vorkommen. Als wenn ich mir selber meinen guten Kern rausreißen werde, so wird es für mich sein. Da bin ich mir ganz sicher. Entseelt eben. Auf immer ohne Seele weiterleben, so sieht meine Zukunft aus.

"Ist ja letztlich nur eine Art von Metamorphose ...", versuche ich mich zu trösten.

"Wird das bald was? Du hältst den ganzen Betrieb auf …", grölt mir die raue Stimme meines Lehrmeisters von hinten zu.

"Mach's gut Kleines, wir sehen uns wieder", flüstere ich mit tränenerstickter Stimme, ziehe meine linke Hand aus dem weichen Maul, und setzte das Bolzenschussgerät an die Stirn des Kalbes. Der dumpfe Knall ist noch nicht ganz verklungen, und das Kleine liegt vor mir auf dem Boden. Wild strampelt es ein letztesmal um sich.

Diese Augen!

Nein …
Es ist mehr dieser Ausdruck. Nicht nur in diesen Augen, sondern der ganze Ausdruck drum herum.
Die Mimik, das alles zusammen eben.

Diese Angst, dies blanke Entsetzten …

Diese Augen …
Milchig werden sie.
Verlieren ihren Glanz … so starr …
ausdruckslos …


Anmerkung:
Beim 'ersten Mal', aber danach ...
wenn die Schwelle erst mal überschritten ist.




Die Macht der Worte.
Betrachtung zum Thema Internet.

"... und, was macht die Kleine?"

Mein wunder Punkt.
Sie schafft es immer wieder mich zu treffen, mich mit wenigen Worten bis ins Mark zu erschüttern. Ihr kühles Lächeln zeigt mir ganz deutlich ihre gespielte Überlegenheit, lässt mich ihre Eifersucht spüren. Unter ihrem Panzer liebt sie mich noch immer – auf ihre ganz eigene Art. Tröstlich für mich, wenigstens ein Mensch auf dieser Welt.

Gedankenlos hatte ich ihr von DIR erzählt.
War ganz selbstverständlich für mich, ihr das zu erzählen. Wir haben keine Geheimnisse mehr voreinander, seit wir getrennt leben. Ist ja nicht so, dass ich unbedingt gerne viel rede. Aber es gibt eben Dinge, besonders wenn es um meine Gefühle geht, die muss ich ihr einfach erzählen. Dann will ich ihre Meinung dazu hören, da ich selber in meinem Chaos die Übersicht verliere, und damit auch die Kontrolle.

"Oh Gott, das sieht ja böse aus. Was ist passiert, erzähl mal. Oder kannst du noch nicht darüber reden", fragt sie, und bekommt diesen 'du arme Sau' Ausdruck im Gesicht. Meine Gedanken stehen mir, wie immer, direkt ins Gesicht geschrieben. Frei lesbar für sie. Was für ein Wunder auch. Wenn man lange Jahre zusammen gelebt hat, dann sollte man den anderen auch so gut kennen.

"Es ist vorbei, ich habe es gründlich versaut. Konnte mich nicht beherrschen", kämpfe ich mir mühsam eine Antwort ab.

"Ich hab einfach zu intensiv gefühlt. Den Verstand ausgeschaltet, und mich von dieser scheiß Gefühlslawine überrollen lassen", murmle ich mir, mehr für mich als für sie gedacht, in den Bart. Mit zittrigen Fingern drehe ich mir eine Zigarette. Um mich von den Gefühlen und Gedanken, die auf mich einstürzen, abzulenken? Eigentlich will ich nicht darüber reden, besser wohl - ich kann nicht. Zu frisch noch sind die Wunden, zu schmerzhaft der Verlust.

"He, so schlimm - wie kann das angehen? Ich meine, ihr habt euch doch nur geschrieben. Außerdem weißt du doch nichts von IHR. Es doch nichts fassbares", versucht sie mich zu locken, will Zugang zu meiner Seele zu bekommen. Aber ich sehe durch sie hindurch.

Sie ist nur noch Stimme und nicht mehr Person.
Ein seltsamer Zustand, in den ich da mal wieder rutsche.
Ich versuche Kontakt aufzunehmen, zur DIR – die sie so abfällig 'die Kleine' nennt. Na klar vergeblich. Seit ich brav meine Tabletten nehme, kann ich mein Denken und Fühlen noch nicht mal über den Rand meines Schädels heraus ziehen lassen, geschweige denn über diese endlose Entfernung hinweg.

"Ach, es ist nichts. Ich kann es nur einfach nicht verstehen, wie ich so blöde sein konnte. Egal, ist nicht so schlimm, bekomme ich schon irgendwie in den Griff", blocke ich ab, und schüttele meinen Kopf heftig um die Gedanken wieder loszuwerden.

"Was mich im Moment wirklich stört – nee, falsch ausgedrückt – mich besorgt macht ist, dass ich einfach nichts mehr von IHR mitbekomme. Sie schreibt nicht mehr!"

Mir entgehen weder ihr fragender Blick, noch ihr Versuch auf mich einzureden, und so rede ich schnell weiter, um ihr den Wind aus den Segeln zu nehmen.

"Nein, nein - nicht so wie du jetzt denkst, nicht mir – sondern IHRE Gedichte oder so. Jeden Tag blättere ich die Seite vergebens durch. SIE ist einfach verstummt. Und ich kann doch nichts fühlen. Hätte ich die Pillen nicht genommen, wäre ich kaputt gegangen. Aber der Preis dafür ist eben auch, dass ich SIE nicht mehr wahrnehmen kann – nicht fühlen eben ..."

"Ach, würde SIE doch wieder schreiben, wüsste ich dann doch wenigstens das sie lebt und das es IHR 'gut' geht, wie auch immer es IHR in Wirklichkeit gehen mag. Erkennen würde ich es eh nicht mehr – ohne meine Gabe, so tief begraben unter den Pillen ...", resigniere ich, während meine Gedanken mir schon wieder entgleiten.

Von wegen NUR geschrieben!
Nie zuvor bin ich auf so eine Art in jemanden aufgegangen, wie in SIE.
Einfache Worte, Buchstaben aneinander gereiht, mehr nicht. Aber jede verdammte Silbe ein Treffer ins Schwarze. Selbst Banalitäten hatten mehr Bedeutung und Inhalt, als Bestsellerautoren in ganze Bücher packen können. Sie waren und sind für euch Anderen zwischen den Zeilen versteckt. Versetzen aber bei mir Hirnwindungen in Schwingungen. Schon der Name, als ich ihn das erste Mal entdeckte, hatte mich bis ins Mark getroffen und wachgerüttelt. Bei dem Gedanken an das Erlebnis stellen sich prompt wieder meine Nackenhaare auf. Es war einfach viel zu realistisch gewesen, konnte kein Traum oder Einbildung sein.

"...und wenn SIE dir so wichtig ist, und dir es wirklich so schlecht dabei geht – warum schreibst du IHR denn nicht? Du hast doch IHRE Adresse", fragt sie in ihrer naiven Art, reißt mich so aus meinem Grübeln in die graue Realität zurück. Einer der Gründe, warum ich mit ihr seinerzeit nicht klar kam. Dieses 'schwarzweiß' Denken. Für sie gibt es nur Dinge, die man anfassen kann. Es gibt nichts zwischen Himmel und Erde, was nicht von Schrauben zusammengehalten wird. Das ist ihr Lebensmotto, ihr Credo.

"Ich kann nicht. Es bringt nichts. Ich kann Sie schon lange nicht mehr erreichen. Ihr Schutzschild hat meine Worte nicht mehr zu ihr durchdringen lassen. Alles wurde von 'Madame Eiskalt', der Vorzimmerdame ihrer Seele, abgefangen und niedergemacht. Warum diesen sinnlosen Kampf weiterkämpfen? Uns beiden würde das nicht gut tun. Darum geht es hier doch auch gar nicht."

Resignierend stehe ich auf, um mich aus dem sinnlosen Gespräch zu befreien.
Wie soll ich es EUCH anderen auch jemals verständlich machen, dass ich so was seltsames wie diese Gabe habe. Ich fasse es ja selber nicht, mit meinem Verstand. Keine Ahnung wie es geht, aber es ist einfach da –ohne diese Pillen. Der direkte Kontakt – intensiver als es jede Berührung sein kann. Ich habe es für mich selber mal so definiert:

"Zwei Seelen gehen Hand in Hand im Zeit-Raumgefüge"
Keine Ahnung wie man das besser erklären kann.
Fragt doch SIE – IHR geht es doch auch so.
SIE ist genauso daran gescheitert!
SIE ist doch auch eine von den wenigen, auch ein Splitter vom Ganzem.

"Komm, lass uns einkaufen fahren. Ist schon spät, und die Läden sind sonst wieder so voll", sage ich zur Ex, und gehe raus in die Küche. Wieder eine kleine Flucht vor ihr und ihren Unzulänglichkeiten, und wieder ein Grund mehr für sie, sich zu sagen das es gut ist, dass wir getrennt sind.

Was soll’s, ich kann es eh nicht erklären, was eigentlich mit mir los ist – da ich es selber nicht verstehe! Ich meine, wenn ich wenigstens mal die selbe Luft wie DU geatmet hätte, DEINE Hand hätte halten können, oder DIR in die Augen gesehen hätte – dann wäre da etwas greifbares gewesen an dem man sich festhalten kann. Aber es ist eben soviel mehr, als all diese banalen Kleinigkeiten gewesen, und unter all den Betäubungen wahrscheinlich auch immer noch, so das ich es einfach nicht in Worte oder normale Begriffe fassen kann.

Wenn DU doch wenigstens wieder schreiben würdest, jetzt wo DU doch sicher vor mir bist ...
Ich vermisse DEINE Worte einfach zu sehr.

Und deine Gedanken –
diese nackte Seele –
Leben und Verheißung pur für mich.


Anmerkung:
für alle die es schaffen mich mit ihren Texten 'zu berühren' …




Im Dialog mit mir selbst.
Sozialdrama zum Thema Psychologische Phänomene.

Schweigen ...
seit einer Ewigkeit geht das schon so!

Wir haben uns nichts mehr zu sagen,
selbst alle Vorwürfe sind schon aufgebraucht.

Wir sollten uns endlich trennen ...
aber wir haben noch keinen Arzt gefunden,
der dies Kunststück vollbringen kann!


Anmerkung:
.. ein kleiner Einblick zum Thema multiple Persönlichkeit.




Klapsmühle.
Szene zum Thema Wohlergehen.

Die Nadel steckt noch, als ich wieder zu mir komme. Ich merke, dass mein Ausflug diesmal erheblich kürzer war, und werde wütend.

"Ich will doch einfach nur woanders hin", schreie ich verzweifelt, "weg von euch, von meiner Angst und von meiner Aussichtslosigkeit!".

Ich weiß jedoch zugleich, dass ich es nie schaffen werde. Ich habe keine Illusion mehr, denn ich weiß es ... längst schon. Ich mache mir nichts mehr vor, nicht wie all die Anderen hier. Wie all diejenigen, die nach jeder Rückkehr 'nie wieder' in diese schaurig schöne Anstalt zurück wollen. Und trotzdem, auch wenn es erst nach ein paar Tagen, Wochen oder Monaten wieder soweit ist ... sie kommen wieder. Immer und immer wieder! Mal aufrecht, mal mehr tot als lebendig, aber stets mit der gleichen Lüge auf den Lippen: "... dass es diesmal endgültig das letzte Mal ist ...".

Dabei kommen sie nur hierher, um für sich hier das zu holen, was sie bei euch nicht bekommen:

Freiheit ...
die Freiheit einfach so zu sein - wie sie eben sind!
Freiheit die auch ich suche, auf die ich bei euch aber stets vergebens gewartet habe.

Hier zerstört niemand diese idyllische Stille in mir. Niemand stört meinen Frieden, mein 'frei und anders' sein. Sanft wiegt mich der Medikamenten-Cocktail in einen befreienden und traumlosen Schlaf, sicher aufgehoben in den starken Mauern dieser Anstalt.




In einem Nebensatz.
Skizze zum Thema Vater.

Heute erfuhr ich, durch einen Nebensatz in einem Schreiben, dass mein Vater vor 19 Jahren, im Alter von 62 Jahren, gestorben ist.

Die Nachricht lese ich immer wieder, und es stellt sich ein sonderbares Gefühl dabei ein. Innere Unruhe. Ich versuche krampfhaft mehr Erinnerungen zu Tage zu fördern, aber es bleiben immer nur die selben. Einige wenige Momente meines Lebens. Und es gibt nur eine Erinnerung, in der er offiziell mein Vater war.

Als Kind war er nur ein Onkel für mich. Das Jugendamt wollte es so, und er hielt sich daran. Keine Ahnung was er dabei empfand, er gab mir nie die Gelegenheit mit ihm darüber zu reden. Genauso, wie er mir nie etwas über meine Mutter verriet.

Ich habe diesen Mann in meinem ganzen Leben nur ein paar mal, für jeweils einen mehr oder weniger kurzen Zeitraum, gesehen.

Er hat mir mal zu Weihnachten ein Luftgewehr geschenkt – als mein Onkel, nicht als mein Vater. Er hat mich eines Tages geprügelt – als mein Onkel, nicht als mein Vater. Er hat mich oft geschimpft und gedemütigt – als mein Onkel, nicht als mein Vater.

Er ging eines Tages mit mir in die Eisdiele – als mein Onkel, nicht als mein Vater.
Und dort hat er mir einen Brief vom Jugendamt zu lesen gegeben, in dem stand, dass er mir mitteilen müsse das er mein Vater ist, damit er mich über ein Wochenende zu seiner neuen Verlobten mitnehmen könne.

Er brachte mich von der Eisdiele zurück in das Heim - als ein Fremder, nicht mehr als mein Onkel und erst recht nicht als mein Vater.

Danach, als er vom Wissen her 'mein Vater' war, hatte ich nur einmal noch einen kurzen Kontakt zu ihm. besagter Verlobten – gegen einen ziemlich hohen Geldbetrag – etwas vormachen. Ihn als Supervater und Superheld vor ihren Augen feiern. Eine Frau mit reichlich Geld auf dem Konto, an das er ran wollte. Ich war 14 Jahre und konnte das Geld von ihm gut gebrauchen, so machte ich mit. Keine Ahnung, was daraus wurde.

Ich sah ihn, nach dem einem Wochenende 'als Vater', nie wieder. Er fehlte mir auch nicht, da es keinerlei emotionale Bindung zwischen uns gab.

Aus den Augen, aus dem Sinn – so sind wir beide wohl gewesen.
Rückblickend versuche ich ihn zu verstehen, denn er war gerade knapp 20 Jahre alt, als ich auf die Welt kam. Kein wirklich gutes Alter um Vater zu werden, denke ich mir jedenfalls. Und später, als er älter war? Das kann ich nicht beurteilen, so sehr ich es auch versuche.

Aber eines verdanke ich ihm denn doch. Ich habe es ein Leben lang vermieden selber Kinder in die Welt zu setzten, da ich ebenfalls ein Leben lang zu unzuverlässig war. Seine Fehler wollte ich einfach nicht wiederholen.

Und dennoch, wohin mit all den Fragen, die ich vorher nie hatte – die aber auf einmal in mir auftauchen?Jetzt bin ich der einzig Überlebende meiner Vergangenheit, werde nie eine Antwort mehr auf etwas finden können.

Jeder Tod, selbst ein so ferner und eines scheinbar fremden Menschen, reißt Löcher in die Gegenwart.





Zum Sterben zu dumm.
Roman zum Thema Krisen.

Die Namen der Medikamente sind erfunden!


Warum ich mitten in der Nacht so plötzlich aufschreckte, war eigentlich egal. Mir jedenfalls. Schlafen, so richtig tief, fest und erholsam, dass konnte ich seit Ewigkeiten nicht mehr. Das war eben ganz normal für mich. Nur heute, da hätte es ganz anders sein müssen! Warum? Nun dafür braucht es einen kleinen Rückblick.

Also, ich war bei Bekannten auf Besuch.
Das an sich ist schon Bemerkenswert, da ich eigentlich grundsätzlich meine Bude nicht mehr verlasse. Erstrecht nicht, um zu anderen Menschen zu gehen! Nun, man muss nicht unbedingt an Bestimmung oder so ein Scheiß glauben, aber ich wurde, aus welchen Gründen auch immer, magisch von deren Badezimmer angezogen. Und da war er, der Spiegelschrank. Als wenn er auf mich gewartet hätte, strahlte er mich an.

Zufall?
Bestimmt nicht, denn warum sonst wohl hätte ich ausgerechnet diese Tür, als erste von drei Türen, öffnen sollen? Da stand sie – die Packung. In fetten Buchstaben der Name Mogadis

Erinnerungen stiegen in mir auf.
Püppi hatte sie mir damals geklaut und geschluckt. Nur vier Stück, von den zehn die ich damals hatte, schluckte sie. Sie wollte mir ja auch nur Angst machen – damals. Aber zwei halbe Liter Bier hatte sie darauf noch getrunken, und das wäre fast tödlich für sie gewesen! Hätte ich sie eine viertel Stunde später ins Krankenhaus gebracht, wäre sie nicht mehr zu retten gewesen – so der Arzt!

Und hier steht nun eine volle Packung und lächelt mir aufmunternd zu.

Zwanzig Stück, jungfräulich - unbenutzt.
Sie strahlt mich an, als wenn sie seit ihrer Verschreibung nur auf mich gewartet hatte. Ich konnte gar nicht anders. Gierig griff ich zu, und stopfte mir die Packung in die Tasche. Endlich war ich wieder Herr der Lage, konnte wieder über mein Leben, und dessen weiteren Verlauf, bestimmen. Das Rezept kannte ich noch immer gut, Püppi hatte es für mich getestet, vor ewigen Jahren. Nun, ich mag zwar kein Alkohol, aber dafür würde ich dann schon mal eine Ausnahme machen.

So oder so, sterben wollte ich schon seit Jahren, nur die Möglichkeiten, die ich bisher hatte, waren einfach immer zu abschreckend für mich gewesen.

Bisher!
Ich weiß, man kann an seinem Erbrochenem ersticken, bei Schlaftabletten. Aber man kann es auch richtig machen. Ich hatte mich gut eingelesen in das Thema.

Lobpreiset das Internet.
Damit ist alles möglich, man muss nur wissen wie und wonach man sucht!

Ich hatte noch eine Packung Tra-Bus. Na klar die Großpackung – 50 Stück! Niedliche kleine Dragees. Die machten so eine herrliche 'leck mich' Stimmung. Gut gegen Angst, innere Unruhe, Erregung und Nervosität – meinte der Arzt bei der Verschreibung. Geiles Wunderzeug der Pharmaindustrie.

Einen Tag nahm ich mir noch Zeit alles zu regeln, und mich mit den kleinen Dragees schon mal auf meinen großen Tag vor zu bereiten. Im Grunde genommen hatte ich diesen Tag schon seit Ewigkeiten herbeigesehnt. Seit jenem Tag damals, als meine Frau so urplötzlich starb, gab es kein Leben mehr für mich. Kein echtes jedenfalls. Ich spielte das Leben nur noch mit, in der Hoffnung auf den baldigen Tod als Erlösung.

Nun denn, wir haben Montag.
Vierzehn Tage würde keine Menschenseele mehr nach mir krähen. Meine Ex-Freundin hatte am kommenden Wochenende etwas mit ihrem 'neuen Macker' vor, so das es kein Einkaufen fahren gab, am nächsten Wochenende. Angedröhnt von meinen süßen kleinen Dragees und wirklich gut gelaunt, machte ich mich erst mal gründlich sauber. Ich wollte meiner Frau frisch poliert gegenübertreten. Soviel Zeit muss sein, das schulde ich ihr.

Wahnsinn?
Ne, das sicher nicht. Das war einfach meine feste Überzeugung. Das sie da sein würde, um mich rüber zu holen auf die 'andere Seite'. Warum sollte sie mich bitte schön nicht genauso vermissen, wie ich sie?

Na also!

Ich mag kein Bier, aber Hefeweizen mit einer Scheibe Zitrone, das bekomme sogar ich runter. Und das knallt auch noch viel besser, als das gewöhnliche Bier. Mehr Umdrehungen eben. Davon standen schon drei Halbe griffbereit neben dem Bett. Richtig gemütlich und nett hatte ich es mir im Schlafzimmer gemacht. War ja auch ein großer Tag der kommen sollte. Wiedervereinigung nach ewigen Jahren. Wenn das kein Grund zum Feiern ist!

Frisch geduscht, Pink Floyd als Endlosschleife.
Man weiß ja nie wie lange man noch etwas mitbekommt, und der Abgang sollte schon etwas großes, erhabenes sein. Das geht nur mit 'Pink Floyd'. 'Dark Side of the Moon'. Seit 1973 höre ich diese Scheibe schon. Und sie hat bis heute nichts für mich an ihrer Wucht und Aussagekraft verloren.

Egal!

Mogadis - kommt her, ihr holden Perlen des Vergessens.
Dies unschuldige Weiß, nie würde man denken das sie morden können. Völlig friedfertig liegen sie, von mir aus ihrer Umhüllung gedrückt, auf dem kleinen 'Gabenteller' aufgereiht. Der Mörser – griffig liegt er in meiner Hand und zerstößt die kleinen Teufelchen zu Staub.

Ja, ein Megamixgetränk wird es werden. Huldvoll lächelnd und völlig zugedröhnt von meinen süßen kleinen Dragees, singe ich dabei den Lieblingspart der CD mit:

"Home, home again. I like to be here when I can. When I come home cold and tired It's good to warm my bones beside the fire. Far away across the field The tolling of the iron bell Calls the faithful to their knees To hear the softly spoken magic spells."
(Daheim, wieder daheim - Ich bin gerne hier, wenn ich kann - Wenn ich heimkehre, kalt und müde - Tut es gut, meine Knochen am Feuer zu wärmen - Weit entfernt, hinter dem Feld, - Ruft das Läuten der Metallglocke - Die Gläubigen auf die Knie - Um sanft gesprochenen Zauberformeln zu lauschen)

Man, immer schon hatte ich mir vorgestellt, das man diese Scheibe auf meiner Beerdigung spielen würde, und ich von den Klängen des Parts 'The Great Gig In The Sky' davongetragen würde. Haha, da könnte ich mir glatt noch eine Zugabe vorstellen. Doppelt verbuddelt hält besser. Kann es einen schöneren Abgang geben als diesen? Ich wüsste nicht wie! Es ist endlich alles vorbei. Kein schauspielern und leiden mehr.

Scheiße, wenn das nicht passt!
Was? Na die Scheibe. Grade sagt einer der Leute: "And I am not frightened of dying, any time will do, I don't mind. Why should I be frightened of dying? There's no reason for it, you've gotta go sometime."
("Und ich fürchte mich nicht vor dem Sterben, es kann jederzeit passieren, Es ist mir egal. Warum sollte ich mich vor dem Sterben fürchten? Es gibt keinen Grund dafür, irgendwann mußt du gehen.")

"Ich hab es schon immer gewusst, das diese Scheibe nur für mich gemacht worden ist", rufe ich laut und erfreut aus. Geile Mucke, geile Dragees. Und mein Pülverchen ist auch schon fertig.

Ich gleite ... verliere den Halt ... schwebe ... friedlich ...
Friede ... endlichhhhhh ...

Plötzlich schrecke ich auf.
Der selbe laute Knall wie damals hat mich zurückgeholt. Warum ich nicht zugedröhnt war? Keine Ahnung. Völlig klar bei Verstand starre ich auf das Bett.

Sie ist wirklich gekommen.
Sie sitzt am Fußende und schaut mich mit unendlich traurigen Augen an.

"Du hättest durchhalten müssen. Ich hatte so auf deine Stärke gehofft. Die ganze Ewigkeit hätten wir für uns zusammen gehabt. Nie wieder hätte uns etwas trennen können. Und nun ist alles aus. Und dabei ich habe mich so nach dir gesehnt die ganze Zeit, und gehofft das du es schaffst die Prüfung zu bestehen".

"Breathe, breathe in the air. Don't be afraid to care. Leave but don't leave me. Look around and choose your own ground. Long you live and high you fly And smiles you'll give and tears you'll cry And all you touch and all you see - Is all your life will ever be".
(Atme ein, hole tief Luft. Hab´ keine Furcht, dich zu sorgen. Geh, aber verlass mich nicht. Schau dich um, such dir deinen Platz. Lang sollst du leben, es zu etwas bringen, Und das Lächeln, dass du spendest und die Tränen, die du vergießt Und alles, was du berührst und anfasst, Ist alles, was dein Leben je ausmachen wird.)

Wir singen es gemeinsam mit. Auch sie hatte diese Scheibe so sehr geliebt.
Und für den Moment ist alles so logisch – so klar. Mir dröhnt der Schädel, und kotzelend versuche ich nach ihr zu greifen - um Halt zu finden? Aber ich bin schon wieder alleine.

Ein Trümmerfeld.
Das halbe Bier ins Bett gekippt, und mein Zaubertrank steht immer noch auf dem Nachtschrank, und wartet auf den Verzehr. Ich bin vorher umgekippt und weggeflogen! Scheiß Tra-Bus, die letzten zwei waren wohl doch zuviel für mich gewesen? "Warum lässt du mich hier alleine zurück", schluchze ich ihr nach, wohlwissend was sie mir sagen wollte, mit ihrem Auftritt.

Eine kleine Pille nur – nur zum Aufmuntern.
Ein solches kleines süßes Dragee – BITTE !!!

Aber ich erlaube mir nichts mehr.
Ich ekel mich vor mir selber. Um ein Haar hätte ich in meinem Wahn alles zerstört. Meine einzige Hoffnung auf Linderung nach dem Tode verspielt. Selbst wenn der Schädel noch so dröhnt, und das Denken mir schwer fällt, ich hatte diese Warnung verstanden.

Wie zum Hohn läuft ausgerechnet jetzt der Titel 'Time' von der CD.
"... the sun is the same in a relative way but you're older, Shorter of breath and one day closer to death …"
(...die Sonne ist dieselbe, irgendwie, doch du bist älter, kurzatmiger und einem Tag näher dem Tod ...)

Egal, jetzt sterbe ich vor Kopfschmerzen und dem Bewusstsein auf ein 'normales Ende' warten zu müssen. Suizid – dieses Wort ist mit sofortiger Wirkung für immer und ewig aus meinem Hirn gestrichen. Soviel ist jedenfalls sicher.

Ob es helfen wird?

"… the time is gone, the song is over, Thought I'd something more to say."
(... vorbei die Zeit, das Lied ist aus - Dachte, ich hätt' mehr zu sagen.)

Wir werden sehen, es gibt genug 'legale' Mittel es zu beschleunigen. Schau dir meinen Körper an, und du wirst verstehen. Aber nun muss ich erst mal pennen und mich von dem Abend erholen. Die Scheibe ist auch schon wieder zu Ende. Da ist er, der Herzschlag der langsam immer leiser wird, und die Stimme die die einzige glaubhafte Wahrheit kund tut.

"There is no dark side of the moon really. Matter of fact it's all dark."
("Es gibt eigentlich keine dunkle Seite des Mondes. In Wirklichkeit ist alles dunkel.")

und der Herzschlag verschwindet in der Ferne ...


Fazit:
tja, und so lebe ich noch immer ... und warte ...


Gewidmet:
meiner Frau, die mich zum Menschen machte - und viel zu früh starb ...


Anmerkung:
Tischler sagt: "Das soll keine Werbung für eine CD sein!"




Weihnacht-Spaziergang.
Erzählung zum Thema Einsamkeit.

Weihnachten - anno 1972 - ein Denkanstoß ...?
Gewidmet allen 'Heimatlosen, Namenlosen, Verstoßenen und Missachteten' zu Weihnachten. Der andere Seite unser 'bunten Glitzer-Gesellschaft' ... vor der wir alle gern die Augen verschließen.


Markt und Straßen stehn verlassen, still erleuchtet jedes Haus.
Sinnend geh ich durch die Gassen, alles sieht so festlich aus ...

Von wegen!
Obwohl, die Strassen sind wirklich leer. Still ist es auch. Stimmt schon, irgendwie. Aber ich kann nicht sagen, dass ich das festlich - oder gar romantisch finde.

Im Gegenteil.
Mir geht’s sogar richtig dreckig dabei!
Ich gehe nicht 'Sinnend durch die Gassen'.
Ich renne ziel- und heimatlos hier rum.
Weiß nicht wo ich hin soll - an so einem Tag.

Mist, langsam wirds nasskalt – Nieselregen statt Schnee. Hab ja noch nicht mal richtige Klamotten oder Schuhe – für dies Wetter.

Bin irgendwie am Bahnhof gelandet.
S-Bahn nach Hamburg – keine Ahnung wozu, ist warm da drin.

Fahrkarte?
Nee, heute nicht, kommt eh keine Kontrolle – sind alle bei der Familie.
Fest der Familie eben, hab ich aber nicht – nichts hab ich.

Ein möbliertes Zimmer, über der Küche meines Meisters, das hab ich. Bett, Stuhl, Tisch und Schrank – das wars. Damenbesuch verboten - auch das noch! Nicht mal Musik kann ich anmachen, ohne das es Streit und Ärger gibt – der Sack. Und dann, am nächstenTag auf der Arbeit, den ganzen Tag sein dummes Gelaber. Wie laut ich wieder war! Wohnen und arbeiten unter einem Dach – tolle Idee. Na ja, war nicht meine gewesen – diese Idee.

Nee, sicher nicht.
Hatte ich dem Heimleiter zu verdanken. (na ja - mir selbst, stimmt schon)
Sein großer Tag, als ich endlich mit der Lehre fertig war.
Am selben Tag noch musste ich zu ihm ins Büro.

"In einer Woche bist du spätestens hier raus. Und dann Hausverbot – Lebenslang".

Er hatte es genossen! - Warum?
Seine ganz private Rache – ist ne andere Geschichte, das mit Susi – seiner Geliebten und mir ... konnte ich nichts gegen machen, war mir auch klar – Hausrecht und so.

Tja, das war im August -
dann hat Rolfie mit meinem Meister den Deal gemacht.

Da haben wir jetzt also den Salat.
Nichts hab ich mehr – kein Zufluchtsort.

"Hamburg Hauptbahnhof – Sie haben Anschluss an die U3, U4 und S1, S2" – dröhnt es, schwer verständlich, aus den Bahnhofslautsprechern.

Ich bleib sitzen, bis Aumühle geht es noch weiter.
Einfach treiben lassen, Zeit totschlagen - egal wie.
Warm ist es, und leer - hab noch immer das Abteil für mich allein.

Heiligabend eben - nirgends was los.
Wohin also – statt S-Bahn fahren?

Nee, Rolfie geht nicht – der hat Dienst im Heim, da darf ich nicht hin.
Der Heimleiter ruft gleich die Bullen - schon getestet.

Mein ganzes Leben lang waren an diesem Tag immer viele Menschen, andere Kinder um mich herum. Und jetzt?

Alles weg, menschenleere Welt.

War kein großer Umzug – seinerzeit. Ein paar Hosen, paar Hemden, etwas Unterwäsche, Pullis, zwei Paar Schuhe und ne Jacke - mehr hab ich nicht. Ach doch – einen Plattenspieler hab ich. Nichts dolles, aber immerhin - ein Geschenk von der Nachtwache im Heim.

Verstehe ich immer noch nicht, warum diese Frau mich so mochte. Das sie mir den schenkte!? Hab mich zu ihr ins Büro gesetzt, irgendwann mal, und mit ihr geredet. Das gefiel ihr, war ne nette ältere Dame - ging auf die sechzig zu. Sie liebte unsere Unterhaltungen, mehr als ihre Romane. Hat mich oft mit runter genommen ins Büro - wenn alle Anderen schliefen. Ich schlief eh nie viel - fiese Träume und so – ewig schon. Ich mochte sie - wie ne Oma eben, die ich auch nie hatte.

So schenkte sie mir den Plattendreher zum Abschied – sie vermisste mich bestimmt.
Aber was nützt ein Plattendreher, wenn man nur Ärger bekommt – sobald der mal an ist? Fernseher hatte ich gar nicht.

Und - sonst noch was wichtiges dies Jahr?
Oh ja - ich weiß wer meine Mutter ist – endlich!
Eines Nachts hab ich mich 'illegal' ins Büro gesetzt ...
die Nachtwache war krank, nicht da.
Meine Akte gelesen – komplett, die ganze Nacht durch.
So erfahren wie meine Mutter heißt – woher sie kommt –
mein Ursprung eben.

"Aumühle, Endstation, bitte alle Aussteigen – der Zug endet hier", quäkt der Bahnhofslautsprecher vor sich hin. Wisch mir die Tränen weg und steige um - in die erste Klasse.

Keine Angst vor Kontrolle?
Und wenn schon - die würden gnädig sein, an so einem Tag - Heiligabend.

Jetzt also wieder zurück – die ganze Strecke rückwärts.

Scheiße ... meine Mutter - ein Stück Papier, ein Name nur. Kein Geruch, kein Geschmack, kein Bild, keine Erinnerungen ... Nichts!

Und, was war sonst noch?
Nicht viel!

Eine 'Alte' hab ich zur Zeit nicht.
Bin unglücklich verliebt, bis über beide Ohren.
Marianne, Walters Freundin – könnte meine 'erste große Liebe' sein.

Nee, ne 'Alte' vom Freund angraben – geht gar nicht, 'Männer-Ehre'! Tat schön weh, die Beiden zu sehen – wenn sie sich knutschten und so. Aber egal, bin Rudi Knallhart – mein Spitzname Tischler – ein Leben lang[?].

1972, Weihnachten.
Mein letztes, für immer – ich schwöre!

Zeit vergeht – zieht sich zäh wie heißer Teer dahin.

Bin hin und her gefahren, immer wieder.
Fast immer das leere Abteil, so gut wie keine Menschen unterwegs. Nur ein paar Arbeiter – irgendwann abends, Schichtwechsel im Hafen. Keine Ahnung wann, hab keine Uhr um – bin Zeitlos.

Marianne – süße kleine Narbe an der Oberlippe, vom Vater im Suff ...
Diese Augen ... grün ...

Eintöniges Rattern der Bahn, Dunkelheit draußen – nichts zu erkennen ...
Eine leere Welt, nur der S-Bahnwagen, meine Gedanken und ich.

Letzte Bahn kommt um 0.32 Uhr wieder 'Zuhause' an.
Feierabend, aus die Maus.

Bin dann auf meine Bude zurück, war ja alles dunkel im Haus – Endlich!
Keine Weihnachtslieder mehr, die hoch zu mir dröhnen, mich quälen. Mir klar machen, wie einsam und verlassen ich bin! Überflüssig, störend, unerwünscht - mein ganzes Leben schon.

Egal, zwei Tage noch, dann ist Weihnachten vorbei – ENDLICH !!!

"...eh Alter? – – Gehts wieder, alles unter Kontrolle?".
"Tischler?", ruft mein Ego mich zurück aus den Gedanken, passt auf mich auf.

"Yep, aber Weihnachten - mit mir nie wieder, nicht mit mir – echt nicht, tat einfach zu weh", quäle ich mir mühsam ab.


Anmerkung:
Weihnachten allein – Versuch es Dir vorzustellen, das es Dir passiert ...
Also, lasst keinen hängen - ob Bruder, Schwester, Vater, Mutter, Opa, Oma - Verwandte oder Freunde – unwichtig, der alte Streit!

Tischler sagt:
"Ich habe mir gegenüber Wort gehalten! Weihnachten - für mich gab es das nie wieder."




heute ist ein besonderer Tag.Gedanke zum Thema Trennung.

Heute ist ein besonderer Tag
... denn heute gibt es etwas ganz Besonderes bei mir.

Fleisch!
Ein schönes Stück Fleisch. Saftig, und so frisch, dass es fast noch warm ist. Ein schieres Stück, ohne Fett und Sehnen.

Deshalb stehe ich hier in der Küche und grüble über meine alten Lieblingsrezepte nach. Es ist schon so verdammt lange her, dass ich mir ein solches Festmahl zubereitet habe, so das ich mich kaum noch an die benötigten Zutaten erinnern kann.

Eigentlich bin ich kein Fleischfresser mehr, kann dem schon lange nichts mehr abgewinnen. War nicht immer so, habe damals Unmengen davon verschlungen. Nur eben ohne den Genuss, den ich mir jetzt im Alter aber endlich gönnen will. Ja, es soll etwas außergewöhnliches für mich bleiben, deshalb meine Sorgfalt bei der Suche nach einem Rezept und den Zutaten.

Rotwein habe ich ja noch, auch wenn die Flasche schon seit langem offen ist – im Kühlschrank sollte sie gehalten haben. Ist ja eh nur der billige Fusel, den ich mir mal zum Kochen gegönnt habe. Ansonsten gibt es solchen Kram bei mir nicht, konnte mich nie mit dem Saft vergammelter Weintrauben anfreunden. Aber eine leckere Soße kann man halt nur mit einem Wein zubereiten.

Und Pfifferling, ja, das hat doch was. Mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen. Als Beilage sehe ich schon dampfende Kartoffelknödel vor mir auf dem Teller liegen ... oh man ist das lecker.

Aber das Fleisch?
Mit jeder Minute wird es weniger ansehnlich, verliert seine zartrote Farbe. Ich muss doch erst die Zutaten einkaufen, hab doch nichts mehr von dem Kram im Haus.

Na ja, war halt zu plötzlich und unerwartet, wenn doch auch absehbar!

Als du mir dieses schöne Stück Fleisch schenktest, da traf mich völlig das unvorbereitet, und so ließ ich es dir noch lange Zeit, sparte es mir für später auf. Fast hatte ich es schon vergessen, aber gerade hattest du mich wieder daran erinnert, wolltest mich, ohne diese Schuld zu begleichen, verlassen. Kein Problem für mich, dass du endgültig gehen wolltest, aber das Stück Fleisch habe ich mir noch genommen, denn das warst du mir eben noch schuldig.

Obwohl ...
Wie schon erwähnt, eigentlich mache ich mir schon lange nichts mehr aus Fleisch. Das ich hier in der Küche stehe, mir überhaupt die Mühe mache, mir aus deinem Geschenk ein leckeres Mahl bereiten zu wollen, ist ein Zeichen meiner übergroßen Liebe zu dir!

JA.
Denn es ist ja nicht nur so, dass ich mir nichts mehr aus Fleisch mache, nein!
Schon als Kind habe ich Innereien gehasst, das Würgen nur bei dem Anblick bekommen. Mit Grausen denke ich an alten Zeiten und die widerlichen Hühnerherzen, Mägen, Schweinenieren und Schweineleber zurück, die da auf meinem Teller lagen – die ich unter Prügel in mich reinstopfen musste.

Aber dies hier, dass ist doch etwas anderes, denn immerhin ...
Es ist Dein Herz, dass du mir einst schenktest, und das ich dir heute genommen habe - um es endlich zu verspeisen!


Anmerkung:
...das Gericht darf gerne nachgekocht werden!




Kennst du diesen Satz.
Szene zum Thema Erziehung.

Eine zeitlang hätte ich dem Satz, um den es hier gehen soll, sogar bereitwillig zugestimmt.
Nein, nicht weil ich so veranlagt bin. Der Grund dafür, diesem Satz zuzustimmen, hätte auch nicht auf meiner Seite gelegen, und wäre auch nur ein Kompromiss von mir gewesen, um doch noch irgendwie mit ihnen in engeren Kontakt zu kommen. Jedenfalls war mir nach langer Zeit der Gedanke gekommen, dass sie scheinbar nur auf diese Weise einen engeren Kontakt für möglich, nötig und / oder wünschenswert gehalten haben.

Aber so genau weiß ich das nicht, und die Ursachenforschung, warum sie sich so verhalten haben, kann schlechterdings meine Aufgabe sein. An mir ist es lediglich zu vergessen, und nicht den vorgelebten Verhaltensweisen zu folgen.

Und zu vergeben, wird manch einer jetzt sagen wollen … nun ja.

Ach, ich schulde ja noch den Satz, um den es ging …

"Du bettelst wohl um Schläge".
Wenn sie gewusst hätten, dass es an dem war, da nur so überhaupt eine Art Körperkontakt zu ihnen möglich war … wer weiß, hätten sie dann auch einfach mal so den Körperkontakt zu mir gesucht - so ganz ohne Schläge, oder hätte das ihren Vorlieben nur Auftrieb gegeben?

Warum dieser Text?
Gestern, auf dem Weg zur Bank, da hörte ich genau diesen Satz - und hatte sofort wieder diese Bilder und diese Worte aus meiner eigenen Kindheit im Kopf …




Ich bin krank.
Sozialdrama zum Thema Krankheit.

Ich bin krank, leide an einer Krankheit, die sich wie die Pest durch die modernen Länder dieser Welt frisst. Zuerst litt ich ja nur an einer Mangel-Erscheinungen, die aber doch, wie ich inzwischen weiß, zumeist wesentlich schwerere Krankheiten nach sich zieht, als der Skorbut es früher vermochte.

Auslöser war ein ganz simpler Faktor, den ich, durch eigene Dummheit, auch noch verstärkt habe, statt rechtzeitig darauf zu reagieren und zu bekämpfen. Kann sein, dass es auch nur daran liegt, dass dieser Faktor nicht wirklich greifbar ist, nicht physisch jedenfalls. Man kann ihn ja schließlich überhaupt nur als abstrakten Begriff erfassen, denn er passt sich, genau wie hochgefährliche Killerviren, den Gegebenheiten zuerst widerstandslos und unmerklich an.

Und so bemerkt man es immer erst, wenn es viel zu spät ist!Sich schon ganz andere, schwerer wiegende Krankheiten ausgebildet haben, denn diese Mangel-Erscheinung an sich ist nur der Keim, auf dem sich alles andere gründet - so zusagen die 'Petri-Schale'.

Obwohl doch alle Menschen jeden Tag gleich viel davon haben, gibt es eben doch einen Anteil, zu dem auch ich gehört habe, der trotzdem der Meinung ist, dass SIE nicht genug davon bekommen haben. Und damit ist dann der Grundstein ins Verderben gelegt.

Erstes Symptom ist immer der selbe Satz, den diese infizierten Menschen von sich geben:

Ich habe keine -
oder in abgeschwächter Form, wenn der Erreger noch nicht zu übermächtig ist
Ich habe zu wenig -
ZEIT !

Im End-Stadium nennt man die Krankheit: 'Burn-Out'.


Anmerkung:
ja sicher, inspiriert durch DICH!



denken, träumen, fühlen.
Epos zum Thema Chaos.

Der Gedanke an Gefühle von denen ich träume,
oder doch nur das Gefühl davon geträumt zu haben -
wieder daran denken zu können?

Ich denke – also bin ich!
Ich träume – also war ich.
Ich fühle – also sterbe ich?

Vielleicht ja auch nur der Traum davon,
wieder Gefühle zulassen zu können,
statt immer nur daran zu denken?

Ich träume – also bin ich!
Ich fühle – also war ich.
Ich denke – also sterbe ich?

Das Gefühl alle Träume davon
für immer unter Verschluss halten zu müssen –
der Gedanke daran einfach ist übermächtig!

Ich fühle – also bin ich!
Ich denke – also war ich.
Ich träume – also sterbe ich?

Die Gedanken,
die sich endlos im Kreis drehen,
endlich durchbrechen zu können –
davon träume ich schon viel zu lange,
das fühle ich.

Den Traum von Gefühlen -
die einen gedankenlos Handeln lassen,
einfach aus dem Gefühl heraus,
ohne Kontrolle und den ewigen Gedanken -
an das Chaos, dass die Gefühle bewirken können –
aufgeben?

Ich denke –
an Träume und Gefühle –
also bin ich!

Ich träume –
von Gedanken und Gefühlen –
also war ich!

Ich fühle –
geträumte Gedanken und gedachte Träume –
also lebe ich!


Anmerkung:
gewidmet ...




Analyse einer depressiven Phase.
Epos zum Thema Depression.

I. Fragen:

Was machen? Aufstehen - wozu?
Sich im Kummer suhlen, ans Sterben denken - für wen?
Sich erheben und von vorne anfangen - und dann?
An eine Zukunft für dich glauben - wie?
Liegen bleiben, an alte Zeiten denken - mit wem?

II. Hoffnungen:

Sich seiner selbst bewusst werden.
Nach vorne sehen.
Die Hoffnungen auf alte Freuden aufleben lassen.
Die Möglichkeit eines Wunders nicht verleugnen.
So kann der Weg neu aufgenommen werden, das kann es sein!

III. Zweifel:

Aber der Schmerz in dir, der dir das Denken unmöglich macht.
Kommunikation ist unmöglich, da für dich die Welt menschenleer ist.
Egal ob du vor die Tür gehst, oder aber in deiner Höhle bleibst ...
Es gibt doch nichts was dir Mut machen kann!
Keiner mehr da der dir hilft oder der dich treibt.

In den Zeiten, als du noch glaubtest das es Zeiten gibt, in denen man an Zeiten glauben kann in denen alles anders werden kann, da war der Weg für dich klar. Es gab keine Zweifel oder Ausweglosigkeit. Es gab auch noch Menschen, an denen du sehen konntest das du vom Weg abgekommen warst.

IV. mehr Fragen:

Aber so? Wo war die Zeit geblieben von damals - vorbei?
Wohin sind all die Menschen - ausgestorben?
Wieso ist der Weg verschwunden - zu Ende?

V. Existenz-Zweifel:

Was, wenn niemand mehr da ist der deine Vergangenheit kennt, den Augenblick miterlebt, deine Zukunft teilt? Sagt man nicht, solange noch ein Mensch an dich denkt oder sich an deine Existenz erinnert, bist du nicht tot?

Was aber wenn es keiner mehr macht? Wenn du für niemanden mehr wichtig genug bist, so das er an dich denkt? Was, wenn es keine sichtbaren Zeichen für deine Vergangenheit im Leben anderer gibt, so dass du in Vergessenheit versinkst?

Bist du dann gestorben?

VI. fragwürdige Erkenntnis:

Das ist also doch schon die andere Seite - deswegen alles leer und sinnlos.

Wie sollte auch jemand da sein im Reich zwischen hüben und drüben. Neue Räume müssen erst eingerichtet werde, bevor sie sich mit Leben füllen können. Du musst ganz alleine bestimmen, wie sich die Räume zu gestalten haben, ohne die alt hergebrachten Vorstellungen aus der Vergangenheit. Wenn man ohne Hab und Gut gekommen ist, hat man nichts um sich seine vertraute Welt erneut zu erschaffen.

VII. rettende Allgemeinplätze:

Man muss immer erst alles verlieren,
um den Weg zum Besseren frei zu haben.

Du bist noch nie als der selbe Mensch auferstanden -
als der du zerstört wurdest.

Nach keiner Sekunde deines Seins -
bist du nicht um diese Sekunde gealtert.

Es gibt keinen Stillstand -
für nichts und niemand.

In dem Augenblick, in dem etwas passiert -
ist es auch schon Vergangenheit.

Nur die Erinnerung an Geschehnisse -
macht einem bewusst das es sie gab.

VIII. noch mehr Fragen:

Würde das aber nicht auch bedeuten, dass man - wenn man vergisst - Dinge ungeschehen macht? Hat es mich nie gegeben, oder gibt es mich nur jetzt nicht mehr? Ich bin also an dem Leben das ich leben sollte - oder wollte - gescheitert und dadurch aus diesem Leben ausgeschieden?

IX. Feststellung:

Aber ich bin doch noch, ich denke und fühle, also muss ich doch sein.

X. und noch mehr Fragen:

Lebe ich nur noch, da ich mich an mich selber erinnere?
Habe ich Platz gemacht für neues Leben?
Werde ich so gezwungen ein neues besseres Leben anfangen?

Ist die Zeit für etwas neues etwas besseres reif,
oder ist eine Zwangspause für die Seele fällig?

Oder ist ganz einfach ein anderer Mensch da, für den ich wichtiger bin,
als für die Personen die mein bisheriges Leben ausmachten?

XI. Resignation und vorläufiges Fazit:

Wenn Seelen zu zerbrechen drohen, werden sie außer Verkehr gezogen um sich zu erholen. Diese Menschen mit den verlorenen Seelen können dann am Leben nicht mehr teilhaben, fallen in einen dem Tode ähnlichen Zustand. Es folgen teilnahmslose Gleichgültigkeit, Starrheit und festklammern an gewohnte Rituale, um diesen Zustand zu überstehen. Die einzige Möglichkeit den Körper bis zur Rückkehr der Seele, die neu geboren aus dem Scheitern entsteht, am Leben erhalten.

Pause und zurück zu I.


Anmerkung:
Kreislauf, du einzige Verlässlichkeit ...




A.M.O.K.
Szene zum Thema Besessenheit.

Lange Zeit dachte ich, das es Geld wäre, um meine Probleme mit der Welt in den Griff zu bekommen. War es aber nicht. Geld hatte ich inzwischen. Mehr als ich brauchte. Lag hier überall rum, wegen der Behörden. Den traue ich nicht. Die haben mir zu oft alles was mir wichtig war weggenommen.

Einen geilen MP3-Player hatte ich mir inzwischen zugelegt. Den trug ich immer, sobald ich meine Bude mal verlassen musste. Hab extra einen von den guten alten Kopfhörern dafür genommen. Der hatte nicht nur den besseren Sound, als diese komischen neumodischen, sondern zeigte den Leuten auch schon von weitem das man seine Ruhe haben wollte. Waren nicht zu übersehen, diese großen Muscheln und der Bügel.

Wenn möglich, ging ich eh nur nachts aus dem Haus.
Dann war das endlich 'meine' Welt.
Keine Menschen mehr anzutreffen, nachts um zwei oder drei Uhr.

Das war mein Problem mit dieser Welt.

Diese Menschen ...
Unerträglich, das Pack. Verlogen, verkommen und immer nur auf den eigenen Vorteil bedacht! Und wehe, man passte nicht 'in die Norm' die das Pack machte. Nicht auszuhalten, was die sich so alles einfallen lassen, um zu versuchen mich auch in ihre kleinbürgerlichen Vorstellungen zu pressen.

Nur, ich war härter als sie alle. Keine Behörde hatte es je geschafft mich zu brechen. Unbeugsam war ich! Lieber verrecke ich, als klein beizugeben. Mit mir nicht mehr - Nie wieder, war sogar im Knast – kein Problem!

Einen Plan hatte ich mir gemacht, irgendwann fing das an.
Hat mein Denken für immer beeinflusst. Lange Zeit ja nur unterschwellig. Schwirrte da immer rum, im Kopf, aber nicht fassbar. Hatte sich verselbstständigt, dieser Gedanke und Plan. Nicht das übliche scheiß Gemisch aus Aktion und Gewalt, mit einem glücklichem Ende für die Menschheit. Das gab es schon in meiner Rohfassung nicht. Die in meinem Unterbewusstsein meine ich. Irgendwann war dann das Produkt so weit ausgegoren, das es sich an die Oberfläche meiner Gedanken traute. Sich mir bekannt machte.

Ich war echt überwältigt davon.
Hatte schon etwas großes und endgültiges. Genau meine Wellenlänge eben. Na, was für ein Wunder, war ja auch mein Hirn entsprungen. Jetzt muss ich das Ganze nur ausführbar machen. Nach meiner eigenen Einschätzung, würde ich ja noch einige Jahre leben, und da mussten dann schon einige Vorkehrungen getroffen werden, um Überleben zu können. Dann, wenn endlich keine weiteren Menschen, außer mir, mehr auf der Welt sind, würden die ganzen scheiß AKW’s ja weiterlaufen und irgendwann in die Luft gehen.

Das fehlte mir dann noch. Endlich im Paradies, und dann alles von den hirnlosen geldgeilen Fanatikern der Atom-Lobby nachträglich verseucht! Und es musste, vom Zeitplan her, auch so liegen, das es dieses Gesindel erwischt, wenn sie in den Betten liegen. Nicht die Strassen und Plätze mit ihren Autos verstopfen würden. Ich wollte freie Bahn - für den letzten der Menschheit. Große Strecken schnell und problemlos überbrücken können. Zurück in Richtung 'Wiege der Menschheit'. Den Kreis schließen, in warmen Gefilden.

Mein Überleben, von den Grundlagen her, ist kein Problem. Ich brauche nur etwas Essen, Trinken, Schlafen. Mehr nicht. Millionen von Konserven jeglicher Art und Getränke kann ich mir holen wo ich will. Sind ewig haltbar, kein Problem. Außerdem kann ich jagen. So richtig meine ich. Schlingen legen, schießen, angeln. Hab ich alles in meiner Kindheit noch gelernt. Wild jagen, töten und zerlegen, eine meiner kleineren Übungen.

Mache ich mindestens einmal im Jahr. Man muss ja in Übung bleiben. Überlebenstraining bei der Bundeswehr, das hatte mich auf den Geschmack gebracht. Bin jedes Jahr für einige Wochen in Schweden im Wald. Nächste Gebäude (nur eine Scheune) ungefähr 95 Km entfernt. Nur mit den üblichen althergebrachten und überlebenswichtigen Geräten ausgestattet. Einfach, und unter allen erdenklichen Bedingungen brauchbar - müssen die sein.

Lautlos vor allen Dingen. Keine lauten Waffen. Will nicht das durch Zufall irgendeiner auf mich aufmerksam wird. Muss üben, bin alleine auf der Welt - Keine Menschen weit und breit. Feuer wird klein und rauchlos gemacht, wie damals bei den Indianern. Tags über. Sicher ist sicher. Will nicht entdeckt werden. Ist alles illegal – mein Treiben.

Hab mich auf Silvester festgelegt.
Irgendwann zwischen drei und sechs Uhr morgens. Sind alle besoffen in den Betten oder so, und pennen. Strassen frei – in alle Richtungen!

Dann werde ich den Knopf drücken.
Das Ende der Menschheit auslösen.
Sekundenschnell.
Nichts mehr da – nichts mehr mit Menschen.
Hat es nie gegeben – Milliarden davon.

Einfach weg – alle, auch DU.
Endlich eine lebenswerte Welt ... so ohne euch Anderen.
Scheiß auf euch!

Von wegen das darf ich nicht.
Ich darf alles, ist keiner mehr da der mault oder droht!

Kein dickes Auto – Porsche oder so eine Scheiße.
Robust und zuverlässig muss es sein.
Ja sicher, einige tausend Kilometer muss der machen.
Ist weit bis nach Afrika – der Wiege der Menschheit!
Hasse es mich umzugewöhnen, will nicht andauernd umsteigen - unterwegs.

Endlich wieder richtiger Mensch.
Mit List und aus eigener Kraft überleben.
Nicht mit Geld, Betrug und Verrat, so eine Scheiße wie ihr es gern treibt.
Fressen und gefressen werden.
Ganz real - Leben eben!
Der Stärkere gewinnt.

Hätte ich es doch bloß schon Jahre früher gemacht.


Anmerkung:

Ausgegrenzt
Missachted
Ohnmächtig
Krank




Impressum
Tag der Veröffentlichung: 24.03.2014
Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Danke für das Cover, Mara ...
Die Skulptur auf dem Titelblatt ist ebenfalls von Mara.

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