Sonntag, 22. November 2015

Obdachlos

Akrostichon zum Thema Winter


Nachts fehlen mir warme Orte,
Obdachlos bin ich schon lang.
Verfroren ringe ich um Worte,
Eitelkeit steht mir nicht an.
Mitleidlos sind eure Blicke,
Betteln ists, was ich nicht kann.
Erfroren unter einer Brücke,
Ruh ich jetzt, bis irgendwann!




Infos: http://kaeltebusse.de/



Dienstag, 3. November 2015

Innenwelt

Gedanken-Gedicht zum Thema Innenwelt


GedankenSplitter
grausam, bitter,
entzünden sich in meinem Gehirn.

Ohnmacht
vergiftet das Blut,
mit ständigem Hass und unbändiger Wut.

Bewusstsein getrübt,
wie im Fieberwahn,
lenkt mein Denken in die falsche Bahn.

Schlaflosigkeit
macht sich breit,
sitze ständig nur rum, zu nichts mehr bereit.

Zukunft
gewesen, darum betrogen,
als Möglichkeit an mir vorbeigezogen.

Vergangenheit
ohne ihr zu entrinnen,
wird weiterhin das Denken bestimmen.




Montag, 2. November 2015

Nordsee – ist Mordsee

Prosadichtung zum Thema Natur

[Untertitel: Herbst-Reise nach Helgoland]

Dort, wo aus salzigem Nass
Wasser sich türmt,
versinken Sehnsüchte -
im Auf und Nieder der Gezeiten.

Klippen aus Gestein,
zerklüftet und wild,
von Wellen umtobt,
dem salzigen Nass geküsst.

Kahle, einsame Klippen
fliegen vorbei
an Booten und Schiffen...
so klein am Horizont.

Wer niemanden hat,
der ist dort einsam,
und wer jemand hat,
der bleibt dort allein.


Ist so manch ein Schiff
auch dort versunken,
manch ein Seemann
sogar dort ertrunken,
und doch hängt mein Herz daran:

An der stürmischen See,
den salzigen Wellen,
der kargen Landschaft
die von ihnen umspült.




Dienstag, 27. Oktober 2015

Depression

Akrostichon zum Thema Innenwelt


Dunkelheit, im Geist und Leben,
Einsamkeit, im Kopf und Herz,
Panik kann sich leicht ergeben -
Rastlos flüchtend vor dem Schmerz!
Einsamkeit hält mich umfangen,
Sinnlos ist der Sonnenschein,
Schwermütig vor lauter Bangen -
Immer mehr bleib ich allein.
Ohnmacht gegen die Gedanken,
Nachts - vom Tod, um frei zu sein. 




Mittwoch, 23. September 2015

Wie ein Wolf

Kurzprosa zum Thema Muse

Ich stecke in der Krise, Depression.
Inflation der Gefühle, Träume liegen brach –
unausgesprochen.

Düster blicke ich in die Zukunft ...
aber deine ungebremste Gelassenheit gibt mir
meine Zuversicht und Spontaneität langsam zurück.

Deine Worte fresse ich,
wie ein Wolf seine Beute verschlingt.

Ich schreibe sie auf ...
auf das mir deine Worte
immer wieder neue Hoffnung geben.

Anmerkung:
gewidmet ...


Samstag, 12. September 2015

Vom Erinnern und Erkennen

Beschreibung zum Thema Krankheit.

Heute habe ich, das erste Mal seit zirka 30 Jahren, das Beatles-Album ‘Abby Road’ gehört. Sofort war jeder Titel wieder in meinem Gedächtnis, schon nach der ersten Note des ersten Songs. Alles auf Anhieb wiedererkannt, sogar die Texte waren wieder präsent. Nicht weiter verwunderlich, da wir diese Songs, damals bei unseren Auftritten, unter anderem auch gespielt hatten.

Was mich eigentlich daran stört ist, dass es bei der Musik nach wie vor klappt ... mit dem Erinnern und Erkennen meine ich - aber bei den Menschen die mich umgeben nicht mehr!



Donnerstag, 27. August 2015

Der Moment der Klarheit

Szene zum Thema Entfremdung

... und endlich erkenne ich, wie Hoffnung in deinen Augen wieder auflebt.

Auf seltsame Weise ist es uns beiden plötzlich klar, wie wir die Tränen bezwingen können, die drohen die letzten Funken unserer Liebe zu löschen. Es ist so einfach, jetzt, wenn wir mit geschlossenen Augen hier zusammen liegen. Nichts mehr da, was uns noch stören könnte, alles verdrängt.

Ich öffne die Augen und strecke unwillkürlich meine Hand aus, um dein weiches Haar zu berühren. Alles nur, um mir wirklich sicher zu sein, dass du noch da bist. Zugegeben, ich hatte wirklich schon befürchtet ...

Aber ich hatte Glück, denn du warst noch da, dicht neben mir. Ich hätte es auch keinen Moment länger alleine aushalten können!

Aber der Moment der Klarheit, der ist schon wieder verblasst ... von uns beiden ungenutzt, wie es Liebende manchmal so tun.

Ich fühle zum ersten mal, dass wirklich alles vorbei ist. Dabei warst du doch meine alltägliche Ausrede dafür, dass ich blind, taub und stumm meine Zeit vergeuden konnte.

... ich hätte niemals gedacht, dass es zwischen dir und mir so enden würde, und ich muss zugeben, ich mag es garnicht ... dass ich vom UNS einfach so verlassen werde.




Sonntag, 16. August 2015

Hast du nicht schon mal

Lyrischer Prosatext zum Thema Gewissen


Hast du nicht schon mal,
in einer schlaflosen Nacht -
einen anderen Menschen umgebracht?

Wolltest du dir die Genugtuung geben,
zu bestimmen über das Ende -
von dessen Leben.

Aus Hass oder Zorn, aus bitteren Leid,
und ging es dann schnell -
oder hattest du Zeit?

Und als er am Boden lag, so kalt und tot,
ging es dir dann besser -
mit deiner Not?

Der Sarg, in dem deine Träume liegen,
von der Rache, dem Traum -
deinen Schmerz zu besiegen.

Dein Hass und dein Zorn, dein so bitteres Leid,
davongetragen -
nach so langer Zeit.


Die Schritte, das Schaukel, das sanfte Wiegen -
als sie mit ihnen die Stufen abstiegen.


Fortgetragen in dem Sarg,
hast du dann bei dir nachgefragt -
konnte das dein Leid aufwiegen?

Hast du dich selber nie gefragt,
ob es auch wirklich nur an ihm lag -
dass es deinen Hass so gab?

All diese Zeit, die verlorenen Stunden,
unterdrückte Gefühle -
selbst nichts mehr empfunden.

Nur diesen Hass, diesen Zorn, diesen Schmerz,
für nichts anderes Platz mehr -
in deinem Herz.

Statt zu lieben nur hassen,
zuviel geweint statt gelacht -
das hat dich fürs Leben zu hart gemacht.

Doch beruhig dich, es wird in deinem Leben -
bestimmt noch viele Tote geben.

Zum Leben und Fühlen, zum Lieben und Hassen -
dafür gibt es da draußen noch riesige Massen.

Dieses drängeln an den vollen Kassen,
das gibt dir nun auch schon -
genug Grund zum Hassen.

Es wird schon bald wieder passieren, neue Mordarten -
im Kopf wirst du sie ausprobieren.



Hast du schon mal,
in einer schlaflosen Nacht -
einen komplett neuen Menschen gemacht?

Mit viel Liebe und Lust, dich hingegeben,
und gezeugt voller Lust – ein ganz neues Leben?

Dich gefreut, es geliebt, ihm alles gegeben -
diesem neuem und noch so unschuldigem Leben?

Es gefüttert, gebadet, auf Händen getragen -
wolltest vielleicht ein zweites Kind wagen?

Dort liegt es, im Sarg nun, wird davongetragen,
weil einer wie du -
wollte mutig es wagen.

Spät in der Nacht, einem anderem Leben,
nach seinem Gutdünken -
ein Ende geben.


Die Schritte, das Schaukel, das sanfte Wiegen -
als sie mit ihm die Stufen abstiegen.


Dein Schluchzen, dein Jammern,
dein Wimmern und Schrein, dein Wissen -
das kannst du nie verzeihen.

So schließt sich der Kreis, aus Hass und aus Wut,
und keinem - auch dir nicht,
tat es je gut.

Denn: wenn einer stirbt,
er stirbt nie allein –
irgendwo wird immer Familie sein.

Die voll Hass und Zorn nach Rache streben -
und dann geht es nur noch
um dein Leben.

Dann hat mal ein Anderer, spät in der Nacht,
ein anderen Menschen –
nämlich dich umgebracht!

Anmerkung:
so, hier steht es ... und, zufrieden mein Engel?


Dienstag, 4. August 2015

Gestohlene Zeit

Tagebuch zum Thema Ausbrechen

Du gehst mit dem Partner - den du liebst - einige Zeit deines Lebens durch diese Welt. 

Ihr erlebt wunderbare Stunden, und die Welt meint es besonders gut mit euch. 

Der graue Himmel ist aufgerissen, und die Sonne strahlt mit euch um die Wette. 
Die Vögel singen scheinbar besonders laut, damit ihr sie auch hören könnt, und die Pflanzen zeigen ihre schönsten Blüten und Blätter, damit ihr sie besser sehen könnt. Menschen schauen euch mit ein wenig Neid in den Augen, über soviel Glück, nach. Ihr genießt die Stunden, seid glücklich und unbeschwert, Kindern gleich. Man spricht euch an, unterhält sich mit euch, wünscht euch weiterhin alles Glück der Erde.

Dann aber ist die schöne Zeit wieder um, und jeder muss seinen Weg gehen. Es war nur gestohlene Zeit. Die Zeit, die ihr vor dem Ehepartner und den Gesetzten der Gesellschaft davongelaufen seid, und die eigentlich ihm gehört. Und wie Diebe auch, versucht ihr eure Spuren zu verwischen, damit keiner merkt wie es um euch steht ... denn Diebstahl wird hart bestraft!

Anmerkung:
für 'meine' Gerda ...



Mittwoch, 24. Juni 2015

Angst

Innerer Monolog zum Thema Angst.


Angst
loszulassen, festzuhalten, 
fallen zu lassen, fallen, 
besitzen, verlieren, 
geliebt zu werden, zu lieben - 

zu sterben ?



Angst
einzuschlafen, zu träumen, 
aufzuwachen, aufzustehen, 
rauszugehen, drin zu bleiben, 
in sich gehen - 

zu leben ? 



Angst
hinzusehen, hinzugehen, 
in den Arm zu nehmen, Gefühle zeigen, 
erneut zu leiden, Sehnsucht stillen, 
Sehnsucht erfüllen - 

zu lieben ? 



Angst
laut zu lachen, Spaß zu machen, 
ins Dunkel gehen, am Abgrund stehen, 
hinüber sehen, zu verstehen, 
zu besuchen, zu versuchen, 
zu bestehen - 

zu sein ? 



Oh Angst
du Sieger über meine Wünsche und Träume, 
Hoffnungen und Zukunft. 


Angst - Du gnadenloser Barbar. 



Sonntag, 24. Mai 2015

denken, träumen, fühlen

Epos zum Thema Chaos


Der Gedanke an Gefühle von denen ich träume,
oder doch nur das Gefühl davon geträumt zu haben -
wieder daran denken zu können?

Ich denke – also bin ich!
Ich träume – also war ich.
Ich fühle – also sterbe ich?

Vielleicht ja auch nur der Traum davon,
wieder Gefühle zulassen zu können,
statt immer nur daran zu denken?

Ich träume – also bin ich!
Ich fühle – also war ich.
Ich denke – also sterbe ich?

Das Gefühl alle Träume davon
für immer unter Verschluss halten zu müssen –
der Gedanke daran einfach ist übermächtig!

Ich fühle – also bin ich!
Ich denke – also war ich.
Ich träume – also sterbe ich?

Die Gedanken,
die sich endlos im Kreis drehen,
endlich durchbrechen zu können –
davon träume ich schon viel zu lange,
das fühle ich.

Den Traum von Gefühlen -
die einen gedankenlos Handeln lassen,
einfach aus dem Gefühl heraus,
ohne Kontrolle und den ewigen Gedanken -
an das Chaos, dass die Gefühle bewirken können –
aufgeben?

Ich denke –
an Träume und Gefühle –
also bin ich!

Ich träume –
von Gedanken und Gefühlen –
also war ich!

Ich fühle –
geträumte Gedanken und gedachte Träume –
also lebe ich!


Anmerkung:
gewidmet ...



Donnerstag, 23. April 2015

Die Macht der Worte

Betrachtung zum Thema Internet & Gefühle

"... und, was macht die Kleine?"

Mein wunder Punkt.
Sie schafft es immer wieder mich zu treffen, mich mit wenigen Worten bis ins Mark zu erschüttern. Ihr kühles Lächeln zeigt mir ganz deutlich ihre gespielte Überlegenheit, lässt mich ihre Eifersucht spüren. Unter ihrem Panzer liebt sie mich noch immer – auf ihre ganz eigene Art. Tröstlich für mich, wenigstens ein Mensch auf dieser Welt.

Gedankenlos hatte ich ihr von DIR erzählt.
War ganz selbstverständlich für mich, ihr das zu erzählen. Wir haben keine Geheimnisse mehr voreinander, seit wir getrennt leben. Ist ja nicht so, dass ich unbedingt gerne viel rede. Aber es gibt eben Dinge, besonders wenn es um meine Gefühle geht, die muss ich ihr einfach erzählen. Dann will ich ihre Meinung dazu hören, da ich selber in meinem Chaos die Übersicht verliere, und damit auch die Kontrolle.

"Oh Gott, das sieht ja böse aus. Was ist passiert, erzähl mal. Oder kannst du noch nicht darüber reden", fragt sie, und bekommt diesen 'du arme Sau' Ausdruck im Gesicht. Meine Gedanken stehen mir, wie immer, direkt ins Gesicht geschrieben. Frei lesbar für sie. Was für ein Wunder auch. Wenn man lange Jahre zusammen gelebt hat, dann sollte man den anderen auch so gut kennen.

"Es ist vorbei, ich habe es gründlich versaut. Konnte mich nicht beherrschen", kämpfe ich mir mühsam eine Antwort ab.

"Ich hab einfach zu intensiv gefühlt. Den Verstand ausgeschaltet, und mich von dieser scheiß Gefühlslawine überrollen lassen", murmle ich mir, mehr für mich als für sie gedacht, in den Bart. Mit zittrigen Fingern drehe ich mir eine Zigarette. Um mich von den Gefühlen und Gedanken, die auf mich einstürzen, abzulenken? Eigentlich will ich nicht darüber reden, besser wohl - ich kann nicht. Zu frisch noch sind die Wunden, zu schmerzhaft der Verlust.

"He, so schlimm - wie kann das angehen? Ich meine, ihr habt euch doch nur geschrieben. Außerdem weißt du doch nichts von IHR. Es doch nichts fassbares", versucht sie mich zu locken, will Zugang zu meiner Seele zu bekommen. Aber ich sehe durch sie hindurch.

Sie ist nur noch Stimme und nicht mehr Person.

Ein seltsamer Zustand, in den ich da mal wieder rutsche.
Ich versuche Kontakt aufzunehmen, zur DIR – die sie so abfällig 'die Kleine' nennt. Na klar vergeblich. Seit ich brav meine Tabletten nehme, kann ich mein Denken und Fühlen noch nicht mal über den Rand meines Schädels heraus ziehen lassen, geschweige denn über diese endlose Entfernung hinweg.

"Ach, es ist nichts. Ich kann es nur einfach nicht verstehen, wie ich so blöde sein konnte. Egal, ist nicht so schlimm, bekomme ich schon irgendwie in den Griff", blocke ich ab, und schüttele meinen Kopf heftig um die Gedanken wieder loszuwerden.

"Was mich im Moment wirklich stört – nee, falsch ausgedrückt – mich besorgt macht ist, dass ich einfach nichts mehr von IHR mitbekomme. Sie schreibt nicht mehr!"

Mir entgehen weder ihr fragender Blick, noch ihr Versuch auf mich einzureden, und so rede ich schnell weiter, um ihr den Wind aus den Segeln zu nehmen.

"Nein, nein - nicht so wie du jetzt denkst, nicht mir – sondern IHRE Gedichte oder so. Jeden Tag blättere ich die Seite vergebens durch. SIE ist einfach verstummt. Und ich kann doch nichts fühlen. Hätte ich die Pillen nicht genommen, wäre ich kaputt gegangen. Aber der Preis dafür ist eben auch, dass ich SIE nicht mehr wahrnehmen kann – nicht fühlen eben ..."

"Ach, würde SIE doch wieder schreiben, wüsste ich dann doch wenigstens das sie lebt und das es IHR 'gut' geht, wie auch immer es IHR in Wirklichkeit gehen mag. Erkennen würde ich es eh nicht mehr – ohne meine Gabe, so tief begraben unter den Pillen ...", resigniere ich, während meine Gedanken mir schon wieder entgleiten.

Von wegen NUR geschrieben!
Nie zuvor bin ich auf so eine Art in jemanden aufgegangen, wie in SIE.

Einfache Worte, Buchstaben aneinander gereiht, mehr nicht. Aber jede verdammte Silbe ein Treffer ins Schwarze. Selbst Banalitäten hatten mehr Bedeutung und Inhalt, als Bestsellerautoren in ganze Bücher packen können. Sie waren und sind für euch Anderen zwischen den Zeilen versteckt. Versetzen aber bei mir Hirnwindungen in Schwingungen. Schon der Name, als ich ihn das erste Mal entdeckte, hatte mich bis ins Mark getroffen und wachgerüttelt. Bei dem Gedanken an das Erlebnis stellen sich prompt wieder meine Nackenhaare auf. Es war einfach viel zu realistisch gewesen, konnte kein Traum oder Einbildung sein.

"...und wenn SIE dir so wichtig ist, und dir es wirklich so schlecht dabei geht – warum schreibst du IHR denn nicht? Du hast doch IHRE Adresse", fragt sie in ihrer naiven Art, reißt mich so aus meinem Grübeln in die graue Realität zurück. Einer der Gründe, warum ich mit ihr seinerzeit nicht klar kam. Dieses 'schwarzweiß' Denken. Für sie gibt es nur Dinge, die man anfassen kann. Es gibt nichts zwischen Himmel und Erde, was nicht von Schrauben zusammengehalten wird. Das ist ihr Lebensmotto, ihr Credo.

"Ich kann nicht. Es bringt nichts. Ich kann Sie schon lange nicht mehr erreichen. Ihr Schutzschild hat meine Worte nicht mehr zu ihr durchdringen lassen. Alles wurde von 'Madame Eiskalt', der Vorzimmerdame ihrer Seele, abgefangen und niedergemacht. Warum diesen sinnlosen Kampf weiterkämpfen? Uns beiden würde das nicht gut tun. Darum geht es hier doch auch gar nicht."

Resignierend stehe ich auf, um mich aus dem sinnlosen Gespräch zu befreien.
Wie soll ich es EUCH anderen auch jemals verständlich machen, dass ich so was seltsames wie diese Gabe habe. Ich fasse es ja selber nicht, mit meinem Verstand. Keine Ahnung wie es geht, aber es ist einfach da –ohne diese Pillen. Der direkte Kontakt – intensiver als es jede Berührung sein kann. Ich habe es für mich selber mal so definiert:

"Zwei Seelen gehen Hand in Hand im Zeit-Raumgefüge"

Keine Ahnung wie man das besser erklären kann.
Fragt doch SIE – IHR geht es doch auch so.
SIE ist genauso daran gescheitert!
SIE ist doch auch eine von den wenigen, auch ein Splitter vom Ganzem.

"Komm, lass uns einkaufen fahren. Ist schon spät, und die Läden sind sonst wieder so voll", sage ich zur Ex, und gehe raus in die Küche. Wieder eine kleine Flucht vor ihr und ihren Unzulänglichkeiten, und wieder ein Grund mehr für sie, sich zu sagen das es gut ist, dass wir getrennt sind.

Was soll’s, ich kann es eh nicht erklären, was eigentlich mit mir los ist – da ich es selber nicht verstehe! Ich meine, wenn ich wenigstens mal die selbe Luft wie DU geatmet hätte, DEINE Hand hätte halten können, oder DIR in die Augen gesehen hätte – dann wäre da etwas greifbares gewesen an dem man sich festhalten kann. Aber es ist eben soviel mehr, als all diese banalen Kleinigkeiten gewesen, und unter all den Betäubungen wahrscheinlich auch immer noch, so das ich es einfach nicht in Worte oder normale Begriffe fassen kann.

Wenn DU doch wenigstens wieder schreiben würdest, jetzt wo DU doch sicher vor mir bist ...
Ich vermisse DEINE Worte einfach zu sehr.
Und deine Gedanken –
diese nackte Seele –
Leben und Verheißung pur für mich.

Anmerkung:
für alle die es schaffen mich mit ihren Texten 'zu berühren' …



Samstag, 11. April 2015

HEUTE IST EIN BESONDERER TAG

Gedanke zum Thema Trennung

Heute ist ein besonderer Tag ...
denn heute gibt es etwas ganz Besonderes bei mir. Fleisch! 


Ein schönes Stück Fleisch. 
Saftig, und so frisch, dass es fast noch warm ist. Ein schieres Stück, ohne Fett und Sehnen. 

Deshalb stehe ich hier in der Küche und grüble über meine alten Lieblingsrezepte nach. 
Es ist schon so verdammt lange her, dass ich mir ein solches Festmahl zubereitet habe, so das ich mich kaum noch an die benötigten Zutaten erinnern kann. Eigentlich bin ich kein Fleischfresser mehr, kann dem schon lange nichts mehr abgewinnen. War nicht immer so, habe damals Unmengen davon verschlungen. Nur eben ohne den Genuss, den ich mir jetzt im Alter aber endlich gönnen will. 

Ja, es soll etwas außergewöhnliches für mich bleiben, deshalb meine Sorgfalt bei der Suche nach einem Rezept und den Zutaten. Rotwein habe ich ja noch, auch wenn die Flasche schon seit langem offen ist – im Kühlschrank sollte sie gehalten haben. Ist ja eh nur der billige Fusel, den ich mir mal zum Kochen gegönnt habe. Ansonsten gibt es solchen Kram bei mir nicht, konnte mich nie mit dem Saft vergammelter Weintrauben anfreunden. Aber eine leckere Soße kann man halt nur mit einem Wein zubereiten. Und Pfifferling, ja, das hat doch was. Mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen. Als Beilage sehe ich schon dampfende Kartoffelknödel vor mir auf dem Teller liegen ... oh man ist das lecker. 

Aber das Fleisch? 
Mit jeder Minute wird es weniger ansehnlich, verliert seine zart rote Farbe. Ich muss doch erst die Zutaten einkaufen, hab doch nichts mehr von dem Kram im Haus. Na ja, war halt zu plötzlich und unerwartet, wenn doch auch absehbar! 

Als du mir dieses schöne Stück Fleisch schenktest, da traf mich völlig das unvorbereitet, und so ließ ich es dir noch lange Zeit, sparte es mir für später auf. Fast hatte ich es schon vergessen, aber gerade hattest du mich wieder daran erinnert, wolltest mich, ohne diese Schuld zu begleichen, verlassen. 

Kein Problem für mich, dass du endgültig gehen wolltest, aber das Stück Fleisch habe ich mir noch genommen, denn das warst du mir eben noch schuldig. 

Obwohl ... 
Wie schon erwähnt, eigentlich mache ich mir schon lange nichts mehr aus Fleisch. 
Das ich hier in der Küche stehe, mir überhaupt die Mühe mache, mir aus deinem Geschenk ein leckeres Mahl bereiten zu wollen, ist ein Zeichen meiner übergroßen Liebe zu dir! JA. Denn es ist ja nicht nur so, dass ich mir nichts mehr aus Fleisch mache, nein! Schon als Kind habe ich Innereien gehasst, das Würgen nur bei dem Anblick bekommen. Mit Grausen denke ich an alten Zeiten und die widerlichen Hühnerherzen, Mägen, Schweinenieren und Schweineleber zurück, die da auf meinem Teller lagen – die ich unter Prügel in mich reinstopfen musste. 

Aber dies hier, dass ist doch etwas anderes, denn immerhin ... 

Es ist Dein Herz, dass du mir einst schenktest, und das ich dir heute genommen habe - um es endlich zu verspeisen! 

Anmerkung: 
... das Gericht darf gerne nachgekocht werden!



Samstag, 28. März 2015

Wie ein See an einem Sommertag

Bild zum Thema Schmerz

Ruhig und spiegelglatt, wie ein See an einem Sommertag, liegen meine Gedanken mir zu Füßen. Wie die Wolken in dem See, spiegeln sich einzelne Erinnerungen in den friedlich daliegenden Gedanken.

Urplötzlich, als würde die Sonne vom Himmel herab in den See stürzen, überfällst du mich in meinen Erinnerungen. Wild und unkontrolliert stürzen meine Gedanken in alle Richtungen auseinander.

Schmerz, unsäglicher Schmerz spritzt aus meiner Gelassenheit empor, überzieht meinen gesamten Körper mit einem feinen Nebel, tausend Nadelstiche gleich. Immer dichter werdend zieht dieser Nebel, der Schleier aus Schmerz, sich um mich herum zusammen, bildet auf meiner ungeschützten Haut stetig wachsendeTropfen, welche dann direkt in mein Herz rollen.

Ungestüm brechen die aufgepeitschten Einzelheiten aus der Vergangenheit auf mich ein, Welle für Welle. Tränen fangen an zu fließen, suchen sich einen Weg in mein Herz, um den entstandenen Flächenbrand der Gefühle zu löschen.

Langsam, aber stetig, flauen die Wellen der Verzweiflung ab, und der See der Gedanken beginnt wieder zu einem Spiegel zu werden.

Einzig die Spuren der Tränen im Gesicht bezeugen noch den Ausbruch der Elemente, denn... ruhig und spiegelglatt, wie ein See an einem Sommertag, liegen meine Gedanken mir wieder zu Füßen.


Montag, 23. März 2015

Niemand … ist eine Insel

Bericht zum Thema Arroganz

...und so begab es sich vor einigen Tagen, dass ich mal wieder mit meinem Latein am Ende war. Alles drehte sich nur noch um mich, und ich mich um mich selbst. Eine andere Sichtweise, nur die konnte mir da wieder raushelfen. Objektiv musste der Blick auf mich sein, ungetrübt von Freundschaft und Wohlgefallen.

So machte ich mich also auf, zu jenem Menschen, der mir weder wohl, noch übel gesonnen war, wollte mir Rat, und womöglich auch ein wenig Bestätigung, von ihm einholen. Erstaunt schaute der mich an, riet mir etwas nach dem mir überhaupt nicht der Sinn stand, und schob mich, diesmal endgültig, aus seinem Leben.

Heute, als ich rein zufällig erneut in seinem Dunstkreis gerate, entdecke ich mir vertraute Veränderungen an ihm, und neue Inspirationen in seiner kleinen Welt.

'Vielleicht war ich ihm ein guter Anlass dazu', frage ich mich, einen winzigen Funken Stolz in mir wahrnehmend.


Anmerkung:
denn siehe: die einzige Sonne, die es sich zu umkreisen lohnt, bin ich!



Sonntag, 15. März 2015

Der ewige Weggefährte

Novelle zum Thema Sterben


Und?

Da steht sie nun im Raum, diese Frage.
Drei Buchstaben nur, aber welch eine mächtige Bedeutung sie für mich haben. Mein ewiger Weggefährte fragt mein ganzes Leben mit diesem einfachen Wort ab.

Und? – diese einfache Frage.
Ausdruck für seine Überlegenheit, und Forderung nach Unterwerfung. Da steht er vor mir, geduldig wartend, fordernd zugleich. Auf meine Antwort, die mein Leiden beenden kann, mich zugleich aber zur Aufgabe zwingt.

Nie hatte ich Angst gehabt, mein Leben lang nicht. Jedenfalls nicht mehr, seit ich weg war - von den Teufeln meiner Kindheit.

Aber jetzt?
Ich bin mir nicht sicher, habe einfach zu lange dieses Gefühl nicht verspürt. Freude kenne ich gerade noch so, kann mich an dieses Gefühl dunkel erinnern. Freude ist es also nicht. Obwohl ich immer glaubte, dass ich eine riesige Freude verspüren würde, an diesem einem Tag – den ich doch so lange herbei sehnte.

Meiner unsicher, schaue ich verlegen zur Seite.
Er ist mir immer sehr nahe gewesen, stets mein engster Vertrauter – mein Leben lang. Oft hatte ich ihn herausgefordert, und immer hat er Nachsicht mit mir geübt. Sicher, für jeden kommt einmal der Tag, keine Frage. Aber diese Art, die schockierte mich gewaltig. Einen Freund und Vertrauten wie mich, und dann auf diese Art. Das es nicht so sein würde, wie in vielen Geschichten herum erzählt wurde, darüber war ich mir schon immer im Klaren gewesen. Dafür standen wir uns zu nahe, und er hatte mir schon mal einen kleinen Einblick gewährt - vor einiger Zeit.

Da war keine kalte Hand die nach dem Herzen greift, das Blut zum Stocken, oder gar zum Gefrieren bringt.

Im Gegenteil.
Wie ein wildes Tier hatte er mich angesprungen, sich in meinem Inneren verbissen und nährte sich tagelang an mir. Ließ mich vor Schmerzen schreien, vor Hitze kochen - während er sich durch meinen Körper fraß, Stück für Stück – einem wilden Tier gleich. Machte es mir unmöglich zu sitzen oder zu liegen. Jeder Atemzug – ein neuer Schmerz. Blut - das mir beim Husten aus dem Mund kam.

Aber ich war trotz allem bei keinem Arzt gewesen – wollte ihn nicht bekämpfen. Ich wollte keine OP, keine Apparate und Schläuche. Schmerzmittel, jede Menge – hemmungslos. Jedoch Zuhause sollte es passieren, keiner sollte es miterleben dürfen. Ich wollte es, wenn möglich 'aufrecht', aber auf jedem Fall alleine hinter mich bringen.

Unbezwingbar – ein ganzes Leben lang, und nun doch von ihm nieder gerungen.
Lange Tage lang hielt es an, dann wurde es schlagartig schwächer - war vorbei. Urplötzlich – Wie es gekommen war.

Und nun steht er wieder vor mir, hüllt mich in seinen Umhang, sieht mir tief und fest in die Augen - ein wenig mitleidig fast. Wühlt sich durch die Windungen meines Gehirnes. Erforscht mich, auf der Suche nach Wahrheit – meiner Wahrheit. Er will sich meiner ganz sicher sein, keine Tricks und Überraschungen mehr erleben.

Es schmerzt nicht, fühlt sich noch nicht mal unangenehm an. Aber das Wissen darum, keine Geheimnisse vor ihm haben zu können, ihn in mir lesen zu lassen, wie in einem aufgeschlagenen Buch – das erschüttert mich zutiefst. Keiner weiß irgendetwas über mich, jedenfalls nicht was wirklich in mir vor sich geht. Kunstvoll und voller Raffinesse, habe ich es ein Leben lang vor jedermann zu verbergen gewusst. 


Doch gegen ihn bin ich machtlos.
Jeden meiner Gedanken seziert er schon in der Entstehung, und ich habe mich verraten.
Er genießt seinen Triumph sichtlich.

"Nun denn, diesmal wird es also keine Wette und Flucht mehr geben. Jede Zeit läuft irgendwann ab, auch Deine", haucht er mir, fast zärtlich, ins Ohr. Ich fühle wie sich mein Wille langsam von meinem Denken löst und entfernt.

"Du hast die Wahl, weil wir Freunde sind – vertraut ein Leben lang. Noch länger Ausharren, in Ohnmacht und Hilflosigkeit, oder mit mir gehen - ins Unbekannte".

Fest habe ich ihn angesehen, als er mich dies fragt. 
Bemerkt wie er schmunzeln muss, bei den Worten ‚ein Leben lang’. Ein Maß das für ihn keine Gültigkeit hat. Über menschliche Begrifflichkeiten amüsiert er sich köstlich. Er existiert schon vom Anbeginn der Zeit, seit es Leben gibt. Erst mit dem letzten Atemzug des letzten Lebewesens, da wird auch seine Aufgabe und Existenz enden.

Zu lange habe ich gegen jeden und alles gekämpft – sogar gegen mich selbst. Bin einfach zu ausgezehrt vom sinnlosen Kampf. Ich will endlich ruhen – einfach nur noch ausruhen. Es gibt nichts was mich halten kann, und so unterwerfe ich mich ihm dieses mal bedingungslos. Gern sogar und vertrauensvoll.

Schlafen, träumen, nicht länger stark sein müssen, wollen.
Nicht mehr kämpfen, den sinnlosen Kampf.
Diesen endlosen Kampf – um ein so wenig bedeutsames Leben wie meines.

"Du hast Recht – es ist wirklich an der Zeit. Ist auch nicht der Zeitpunkt der mich schreckt. Es ist die Art, mit all den fremden Menschen und Geräten um mich herum, wehrlos ausgeliefert deren Willen – die ist unfair, nach so langer Zeit der Verbundenheit", antworte ich mit letzter Kraft auf seine Frage.

Und – ich lass einfach los, mich in ihn treiben...

"Schlafen, träumen, schweben, gleiten – Frieden finden vor der Zeit...", höre ich ihn für mich singen, untermalt von einem langanhaltenden piepsenden Dauerton. Schön, dass seine vertraute Stimme mich endlich der eintönigen Geräuschkulisse, mit der ich seit ewigen Tagen gequält wurde, entreißt.

Vorbei. Es ist endlich vorbei...

Samstag, 14. März 2015

Er+Sie - Gedanken sichtbar gemacht

Schwank zum Thema Ehe


Sie fängt - wie immer - an!

"Du Schatzie..."
(man ist mir langweilig!)

"Ja Mausi"
(hat man denn nie seine Ruhe?)

"Was machst Du gerade?"
(eigentlich könntest du mir die Füße massieren...)

"Ich lese!"
(siehst du doch, blöde Frage mal wieder...)

"Was liest Du denn?"
(Na das ist ja mal wieder typisch, aber für mich hast du ja nie Zeit!!)

"Nichts besonderes Liebes, nur die abgedrehten Gedanken von jemand..."
(Halt doch endlich den Schnabel und lass mich in Ruhe lesen - blöde Gans...)

"Und was schreibt der denn soooo wichtiges?"
(Kannst du dich nicht mal um mich kümmern, ich fühle mich so verlassen von dir...)

"Ach - so Dies und Das"
(Wie man seiner Alten das blöde Fragen abgewöhnt leider nicht!)


Anmerkung:
Froh zu sein bedarf es wenig, mit Ohr-O-Pax bist du ein König!

Bis bald...



Dienstag, 10. März 2015

Mit den Wölfen heulen...

zum Thema Orientierung

dazu musst du verrückt sein, und ... du musst es wirklich dringend brauchen!

Aber dann musst du im Stehen schlafen können, wenn du draußen auf der Straße bist. Musst dir die leichte Beute mit geschlossenen Augen heraussuchen können. Musst dich leise ranschleichen, gegen den Wind und in Deckung, im richtigen Moment zuschlagen ... ohne darüber nachzudenken.

Und nach einiger Zeit und Erfahrung kannst du an deinem Stil feilen.
Zum Beispiel: der Anzug, die passende Krawatte, den sicheren Handschlag, einen festen Blick in die Augen, ein lockeres Lächeln auf den Lippen.

Und dann lügst du die Menschen, die dir vertrauen, kalt an. Wenn sie dir den Rücken zudrehen, ja dann nutzt du die Chance, um ihnen das Messer reinzustoßen.

Du aber musst dir immer den Rücken freihalten, denn wehe wenn du die Kontrolle verlierst … dann wirst du ernten was du gesät hast.

Aber Du weißt doch, es wird schwer und immer schwerer, je älter du wirst ...
Dann, am Ende, wirst auch du den Kopf in den Sand stecken, nur ein trauriger alter Mensch sein ... ganz allein sterbend. Und so, wie in dir die Angst davor wächst, fließt dein böses Blut immer langsamer, bis es endlich ganz stockt!

Also Achtung: Bald ist zu spät die Masken abzulegen, die du zum Eindruck schinden brauchtest. Ansonsten … viel Spaß beim Sterben, wenn du eingehst, ganz alleine … von deinen Masken herabgezogen ins Grab.

Und ich?
Ich muss zugeben, dass ich ein wenig verwirrt bin.
Manchmal vergesse ich sogar [!], dass man mich nur ausnutzt.
Ich muss wach bleiben ... muss versuchen diese schleichende Krankheit loszuwerden.

Doch ...
wenn ich nicht ‘in mir’ daheim bin, wie soll ich dann je aus diesem Irrgarten herausfinden?

Taub, stumm und blind, für fremdes Leiden, mache ich mir vor, dass jeder entbehrlich ist … dass letztlich keiner einen echten Freund hat.

Du glaubst immer noch, dass es die Lösung wäre einen Sieger zu finden ... und alle Probleme wären damit gelöst. 

[Tief in mir drin weiß ich jedoch, dass JEDER - auch du - nur ein Killer ist.]

Ich
- erzogen in einem Haus voller Schmerz,
- der zu Hause nur ein Fremder war,
- dem beigebracht wurde, keinen Ärger zu machen,
- dem immer gesagt wurde, was zu tun sei,
- der von den Menschen zerbrochen wurde,
- der sich dann selbst an die Kette legte,
- der vor den Menschen davonlief,
- der am Ende am Boden zerstört war,
werde tot und genauso alleine aufgefunden ...
herabgezogen von dem Wissen um die Hoffnungslosigkeit.


Montag, 9. März 2015

Sicht-Weisen!

zum Thema DU und ICH

“Was soll mir schon passieren”, frage ich dich, schaue dabei auf den Asphalt der sich knapp einen Meter unter mir befindet.

“Aus dieser Höhe könnte ich mir höchstens einen blauen Fleck oder blutige Knie holen”.
Zielstrebig balanciere ich dabei weiter über das Geländer in Richtung andere Seite.

“Du könntest sterben, wenn du fällst”.

Plötzlich schreist du, mit einem Anflug von Panik in der Stimme, auf, da ich durch deine Ablenkung gerade ins Straucheln geraten bin und bedenklich in Richtung Abgrund wanke.

Dein Blick hängt dabei wie gefesselt an dem Treibholz, das einen wilden Tanz auf dem reißenden Fluss, zirka zwanzig Meter unter mir, aufführt.




Donnerstag, 5. März 2015

Kritikers Leid

Beschreibung zum Thema Denken und Handeln

Ich lese Werke fremder Menschen, gehe das Risiko ein - selbst nicht zum Schreiben zu kommen. Verschwende ich meine Zeit? Nun, sie schreiben ihre Texte mit Gefühl und Esprit - in denen Liebe, Verlust, Aufopferung, geborgtes, geträumtes oder gar reales vorkommt. Aber ich Leser stehe davor, vor diesem undurchdringlichen Berg aus Worten, den kaum noch einer Erklimmen kann.

Ist das Werk des Autors so genial, dass es meines Kommentars oder Begreifens nicht mehr bedarf, oder hindert mich nur meine eigene Unzulänglichkeit - den Sinn zu erkennen? Und sie, die am Tropf der Hoffnung hängen, die sich die Tage und Nächte um die Ohren schlagen, nur um ihr Werk dem willigen Volke zu präsentieren. Ihre Qualen, ihre Hoffnung und Ängste, wenn ein Kommentar oder eine Kritik bei ihnen aufläuft, kann ich erahnen.

Doch andererseits... sie warten ja darauf. Aber - wo bleiben meine netten Worte? Beklommenheit steht mir im Gesicht. Jetzt erwartet dieser Mensch, ausgerechnet von mir, Kritik zu seinem Werk, und ich quäle mich mit vielerlei Fragen:

Soll und muss ich mich wirklich dazu äußern, denn möglichst hilfreich soll die Kritik sein, andererseits aber auch ehrlich? Fehler sollten möglichst übergangen werden, es sei denn, es handelt sich im Fehler in der Logik, nicht in der Grammatik? Interpunktion? Dies Wort kann ich kaum richtig schreiben [danke; bravesTextprogramm] oder sprechen, mal abgesehen davon, dass es meine eigene Schwachstelle ist.

Doch dann kommt die Zuversicht zurück zu mir, und mein Kopf bestätigt es mir mit einem zuversichtlichen Nicken. Etwas einfaches oder liebevolles sollte ich hinschreiben. Unverbindlich und unverfänglich! Ja doch, ein einfaches "gern gelesen", oder ein: zum Lachen, weinen, nachdenken oder so – wäre angebracht. Wird auch immer gern genommen, und ist so schön neutral. Oder doch einfach nur die Höchststrafe? Keinen Kommentar, keine Bewertung und einfach wieder rausschleichen? Wird schon gleich der nächste Leser kommen, auf das mein Name aus dem Fenster wieder verschwindet. Ha, die Lösung all meiner Probleme: Einfach den Text ohne jeglichen Kommentar empfehlen, so das andere Leser diesen Text aufrufen und ihn in der Luft zerreißen, oder in den Himmel loben – je nach Beliebtheit des Autors.

"Innocens ego sum a sanguine iusti huius", oder so ähnlich – zu lange her. [Ich bin unschuldig am Blute dieses Gerechten.]

Ja, so will ich es wohl halten – 'everybody's darling', das werde ich dann sein...


Dienstag, 3. März 2015

Das Wort

Reportage zum Thema Schreiben


Am Anfang stand DAS Wort, so eine Schrift –
aber leider nicht welches Wort das ist!

Fast alle Worte, in Sätze gebunden, brechen aus –
sind völlig empört.
Jedes hat sich als DAS Wort empfunden –
fühlte sich nun von den Fesseln gestört.

Zu oft schon verbogen, sogar zum Titel erhoben –
in Texte gezwungen, verkannt!
Oftmals erzwungen, viel zu schnell meist verklungen –
und mehrfach in Bücher verbannt.

Auch ich reihte Worte oft aneinander,
manch wohlklingender Satz so entstand.
Kaum zuende gedacht, zu Papier gebracht –
weil ich es lesenwert fand.

Doch an schlechten Tagen, heute kaum zu ertragen –
hab ich vieles davon verbrannt.
Denn von Tränen verschmiert, den Schrecken verliert -
manch Wort, einst geschrieben im Hass.

Die Worte sie leben, wenn die Abfolge stimmt –
reißen Löcher bis tief in das Herz.
Anders gesetzt, verliern Worte den Wert –
erzeugen nichts, weder Freude noch Schmerz.

Lang hab ich gesucht, sogar viel umgeschrieben,
jedoch ist die Suche erfolglos geblieben.
Hab Anderen das Wort im Mund verdreht,
damit es ja nicht verloren geht …

Das Wort das ich suchte, ich niemals fand –
DAS Wort – das angeblich am Anfang stand.


Samstag, 28. Februar 2015

Einer dieser Tage

Szene zum Thema Psyche

Ein ganz normaler Tag, im Prinzip.
Ich hänge gerade vor dem Fernseher ab, Nachrichten oder so, und mein Hund liegt neben mir auf dem Sofa. Den Kopf hat er, wie immer, auf mein Bein gelegt, und sich auf den Rücken gedreht. Die Vorderbeine liegen, leicht eingeknickt, auf seiner Brust. Die Hinterbeine hat er weit von sich gestreckt. Meine Hand liegt auf seinem Hals an der Kehle und krault ihn.

Plötzlich ist es wieder da, dieses Gefühl, als wenn mir der Knochen meines Schädels das Gehirn zu sehr einengt. Durch den Druck, und die dabei entstehende Reibung, fängt meine Stirn an zu kochen.

'ICH' finde immer mehr außerhalb meines Schädels statt.

Der Fernseher läuft, aber keine Ahnung was dort abgeht – getrübter Blick und Watte in den Ohren. Geräusche erreichen das Ohr, aber nicht mehr das Gehirn. Der Raum verdunkelt sich, langsam, fast unmerklich.

"Ich weiß das du da bist", murmle ich mir in den Bart. Ich kenne diesen Zustand, weiß was kommt.

Alles um mich herum verändert sich, wird kalt und abweisend. Die Stimme aus dem Fernseher wird stumm, das Bild hat einen tiefen Blaustich, komische Farben – irreal.
Obwohl ich angestrengt auf den Bildschirm starre, sehe ich im Augenwinkel einen Schatten durch die Küche huschen.

"Kannst ruhig herkommen, ich hab dich gesehen. Was willst du mich aus der Küche beobachten? Komm doch her, und setzt dich zu mir aufs Sofa, wir können doch reden", rede ich auf ihn ein, ohne den Blick vom Fernseher zu wenden.

Keine Reaktion, keine Antwort ... war es doch nur eine Einbildung?

"Ich habe keine Angst vor dir. Ehrlich gesagt ... ich habe sogar schon auf dich gewartet".

Das scheint zu wirken, denn aus der Küche schlurft er gelassen heran, setzt sich neben mich auf die Sofalehne, und starrt auch auf den Fernseher.

Schweigen ... auf beiden Seiten.
Verstohlen schaue ich ihn mir von der Seite an. Er hat sich, im Gegensatz zu mir, überhaupt nicht verändert. Ein vertrautes Gesicht, die typische Körperhaltung. Immer sprungbereit, wie ein gejagtes Wild. Ein Kind noch, vom Aussehen her – so um die acht Jahre alt. Und doch ist auch er schon Jahrzehnte alt.

"Ich kann dir helfen aus dieser Scheiße rauszukommen, aber du musst dafür ein ziemlich großes Opfer bringen", bricht er das Schweigen, ohne mich dabei eines Blickes zu würdigen.

"Ja ... ich weiß".
Mehr habe ich dazu nicht zu sagen.

Ich kenne seine Vorlieben und Bedingungen, habe lange Zeit meines Lebens mit ihm zusammen verbracht. Aber ich habe doch nichts mehr, was er von mir haben wollen kann? Ich habe mich schon vor langer Zeit aus der Welt zurückgezogen, lasse keinen Menschen mehr an mich herankommen – geschweige denn in meine Wohnung. Nur wir beide sind hier im Haus, sonst wäre er ja auch nicht rein gekommen.

Ist so eine Macke von ihm ... Unsichtbarkeit!
Keiner kennt ihn. Keiner, jedenfalls keiner der es überlebt hat, hat ihn je gesehen. Außer mir eben. Er vertraut mir genauso blind, wie ich ihm. Er dreht seinen Kopf zu mir, schaut mir grinsend ins Gesicht und deutet mit dem Kopf auf meinen Hund. Sein eiskalter Gesichtsausdruck sagt mir mehr als tausend Worte.

"Tue es, und ich werde dir die Behörden und das andere Pack vom Hals schaffen. Von mir aus kannst du dann auch noch Geld wie Heu haben, endlich wieder unabhängig werden ... nicht mehr betteln müssen".

Ich weiß, dass er ein ’Nein’ nicht akzeptieren wird. Seine Forderung steht im Raum, ich muss jetzt meine Entscheidung treffen. Vorher wird er kein Wort mehr mit mir reden, nicht für mich da sein.

"Nein ... nicht ihn! Das ist alles was ich noch habe, und auf dein Geld da scheiße ich, Geld ist nicht mein Problem".

Schlagartig ist alles wieder normal. Der Fernseher schreit mir ins Ohr, die Sonne scheint grell in das Zimmer, und die Sofalehne neben mir ist leer.

Ich wusste es vorher.
Diesmal konnte ich ihm noch widerstehen, aber wer weiß schon wie lange noch. Er wird wiederkommen, dass ist sicher ... so sicher, wie das Amen in der Kirche. Und es wundert mich nicht. Erstaunt bin ich nur darüber, dass es so lange gedauert hat.

Zeitenwechsel, eine neue Ära steht bevor.
Seine Gegenwart hat es angekündigt. Erst mal werde ich es, wie immer schon, ignorieren. Verdrängen und nicht beachten ... mein Leben einfach versuchen so weiter leben, ohne seine Hilfe. Keine Ahnung wie lange ich es durchstehe, aber die Zeichen stehen mal wieder auf Sturm.

"Warum lasst ihr mich auch nicht endlich einfach in Ruhe. Ist das denn wirklich zuviel verlangt", frage ich laut in den Raum, in dem nur noch mein Hund und ich sind.

Erfahrungsgemäß werden sich die Abstände seiner Besuche schnell verkürzen. Und eines Tages ... oh man, Gnade euch Gott!

"Ich wollte Frieden mit euch", stoße ich wütend hervor, "und Ruhe vor euren scheiß Wertvorstellungen".

Ich habe mich im Laufe der Jahre zum Einsiedler entwickelt ... nur weil ich innerhalb meiner Möglichkeiten 'normal' bleiben wollte. Und ihr maßt euch als Antwort darauf an, mich zum Sklaven zu degradieren.

'Arbeit macht frei' – als oberstes Staatsprinzip?
Gegen jede Vernunft versucht ihr es an mir zu praktizieren. Nur weil ich noch zuviel Stolz besitze, mich nicht offiziell als 'verrückt' einstufen lassen will, und mich erst recht nicht zum Sklaven machen lasse.

Der alte Hass, meine Ohnmacht den Behörden gegenüber, und diese unendliche Einsamkeit... in die ich mich nur zurückgezogen habe, um euch vor 'mir' zu schützen. Das wird euch noch eines Tages bitter aufstoßen, wenn ihr nicht endlich Ruhe gebt.

Ich hoffe nur, dass mein Hund an Altersschwäche stirbt, bevor ich doch noch nachgebe. Die Chancen stehen ganz gut, da er schon fünfzehn Jahre mit mir gemeinsam auf dem Buckel hat, und schon kaum noch den Hintern hochbekommt. Oft dachte ich schon, dass er über Nacht gestorben ist, lag wie tot da... atmete kaum, der zähe Kerl.

Aber wehe, wenn nicht!
Wenn der Damm erst wieder einmal gebrochen ist ...




Sonntag, 22. Februar 2015

SOMMERNACHT

“Aua Engel, du liegst so blöde auf meinem Arm … jetzt ist der eingeschlafen. Shit... kannst du mal kurz hochkommen?”

Ich hasse das Kribbeln im Arm … 

das Kribbeln im Bauch aber, das habe ich unheimlich genossen.
Damals, als ich da so am Strand hockte und nach dir Ausschau gehalten hatte. Herrlich, endlich wieder Leben zu spüren. Wie gut das du von nichts wusstest, so konnte ich dich ungestört beobachten. Na ja, einmal war es knapp, da hättest du mich beinahe doch entdeckt. Und das mir, wo ich doch weiß, dass Frauen einen sechsten Sinn haben, Blicke spüren können - gerade, wenn sie so intensiv sind, wie meine waren.

Nein, ich weiß nicht wie ich es anstellen soll, bin einfach zu blöde für so was, bin es gewöhnt angemacht zu werden, habe keine Ahnung mehr von der Jagd. Ja, weiß ich selber, dass ich nur auf dich zugehen müsste - sicher. Aber ich will das nicht, will ein Fremder, ein Unbekannter bleiben.

Scheiß Spiel …
wenn es doch wenigstens ein Spiel wäre, dann würde es auch einen Sieger geben. Aber hier - da können wir beide nur verlieren, das ist sicher. Ich meine, außer meiner Freiheit, Ungebundenheit, Hoffnungslosigkeit habe ich nicht viel, was ich aufs Spiel setzte, aber du könntest ein ganzes bisher gelebtes Leben verlieren

Und wofür? Für ein paar Stunden aussteigen aus der Realität? Für einen Traum, den ich dir nie erfüllen kann? Ach, meine scheiß Vernunft … jetzt packst du schon deine Sachen zusammen, viel zu kurz war der Tag.

Mal sehen, was der Abend so bringt. Kann ja sein, das du Lust hast noch ein wenig raus zu gehen, wenn das Wetter schön bleibt. Nur, die Leute schauen schon immer so misstrauisch, da ich ja nicht den ersten Abend vor deinem Hotel herumlungere. Die halten mich wohl für einen Gauner, der das Haus ausspionieren will.


DIE NACHT

"Sorry, war gerade so in Gedanken. Was ist?“. 
“Nee, so ist gut, bleib bloß so liegen - ich will dich fühlen und riechen können”. 

Du Arme bist noch ganz verschwitzt. Oh Gott, dass ich das noch erleben durfte. Ich habe wahrlich schon viel erlebt - aber das ... es war, als wären wir schon immer zusammen gewesen. So viel Vertrautheit, Selbstverständlichkeit, einfach unheimlich.

Bisher waren es doch immer nur Sehnsüchte - einfach aneinander gereihte Vorstellungen, mehr nicht. Noch nicht mal vorher gesehen hatte ich dich, und doch habe ich dich sofort erkannt … verrückt, nicht wahr? Weißt du, ich wäre irgendwie immer auf dich gestoßen, dir so oder so über den Weg gelaufen. Langsam wird es kühl, hier in der Düne. Der Wind streicht sanft über unsere nackten Körper ... eine feine Gänsehaut überzieht dich, wie vor Ewigkeiten bei meiner ersten vorsichtigen Berührung.

Nichts war aufzutreiben, von meiner alten Selbstbeherrschung oder Selbstsicherheit. Scheiße, wie ein Primaner habe ich mich benommen. Zittrige Finger, und das mir! Als wenn ich noch nie in meinem ganzen Leben einen Frauenkörper in Händen gehalten hätte. Und diese alberne Angst vor dem ersten Kuss ... man gut, dass es keiner weiß, noch nicht mal du. Ich, der große Zampano, Angst eine Frau anzugehen! 

Nein ... Angst? 
Das ist wohl das falsche Wort für das Gefühl, es war wohl eher das Wissen darum - wie sehr es uns in den Abgrund reißen würde, dass es mehr sein würde, als ein kleiner Flirt nebenbei. Aber, wo ist mein Verstand geblieben, was hast du Hexe nur damit gemacht? Ich wusste doch, dass du nicht gut für mich bist. Ja, hast ja recht, bin selber schuld! Ich hätte ja nicht mitmachen brauchen, hätte jederzeit nein und tschüss sagen können! Hätte ich? Keine Ahnung, bin zu spät aufgewacht. Hatte auf einmal so ein - wie soll man das sagen ... Gefühl? Kann man ein Gefühl haben, nur weil man eine Vorstellung von Jemanden hat?

Das ist doch wohl der größte Schwachsinn den ich je gehört habe. 
Gefühle wegen so was! He, ich bin es - der große Zampano, Meister aller Klassen - keiner kann mich meinen. Bin Rudi Knallhart - Gefühle, hach, doch nicht mit mir. Ich umfasse dich fester, flüstere leise, fast verschämt: “Es tut so verdammt gut, dich zu fühlen - dich bei mir zu haben … ich hätte nie kommen dürfen”, in dein Ohr. Mist, ich würde dir so gerne so viele Dummheiten sagen, dir beschreiben wie ich mich fühle ... aber wie?

Wie soll ich etwas sagen, wenn du mich plötzlich so innig küsst? Und dann deine Hände, so warm und zärtlich, die meinen Kopf und den Rücken streicheln. Verdammt! Ich weiß doch, das ich dir nicht in die Augen sehen darf - wieso falle ich immer wieder auf mich selber rein? ‘Nein Alter, keine Gefahr, geh doch ruhig hin, dir kann doch keiner was - du alleine entscheidest was passiert. Wenn es dumm läuft, dann will sie dich nicht sehen, und wenn es gut läuft, dann hast du ein paar nette Stunden’. So hatte mein Ego mich breitgeschlagen, mich überredet doch zu dir zu gehen, dich endlich anzusprechen. Ich Idiot! So bescheuert konnte ja auch nur ich mal wieder sein. Immer schon hatte mich der Sack ins Chaos gestürzt - fast ein Leben lang. Dieses großkotzige Arschloch! Und ich, wo war da meine so hoch gelobte Vernunft - he? Wie so ein Anfänger ins Netz gegangen ... Mist.


EIN LETZTES MAL

Langsam nimmt meine Hand wieder das Spiel auf. Deine weiche Haut ... Nein, es ist keine Gier, kein Verlangen oder so. Es ist die reine Lust am Fühlen - dich endlich fühlen zu können. Es ist diese unendliche Nähe, diese Wärme, der Geruch, deine nackte Haut – und diese wahnsinnige Vertrautheit. So selbstverständlich, dass es einfach so unglaublich aufregend ist.

Ich, der schon alles Mögliche und Unmögliche erlebt hat, bin völlig erschlagen vom Erlebten. Schweren Herzens löse ich meine Lippen von den deinen, denn ich liebe den Anblick, wie du dich unter meinen Zärtlichkeiten genüsslich auf der Decke räkelst, und dich dann fester an mich presst, vor Lust. Ich liebe den Mond - schon seit ich denken kann spielte er eine große Rolle in meinem Leben. Und heute erst ... ein nackter Frauenkörper, vom Schweiß wilder Liebesspiele gezeichnet, im fahlem Mondlicht!

Wenn es ein Paradies geben sollte, dann kann es nur so aussehen. Meine Hand bahnt sich den Weg über deine Unebenheiten hinweg, runter zu deinen Schenkeln. Spielerisch lasse ich meine Fingerkuppen, ohne jeden Druck, leicht wie eine Feder über deine Haut gleiten. Oh ja, ich weiß das du es liebst, viel zu lange schon hast du dich nach solchen Zärtlichkeiten gesehnt. Es war die Hölle für mich, mich so zu beherrschen - als wir uns hier in die Düne verdrückt haben.

Oh man, was habe ich mich geschämt für meine Lust. 
Während du mir endlich etwas von dir und deinem Leben erzählt hast, hatte ich nur diesen scheiß Gedanken im Kopf. Selbst das wäre für mich ja noch nicht mal das Schlimmste gewesen, aber gleichzeitig hatte ich diesen Wusch - wäre ich bloß zu Hause geblieben! Man, wenn du gewusst hättest, was da so alles in meinem Kopf abging - während ich dir angeblich so aufmerksam zuhörte. Warum bin ich bloß nicht einfach aufgestanden, um dich einfach da sitzen zu lassen. Ich meine, es war doch einfach unehrlich und unanständig von mir, dir etwas vorzumachen. Ich hasse mich dafür, dass ich dir das angetan habe, auch wenn du nichts davon bemerkt hast. 
“Sag mal Engel, ist dir gar nichts aufgefallen … als wir im Dorf noch den Wein getrunken haben?”. Ja sicher, ich hatte vor dich zum Trinken zu bringen. Nein, nicht abfüllen, nur locker machen. Hemmungen abbauen, Fremdheit überwinden. Ha, als wenn wir das nötig gehabt hätten, lachhaft - ein weiterer typischer Akt meiner Hilflosigkeit.

“Ich hatte das Gefühl, als wenn jeder Mensch der Welt mir ansehen konnte - wie heiß ich auf dich war”. Nein, ich habe nicht wirklich auf eine Antwort von dir gewartet - die Frage war mehr rhetorisch, um mich selber zu beruhigen, und vor allem - um dich abzulenken. Dein Atem ging schon wieder ziemlich heftig, hattest meine Hand zu sehr genossen, konntest kaum erwarten, dass sie endlich ihr Ziel erreichte. 
Du hattest recht! 
Diese Haut, so glatt rasiert, sie ist mehr als weich und zart. Zuerst fehlte mir das gewohnte Haar, konnte nicht damit spielen - wie von früher gewohnt. Aber dieses Gefühl, als sich meine Fingerspitzen endlich das erste mal vorsichtig, aber unaufhaltsam, auf ihr Ziel zuschoben. Davon werde ich sicherlich noch lange zehren, von dieser Erinnerung daran. Wusstest du, dass du deine Augen halb offen lässt, wenn du in der Lust versinkst? Hat dir das schon mal einer verraten, dass man dann nur noch das Weiße im Auge sieht, in diesen ganz bestimmten Momenten? Oh ja, ich habe keinen einzigen Moment meine Augen von dir lassen können.

Nein – ich werde dir sicherlich nie sagen können, dass ich sofort daran gedacht habe. Aber – letztlich bin auch ich eben nur ein Mann, und bei einer solchen Frau wie du es bist. Was kann ich da denn machen, wenn dein Körper mich einfach gefangen genommen hat? Letztlich ist es doch deine Schuld, dass ich bei deinem Anblick so abgedreht bin. Du hättest eben etwas weniger auf deinen Körper achten sollen, wie viele dieser Schlampen, die überall rumlaufen. Aber nein, mein Engel muss ja Sport machen, einen strammen und knackigen Körper haben. In dem hohen Alter noch. Tja, mein Engel, und dann war da meine Neugierde, wesentlich größer noch, als meine Lust. Ja sicher – ganz alleine deine Schuld. Du hast mich doch erst neugierig gemacht. Von wegen: “… zarte Haut, tolles Gefühl – so glattrasiert”. So, oder so ähnlich, waren doch deine Worte. Nun, meine Hände haben schon immer das Talent gehabt, ihr eigenes Leben zu führen. Und so glitten meine Finger ganz sanft und vorsichtig, aber zielstrebig hinunter. Hast du sie überhaupt gefühlt, so sanft wie sie sich gebärdet haben?

Ich will deinen Körper erobern und genießen. Ich will fühlen. 
Jeden verdammten kleinen Pickel, an dem mal ein Haar gewachsen ist, will ich spüren. Und ich will dich reizen, will dich so weit bringen, dass deine Lust aus dir rausläuft, wie Tränen aus den Augen. Mein Kopf liegt auf deinem Bauch, und wird von deinem hektischen Atem hin und her gewiegt. Einer meiner Lieblingsplätze … mein Kopf auf deinem Bauch, so das ich sehen kann, wie meine Hand an dir spielt. Ja, ich spiele nur mit deiner Lust ... will nichts weiter, nur spielen, dich einfach nur genießen. Dich fühlen, riechen, schmecken. Wie du dich immer weiter vom Hier und Jetzt entfernst, einfach nur mein Spiel genießt. Lässt du dich immer so fallen, genießt immer so deine Lust? Fragen werde ich dich das nie, bekomme eh immer nur die selbe Antwort. Weltweit, und egal welche Rasse, jede Frau sagt: “... ich habe es vor dir noch nie so - bla, bla, bla ...“, oder so ähnlich. Ist wohl in den weiblichen Genen so verankert, kann man nichts machen.



ABSCHIED

“Hmm? Ja, ist gut. Mir wird auch kalt. Wird ja auch bald hell”. 
“Wie? Ich glaube unter der Decke liegt der”. 
“Ja sicher, morgen um die selbe Zeit, selber Ort. Ich freue mich auf dich”. 

Gleich geht mein Zug, und du wirst hier vergeblich auf mich warten … dich wiedersehen - nein, sicherlich nicht, war einfach zu schön.


Anmerkung:
Ach so, der Hinweg dauert immer länger, als der Rückweg! Warum? Na, wegen der Erwartungen!



Mittwoch, 18. Februar 2015

Es gibt keinen Grund - Angst zu haben im Bett.

Szene zum Thema Verwandlung


Es ist kuschelig, warm, so richtig gemütlich...
und außerdem sind wir nicht alleine,
denn 'ES' liegt neben dir.

Meine Finger fahren sanft und forschend über dein Gesicht. Mein Daumen zeichnet die Kontur deiner Augenbraue nach. Dann gleitet meine Hand sanft an deiner Wange entlang, runter zu deinem Hals. Sie umspannt nur leicht deinen Hals, und doch ist er fordernd dieser Griff – die Finger an der Wirbelsäule, den Daumen auf deinen Kehlkopf gelegt. Völlig in deinen Gefühlen aufgelöst, wird dein Kuss jetzt noch intensiver.

Dann atmen wir uns ein, geöffnete Münder, Lippen an Lippen, fängt gierig den Atem des Anderen ein, tauscht so Leben aus. Wir sind Eins, verschmelzen zu einer Einheit, im Erleben unseres Verlangens. Ich spüre das du nur noch Körper bist, kein Denken dein Handeln mehr lenkt. Hemmungslos, willenlos, gnadenlos dir selbst gegenüber – wirst einzig noch von deiner ungezügelten Lust gelenkt.

Und ich?
Ich taumle auch langsam in diese völlige Willenlosigkeit rein, die mich all das machen und denken lässt – was sonst so undenkbar und unvorstellbar ist. Und dann passiert 'ES', unbemerkt von dir, dieser Übergang ... selbst für mich so überraschend.

Mein Geist trennt sich vom Körper, lässt nur soviel Substanz zurück, um die Fassade aufrecht erhalten zu können. Von gefühlter Lust und Leidenschaft, hin zum erlerntem Handeln. Automatismen, einstudiert in all den Jahren meiner Einsamkeit im Herzen, übernehmen das Verwöhnen deines Körpers für mich. Zielsicher, fordernd und zuverlässig, tausendfach erprobt und an deine Lust angepasst, denn ICH bin nicht mehr wirklich 'bei derSache'.

Mein ICH fängt an zu schweben, Gedanken geraten völlig außer Kontrolle...

Wenn ich jetzt ... Wieso denn auch nicht, denn ein DU gibt es eh nicht mehr, denn du bist in mir aufgegangen. Hast mir dein ICH ja geopfert, auf dem Altar deiner Liebe und Lust. Hast es zugelassen, ja sogar gefordert, dass ich mir deine Seele einverleibe. Hast nur gelacht, als ich es dir gestand ... das ich Hörner habe – das Böse in Person bin.

Ein wenig fester drücken...
Mein Blick hält deinen weiter gefangen. Ich suche nach verräterischen Spuren in deinen Augen, will sehen ob du meine Flucht bemerkt hast, du meine Gedanken erahnen kannst. Doch da ist nichts, nichts außer den flatternden Lidern und den vor Lust geweiteten Pupillen.

Wenn ich jetzt mit dem Daumen fester zudrücke, was geschieht dann? 

Was würde ich in deinen Augen dann sehen? Pupillen die sich vor Schreck auf Stecknadelkopfgröße zusammen ziehen, Lider die vor Angst weit aufgerissen werden, hilfloses rollen der Augäpfel. Oder würden sich deine Augen so drehen, dass ein leichtes Schielen einsetzten, da sich deine Lust noch mehr steigert? So wie es sonst immer passiert, wenn ich dich mit neuen Spielarten meiner Lust überrasche?

Aufreizend langsam lasse ich meinen Daumen von deinem Kehlkopf den Hals hoch zum Kinn gleiten.

Dort, an der Stelle wo der Kehlkopf in Richtung Kinn endet, dort müsste ich zu drücken. Mit der richtigen Kraft, und dem nötigen Ruck, könnte ich dir das Zungenbein brechen – einfach so! Würdest du dich in meinen Armen im Todeskampf winden? Oder wärst du zu weit weg von realer Wahrnehmung, käme dein Tod für dich überraschend?

Mein Daumen erreicht dein Kinn, folgt den Konturen deines Kiefers, um sich dann doch wieder den Hals herunter zum Kehlkopf zu schleichen. Diesmal drücke ich ein wenig fester zu, aber nur so, dass es dir nicht meinem Atem, den ich dir spende, und den du begierig in dich einsaugst, raubt.

Wie um alles in der Welt kannst du mich einatmen, und doch nicht ahnen wie nahe du dem Ende bist? Mein Atem ist doch von der Schwere meiner Gedanken durchtränkt, geht selbst mir so schwer von den Lippen, auf das ich daran ersticken könnte...

Etwas verändert sich, deine Augen, die Pupillen... oder die Farbe? Deine Hände halten mein Gesicht liebevoll umfasst, dein Kopf rückt von meinem weg. Ich verliere den Fokus, deine Seele entgleitet mir.

'Liebst du mich denn auch so sehr - wie ich dich liebe?' Stumm steht dir diese Frage in den Augen geschrieben.

Oder ist es mein Gedanke, kommt diese Frage aus mir heraus? Wo fängst DU an, wo höre ich auf. Wagst du es mir diese verbotene Frage laut zu stellen – oder gar ich mir selbst?

Was ist passiert, was hat mich verraten? Wieso konntest du mir entkommen? Was wird aus...

Da liegst DU, schaust mich erwartungsvoll an, das Leuten der Lust aus den Augen verloren, und hier ICH. Ein Lächeln der Erleichterung huscht über mein Gesicht, atmen geht wieder leichter. Ich bin wieder Eins mit mir, wieder Herr über meine Sinne und meinem Körper.

DU bist endlich zurück, wieder Eins mit dir.
Meine Hand gibt deinen Hals frei, gleitet über den Rücken langsam in Richtung Po von dannen. Ein fernes Rauschen nur noch, meine Gedanken von eben.

... dann wäre es doch endlich vorbei ...
Alles vorbei, und der letzte Fetzen dieser ungezügelten Gedanken verhallt in meinem Kopf - unberücksichtigt. Einzig meine Frage danach, wie du mir entkommen konntest, steht mir noch in den Augen und lässt dich fragen:

"An was hast du gerade gedacht?".
"Nichts mein Engel... ich habe nur gefühlt – mich einfach viel zu wohl gefühlt... um noch denken zu können", rede ich mich heraus.

wie gesagt:
Es gibt keinen Grund - Angst zu haben im Bett.

Es ist kuschelig, warm, so richtig gemütlich...
und außerdem bist du nicht alleine,
denn ich liege neben dir.


Anmerkung:
Gesprächsthema: Sexualität & Frauen - Fortsetzung

Dienstag, 17. Februar 2015

End-Sequenz

Einakter zum Thema Zuhören

... sie standen dicht voreinander, aber ihre Blicke wagten sich kaum zu begegnen. Nach längerem Schweigen fragte sie ihn: "Liebst du mich noch?"

Mit großen Augen stand sie da, wartend auf seine Antwort, auf seine Sicht der Dinge. Verunsichert schaute sie, voller Angst vor Enttäuschung oder Verletzung.

Er atmete schwer durch.
"Ich kann dir deine Frage leider nicht mit einem einfachen 'JA' oder 'NEIN' beantworten", entgegnete er bedrückt. Ihre Augen irrten hin und her, konnten seinem Blick nicht standhalten. "Ich möchte gerne etwas mehr dazu sagen", fuhr er sanft fort, und versuchte dabei ihren Blick wieder einzufangen.
Doch sie starrte stur nach unten, als würde sie den Boden studieren, und begann mit klirrender Stimme loszureden: "Ich verstehe schon, es wäre ja auch zu schön gewesen ... ich dachte ja immer, du stehst zu mir - egal was kommt. Damals, als wir uns ...", ergoss sich ihre Flut von längst aufgebrauchten Vorwürfen über ihn.

Traurig senkte er seinen Kopf.
Ihre Stimme hörte er zwar, doch ihre Worte verloren jeglichen Sinn, da sie ihn nicht mehr wirklich erreichten. Als es endlich still wurde, hob er den Kopf und schaute ihr direkt in die Augen.

"Du weißt schon, dass ich Menschen schätze, die auch mal einfach nur abwarten und zuhören können", winkte er müde ab, drehte sich mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern um, und ging fort ... mit all den Gedanken und Gefühlen, die er ihr doch mitteilen wollte.


Anmerkung:
Reden ist Trennung, Schweigen ist Freiheit.




Montag, 16. Februar 2015

Wie eingemauert

zum Thema Gleichgültigkeit
[aus: "Die Liebe und Ihr Bruder Schmerz "]

Schweigen, mal wieder ...
Nein, nicht diese Art von Schweigen - das ich so sehr liebe. Kälte und Verletztheit umgibt dieses Schweigen, wie eine Mauer. Gespieltes 'Du bist nicht da, ich ignoriere dich vorsätzlich', vertieft und erschwert dessen Unerträglichkeit.

Mein Gehirn rattert, fragt mich nach akzeptablen möglichen Gründen – ergebnislos.
Unmut macht sich breit, Unmut auf Grund der unberechtigten Bestrafung durch dieses Schweigen.

'Es wäre doch ein Leichtes für dich dieses Schweigen aufzulösen. Einfach mal fragen was los ist', denke ich mir – spüre aber schon wieder meine alte Gleichgültigkeit, gegenüber ewig langer und unnötiger Erklärungen, sowie dem Streitgespräch, in mir aufkeimen.

Stimmt ja, ich habe ihr nicht meine volle Aufmerksamkeit geschenkt, bin in Gedanken bei meinem Projekt gewesen. 


Aber mal ehrlich ...
Was bitte schön soll ich mir alle Sachen mehr als einmal erzählen und erklären lassen? Ich bin nun mal nicht schwer von Begriff, habe keinerlei Lust meine Zeit mit langatmig vorgetragenen Vorwürfen zu verbringen, während mein Projekt schon seit Wochen nicht mehr richtig vorankommt.

Was mir wichtiger ist, diese Frage hat sie mir nicht gestellt, wohlwissend wie die Antwort lauten würde ...

Nun habe ich mitgeschwiegen, noch eisig kälter, als es ein anderer Mensch vermag. Habe sie so ’aus dem Haus geschwiegen’.

Dabei wäre doch alles so einfach gewesen ... Mit ein paar Worten, die dieses Schweigen brechen!

Allerdings Worte ohne Vorwürfe und Vorhaltungen ... so wie in etwa:
'Hast du nicht Lust ein wenig mit mir spazieren zu gehen ...'.

Dafür habe ich schon immer alles stehen und liegen lassen, egal ob 'dicke Luft', oder nicht!
Nun ja, jetzt habe ich erst mal wieder genug Zeit und Muse ... sogar die ganze Nacht, und die nächsten Tage und Nächte.

Aber schön ist es trotzdem – zu wissen, dass sie eines Tages wiederkommt!
[bis zum nächsten Schweigen!]


Anmerkung:
ICH NACHGEBEN?
Niemals,
lieber sterbe ich einsam!



Sonntag, 15. Februar 2015

Ein absolut perfekter Abend.

Lehrstück zum Thema Single

Vielleicht hätte ich besser nicht mit ihr essen gehen sollen ...
aber was man nicht alles so macht, wenn man verliebt ist und versucht einer Frau ein wenig Zeit abzuringen, um ihr nahe zu sein und auch, um ihr die Chance zu geben dich kennen zu lernen.

Nein nein, das Restaurant war vom Feinsten, daran lag es nicht.
Wir hatten auch eine lauschige Ecke bekommen, sogar die Musik war von angenehmer Lautstärke, so dass man die Stimme nicht sonderlich anheben musste, und übermäßig voll war es auch nicht. Zuerst war es ja auch alles perfekt; der Wein war genau nach ihrem Geschmack und unsere Unterhaltung längst über den "smal talk" Level hinaus. Besonders angenehm fiel mir auf, dass sich unsere Bewegungen schon anfingen zu synchronisieren. Ein wichtiges Zeichen für echtes Interesse an mir.

Ein absolut perfekter Abend... bis dann das Essen auf dem Tisch stand.
Diese Schlampe - von da an war ich abgemeldet, kein Wort hatte die mehr für mich über. Während ich vor Aufregung und Schmetterlinge im Bauch keinen Bissen runter bekam, war die nur noch damit beschäftigt sich einen Happen nach dem anderen in ihren Mund zu schieben. Alles was ich von da an von ihr zu hören bekam, war lediglich das Knirschen ihres Kiefer, der beim Zermahlen der Bissen hin und wieder sogar laut knackte.

Egal was auch immer ich sagte, um unsere Unterhaltung wieder in Gang zu bringen, sie hatte alle Sinne nur noch auf das Essen konzentriert. Tja, da hatte ich dann schnell begriffen, dass ich mich wieder in die Falsche verliebt hatte... wie kann man denn nur so unverkrampft essen, wenn man die Chance hat sich mit dem Mann seines Lebens beschäftigen zu können?

Nee, "so eine" will ich nicht - ich will eine, die auch wirklich für mich da ist, die mich nicht wegen jeder Kleinigkeit - wie diesem blöden Fressen - links liegen lässt!

Nee, wirklich nicht...
scheiß Weiber, sind doch alle gleich - für die bist du nur wichtig, bis etwas Anderes da ist.


Anmerkung: 
ich hoffe, du hast das Grinsen in meinem Gesicht nicht übersehen... obwohl - setzte doch einfach mal etwas anderes, als das Essen ein... dann ist doch was dran, oder?



Dienstag, 10. Februar 2015

Ich bin so real für dich.

Schauspiel zum Thema Illusion


Es gibt mich nicht!
… gab mich nie – hat mich nie wirklich gegeben.
Bin immer für alle nur eine Null gewesen, für jeden!
[auch für dich]

Bin ich heute auch immer noch - eine Null.
Aber jetzt habe ich auch Einsen, bin endlich rein digital!

Ein nichts, wenn man den Strom ausmacht.
Ein nichts - wenn man mich nicht anklickt.

Hat sich also etwas verändert?

Ja ... für Dich!
Ich bin alles für dich, alles was du dir unter mir vorstellen willst.
Mein Erscheinungsbild ist deiner Phantasie überlassen.

Ich kann intelligent, geistreich, jung, schön, schlank, wild, ungezähmt sein –
ganz wie du willst.

Ich kann dumm, einfältig, alt, hässlich, dick, lahm, gezähmt sein –
ganz wie du willst.

Ich bin so real für dich, wie meine Texte oder Gedichte mich für dich erscheinen lassen.
Und du kannst mich auswählen, je nachdem wonach dir heute zumute ist.

Lieben?... schau unter Liebe …
Trauern?... schau unter Trauriges …
Lachen?... schau unter Humor …
Denken?... schau unter Gedanken …
Verrücktes?... schau unter Skurriles …
Sterben... schau unter Suizid …
nach und klick mich da an.

Doch vieles kann ich leider nicht.

Dich an die Hand nehmen nicht.
Dich in meinen Armen halten nicht.
Dir Zärtlichkeiten ins Ohr flüstern nicht.
Dir in die Augen sehen nicht.
Dich riechen nicht.
Deine Wärme spüren nicht.

Aber bist du doch alles für mich, alles was du jetzt sein sollst für mich.
Weil ich dich angeklickt habe.
Dein Gedicht, deine Geschichte.
Teile deine Erlebnisse mit dir, deine echten - wie ich hoffe.
So bin ich dir nahe, verleibe mir so deine Seele ein ...
… fange an zu fühlen, gar zu denken wie du.

Und würde gern mehr über dich erfahren:
deine Wahrheiten,
gern deine Augen sehen,
dein Geruch,
deine Wärme,
deine Nähe erfahren ...

Jedoch:
Wenn du mir böse erscheinst,
dann drucke ich dich aus,
zerreiße sie dann – deine verlogene Seele.

Verspotte sie mit einem Kommentar.
Bringe dich so zum Schweigen, wenn ich es geschickt anstelle.
Ignoriere dich einfach, klicke dich nicht an ...
… schreibe keinen Kommentar mehr für dich.

Entferne dich so aus meinem Leben, ganz ohne mögliche Gegenwehr für dich.
Du mein digitaler Traum, gefangen in Internet.

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Freitag, 6. Februar 2015

Nachts, eine Erzählung.

KAPITEL-VERZEICHNIS

1. Vorwort
2. Nacht ... endlich
3. Aufbruch
4. Sie & Wir
5. Beobachtungen
6. Heute aber
7. Auf dem Weg
8. Der Bruchteil einer Sekunde
9. Das Ende


Prolog

… mich regten diese Gedanken schon zu lange an, viel zu oft schon musste ich nur daran denken. Jetzt musste ich endlich handeln, endlich meine Bestimmung erfüllen, um ja nicht daran zu ersticken. Es war an der Zeit endlich die Hüllen fallen zu lassen, der Welt meine schlichte Wahrheit zu zeigen.



NACHT … ENDLICH!

Dies war schon immer meine liebste Zeit.
Ich liebe diese Ruhe, die dann über diese geschäftige Welt hereinbricht, wenn die Nacht alles zum Verstummen und Erliegen bringt. Leise öffne ich die Tür meines Zimmers, schaue vorsichtig den Flur entlang. Stille, diese herrliche Stille um mich herum, nur von dem leisen Brummen der Neonlampe gestört, die den Flur trüb beleuchtet. Es irritiert mich ein wenig, aber ansonsten sind keine weiteren Geräusche mehr zu hören. Meine empfindlichen Augen schmerzen bei dem Versuch mich an das Licht zu gewöhnen, denn sonst herrscht immer nur Finsternis um mich herum.


Selbst in mir ist diese Finsternis.
Alles was ich so gerne sehen würde, alles, das meine Sicht der Dinge ändern könnte, versteckt sich darin vor mir. Wie schwarze Schleier verdecken mir eure Worte und Taten, genauso wie eure Blicke und Gesten, die Sicht auf diese eure Welt. Allein der Gedanke daran sorgt dafür, dass ein dunkler Brei aus Schmerz und Demütigungen meine Seele überzieht, alte Narben aufreißt und sie erneut bluten lässt.

Tränen schießen mir bei diesem Gedanken in die Augen, und hastig ziehe ich mich wieder in mein Zimmer zurück, schließe die Tür lautlos hinter mir ab.

Ein irrwitziger Gedanke, aber … kann es sein, dass heiße Tränen Narben hinterlassen … sich in das Gesicht einbrennen? Ängstlich sehe ich in den Spiegel, schaue aber in ein relativ hübsches Gesicht. Nach euren Maßstäben sogar auf einen schönen Menschen. Wie kann das Geschöpf, dessen Seele so unendlich hässlich ist, nur so gut aussehen? Warum kann man mir meine inneren Verletzungen nicht von außen ansehen? Meine Seele ist schwarz und verdorrt, und doch lebe ich unter euch, ohne das es euch auffällt. Meine Hände fangen an zu zittern, aber nur wegen diesem unbändigen Hass … und der Wut auf alles Leben um mich herum.

Es wird Zeit, dass ich mich wieder fange, denn mit aller Macht zieht es mich nach draußen. Langsam zieht sich die Erinnerung wieder auf ihren angestammten Platz in die hinterste Ecke meines Gedächtnisses zurück, und gibt so meinem Verlangen nach Erlösung wieder den nötigen Freiraum.



AUFBRUCH

Heute ist meine große Nacht, heute werde ich hoffentlich endlich auferstehen aus meiner Asche. Mit krächzender Stimme versuche ich meinem Ebenbild im Spiegel vor mir Mut zu machen, ihn an sein Vorhaben zu erinnern. Auf dem Weg aus dem Haus begegne ich niemanden. Eiligen Schrittes haste ich zu dem kleinen Wäldchen oberhalb dieses Städtchens. Endlich umschließt mich die wohlige Schwärze der Nacht, ungestört von den Lichtern der Stadt. Ich lege den Kopf in den Nacken und schließe die Augen. Gierig sauge ich die frische Luft ein, freue mich über den Regen der gerade niedergeht.

Diese Nacht verspricht einfach herrlich für mich zu werden. Voller Erwartungsfreude und Ungeduld blicke ich mich unwillkürlich suchend um, kann ihn aber nirgends entdecken. Ist für mich nicht weiter verwunderlich, denn wir hatten weder Ort noch Zeitpunkt abgemacht. Aber er hatte mir zugesichert, dass er zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein wird. Ich weiß, dass es so sein wird, denn das ist nur eines seiner besonderen Talente. Obwohl er, jedenfalls nach meinem Empfinden, allzu selten für mich da ist, konnte ich mich immer auf ihn verlassen, wenn es darauf ankam.

Allerdings stört es mich gewaltig, dass er sich nie die Zeit nimmt mich auf meinen Streifzügen durch neue Städte und Ortschaften zu begleiten. Weder bei der Auswahl eventuell notwendiger Fluchtwege, noch bei der Suche nach einem passenden Objekt, stand er mir bisher hilfreich zur Seite. Allein deshalb waren, meiner Meinung nach, bisher alle Versuche, die ich bis heute schon unternommen hatte, ohne den krönenden Erfolg geblieben.

Aber sein Vertrauen in mich, oder letztlich doch nur in mein unbändiges Verlangen danach, mir endlich dieses Erlebnis zu gönnen, scheint schier unermesslich zu sein.

Durch meine Unsicherheit, und mein zu großes Mitgefühl mit dem Leid anderer Menschen, war es mir bisher nie gelungen diesen letzten und endgültigen Schritt zu machen.

Wie eine unsichtbare Grenze, die mein mitleidiges Herz sich zu überschreiten weigerte, hatte ich mir meinen Traum bisher nie bis zur letzten Konsequenz erfüllen können. Nun aber, nach einigen vergeblichen Anläufen, war es ihm endlich gelungen mir die unbedingte Notwendigkeit dieses Schrittes klarzumachen.

Da ich bei dem letzten Versuch nur halbherzig zur Sache gegangen war, sozusagen ‘verbrannte Erde’ hinterlassen hatte, waren wir in diese Stadt im Süden geflohen.

Man mag an Bestimmung glauben, oder auch nicht, aber hier fühlte ich mich endlich angekommen.

Alles was notwendig war, um meine Existenz in diesem Ort geheim zuhalten, hatte sich quasi von selbst ergeben. Unscheinbar, fast wie unsichtbar, ging ich hier in der Menge unter. Hier war ich lediglich ein Niemand unter anderen Niemanden, gesichts- und konturenlos. Der ferne Glockenschlag der Kirche mahnt mich endlich aufzubrechen, mich meinem Traum wieder zuzuwenden. Hastig mache ich mich, auf den von mir zuvor erkundeten Schleichpfaden, auf in das Zentrum dieser Kleinstadt. Scheinbar ziellos irre ich, wie schon unzählige Nächte zuvor in meinem Leben, durch die Straßen dieser Stadt.

Ein Suchender bin ich, soviel ist klar.

Aber wonach suche ich eigentlich?
Bin ich auf der Suche nach Erlösung? Nein, wohl kaum. Ich habe ein klares Ziel vor Augen, suche nach der Erfüllung meiner Gedanken und Vorstellungen, die ich nun endlich ausleben und genießen will, und muss. Heute ist meine große Nacht, heute werde ich hoffentlich endlich auferstehen aus meiner Asche. Mit krächzender Stimme versuche ich meinem Ebenbild im Spiegel vor mir Mut zu machen, ihn an sein Vorhaben zu erinnern.



SIE & WIR

Ich hatte die letzten Wochen dazu genutzt diese Stadt besser kennen zu lernen, geheime Fluchtwege erkundet, für Autos unwegsame Strecken ausfindig gemacht.

Wie immer musste ich das alles allein bewerkstelligen, denn für ihn zählt einzig und allein dieser eine Moment, nicht die Umstände drum herum. Nein, noch nicht einmal der Vorgang als solches scheint ihn wirklich zu interessieren. Letztlich geht es ihm nur um den Bruchteil einer Sekunde. Unwillkürlich denke ich an sie.

Sie scheint mir das geeignete Objekt für meine Begierde zu sein, obwohl – oder gerade weil – ich mich so sehr zu ihr hingezogen fühle. Da ist ganz tief in mir dieses Gefühl … nein, besser das Wissen, dass sie nur für mich auf dieser Welt ist, nur auf mich gewartet hat.

Sie war mir bei einem meiner nächtlichen Streifzüge durch diese Stadt aufgefallen.
Eigentlich wohl eher das Geräusch ihrer Schuhe auf dem Bürgersteig. Dieser Klang ließ mich sofort aufhorchen. Ihre Schritte klangen so verheißungsvoll für mich, luden mich auf eine unerklärliche Art förmlich ein ihr zu folgen. Dieser Rhythmus, wie sie einen Fuß vor den anderen setzte, übereinstimmend mit meinem Herzschlag. Energisch, aber gleichzeitig auch verhalten, setzte sie ihre Schritte. Fast bedächtig, ohne Eile und scheinbar ohne bestimmtes Ziel.

Ich beeilte mich näher zu ihr aufzuschließen, blieb aber dabei immer darauf bedacht nicht unvermutet in ihr Sichtfeld zu geraten. Passend zu dem Rhythmus ihrer Schritte auf dem Pflaster spielte in meinem Kopf eine Melodie. Worte malten Bilder in meinen Kopf und formierten sich zu einem passenden Text – fast schon ein Liebeslied, das so entstand.

Urplötzlich endete es dann. Sie zögerte einen Moment. Mitten im nächsten Schritt erstarrte sie. Sie schien kurz zu überlegen, ganz leicht drehte sie den Kopf ein wenig zur Seite, ganz so, als wollte sich vergewissern wer da hinter ihr war. Dann aber besann sie sich eines Besseren, und ging forsch und zielstrebig auf das Lokal an der Ecke zu, und verschwand, zu meinem Bedauern, darin.

Es hat mich nach diesem Abend immer wieder in diese Gegend mit dem Lokal zurückgezogen, in der Hoffnung ihr hier wieder zu begegnen. Zu übermächtig war inzwischen diese Vorstellung von ihr in meiner Gedankenwelt geworden, wenn ich in meinem Zimmer saß und mich mit ihm über die Durchführung meiner Pläne auseinander setzte. Natürlich hatte ich ihm, gleich nach dem ich wieder in meinem Zimmer war, ausführlich von ihr berichtet. Noch während ich ihn mit meinen Träumen von ihr überhäufte, fiel mir sein gelangweiltes Gehabe auf. Für ihn schien es nichts Neues, und erstrecht nichts Besonderes zu sein, dass ich ihr begegnet war, höchstens, dass es jetzt erst passiert war.

“Jeder hat seine Bestimmung, und für alles kommt die richtige Zeit!”

Das war alles was er überhaupt dazu zu sagen hatte.
Dann ging er schon wieder auf den großen Plan ein. Allerdings bezog er sie jetzt wie selbstverständlich mit in diesen Plan ein, stellte sie sogar in den Mittelpunkt unseres Vorhabens. Mit nicht enden wollender Begeisterung stellten wir uns von da an immer wieder genau diesen Moment vor, an dem ich ihre Seele aus den Gefängnis ihres Körpers befreien würde. Jenen scheinbar viel zu kurzen Augenblick zwischen Leben und Tod, an dem wir ihren letzten Herzschlag hören und fühlen würden. Keiner von uns beiden würde diesen Moment ungenutzt verstreichen lassen. Wir waren zu dem Ergebnis gekommen, dass er sich wohl am besten in ihren Augen beobachten lassen würde, der Augenblick des Übergangs in das Unbekannte.



BEOBACHTUNGEN

Lange Zeit traute ich mich nicht dieses Lokal zu betreten, lungerte nur in der Nähe davon herum – immer in der Hoffnung sie doch endlich wieder sehen und ihre Schritte hören zu können. Nach und nach nahm mein Verlangen nach ihr überhand, über mich und meine Vernunft, und ich betrat, ganz gegen meine Abscheu vor Menschenansammlungen und geschlossenen Räumen, dieses Lokal. Gedämpftes Licht, laute Musik, Stimmengewirr von unzählig vielen Menschen nehmen mich und meine Wahrnehmung gefangen. Die alte Panik vor Menschen keimt in mir auf.

Unwillkürlich verkrieche ich mich in die dunkelste Ecke dieses Lokals, fern ab von allem Trubel. Langsam werde ich wieder ruhiger, zumal meine Augen sich an das trübe Licht gewöhnt haben, und ich in der Menschenmenge einzelne Personen ausmachen kann. Kein undefinierbarer Mob mehr, also auch keine Bedrohung.

Da ist es, dieses Gefühl von Nähe … das Gefühl von dieser eigentümlichen Spannung, welches die Luft fast vibrieren lässt. Sie muss hier sein, sich mit mir zusammen in diesem Raum befinden. Mein suchender Blick durchforscht den Raum auf der Suche nach ihr, und bleibt dann einer weiblichen Person, die nur schemenhaften, als Schatten gegen das Licht der Theke zu erkennen ist, hängen.

Obwohl ich sie eigentlich nicht erkennen konnte, da ich bisher lediglich ihren Umriss aus einiger Entfernung von hinten gesehen habe, bin ich mir sofort absolut sicher sie gefunden zu haben. Sie sitzt alleine auf dem Barhocker an der Theke, während seitlich von ihr ein Kerl versucht sich ihrer Aufmerksamkeit zu versichern. Wild mit den Händen gestikulierend redet er ohne unterlass auf sie ein. Sie aber lässt es scheinbar völlig kalt, denn ihr Blick schweift ziellos durch den Raum. Hin und wieder nickt sie huldvoll irgendwelchen Leuten zu, die sie beim Bestellen ihrer Getränke am Tresen grüßen. Keiner aber gesellt sich zu ihr, fasst sie an oder nähert sich ihr sonst irgendwie auf eine vertrauliche Weise.

Ich habe erst mal genug gesehen, bin mir sicher, dass ich sie jederzeit hier wiederfinden werde. Dies muss ihr Stammlokal zu sein, jedenfalls benimmt sie sich so, als wenn sie hier heimisch wäre. Um zu vermeiden das sie mich hier entdeckt, verlasse ich schnell wieder das Lokal, um dann vor der Tür einen herzenstiefen Seufzer auszustoßen.

Inzwischen habe ich schon viele Abende und Nächte in diesem Lokal verbracht, so das ich genau ihre Ankunftszeit und den Zeitpunkt ihres Aufbruchs kenne. Und ich bin gerne hier. Keine Ahnung warum, doch ein Gefühl von Sicherheit überkommt mich hier. Selbst wenn sie einmal nicht anwesend ist, nicht auf ihrem angestammten Platz zu entdecken ist, kann ich mir hier in diesem Raum jederzeit ihre Nähe in mein Fühlen und Denken zurückholen. Ihre Mimik, ihre Gesten und all ihre Bewegungen habe ich gierig in mich aufgesogen, fast so, als würde ich ohne all das ersticken. Es ist für mich eine Offenbarung, wie sie immer öfter versucht meinen forschenden Blick einzufangen, mit mir versucht in Verbindung zu treten. Fast ist es schon so, als wäre sie genauso nur noch meinetwegen hier, wie ich ihretwegen.

Es ist schwer, fast sogar unmöglich, zu beschreiben welche Spannung sich mit der Zeit zwischen uns aufgebaut hat. Allzu oft passiert es in letzter Zeit, dass sich unsere Blicke treffen und ineinander verfangen, bei dem Versuch den anderen unbemerkt zu beobachten.

Es ist wie pure Elektrizität ...
Die Härchen auf meinen Armen stellen sich augenblicklich aufrecht, während ein Schauer nach dem anderen dabei über meinem Rücken jagt. Ein Tunnelblick, ja, so kann man es wohl treffend beschreiben. Durch das Halbdunkel des Lokals bahnt sich ein kleiner Tunnel aus purer Energie seinen Weg, von meiner Iris direkt in ihre. Gebündelt wie ein Laserstrahl, ohne Ablenkung und Energieverlust … brenne ich ihr, und sie mir, ein Bild von Zweisamkeit ins Gehirn. In diesen Momenten ist es, als wären wir beide alleine auf dieser Welt. Keinerlei Geräusche dringen dann mehr in mein Bewusstsein ein.

Ein Flüstern, ein Versprechen, eine Verlockung von unvorstellbarer Kraft vernehme ich dann in meinem Kopf. Ich lese ihre Gedanken, direkt aus ihren Bewegungen und Blicken, die mir unverblümt ihr Verlangen nach meiner Nähe und unserer Zusammengehörigkeit zeigen.

Die Zeit … sie steht scheinbar in diesen Momenten still, verstreicht für uns beide unbemerkt. Wenn wir wirklich alleine in diesem Raum gewesen wären, nicht so manches mal einer von diesen Kerlen in diesem Lokal versuchen würde sich an sie ranzumachen, wir wären wohl nie in den normalen Zeitablauf zurückgekehrt.

In diesen Momenten muss ich dann fluchtartig das Lokal verlassen, um wieder Herr über meine Sinne zu werden. Zu groß ist dann das Verlangen ihren Verehrer auf der Stelle in Stücke zu zerreißen, ihre Aufmerksamkeit allein für mich zu beanspruchen. Meist gehe ich dann durch die verlassenen Straßen dieser Stadt, auf der Suche nach einem schnellen Opfer, allein um meinen Hass abzureagieren, mir meiner eigentlichen Stärke und Aufgabe wieder bewusst zu werden.



HEUTE ABER

Heute also ist der große Tag, heute ist der Tag der Tage – besser die ultimative Nacht. Ich bin auf dem Weg in das Lokal, gehe über den langen Flur vom Nachbarhotel der direkt in dieses Lokal führt.

Der Portier des Hotels sitzt hinter seinem Tresen und liest in seiner Zeitung. Als ich an ihm vorüber gehe, hebt er nur kurz den Kopf und lächelt mir zu. Ich bin mir sicher, dass er mich nicht wirklich wahrgenommen hat, dass es nur ein Reflex ist. Ich antworte ihm mit einem freundlichen Nicken. Sein Blick versenkt sich wieder in die Zeitung, und ich gehe meinen Weg ungehindert weiter, trete endlich in das Lokal ein.

Es ist wie schon so oft. Laute Musik, Rauch und Stimmengewirr schlagen mir entgegen. All das, was ich sonst so sehr verabscheue und vermeide, wo immer ich es kann, genieße ich hier. Ich sauge gierig die Stimmungen des Raumes in mich auf. Ihre Ausstrahlung habe ich schon verspürt, bevor ich sie überhaupt sehen kann. Und dann sehe ich sie auf ihrem Barhocker an der Theke sitzen. Seit ich dieses Lokal ihretwegen besuche, beansprucht sie diesen Platz für sich. Sie hat ein Glas Bier neben sich auf der Theke, das unangetastet ist und auch bleibt, während der ganzen Zeit in der ich sie beobachte. Sie lässt ihren Blick gelangweilt durch die Menschenmenge schweifen.

Ihr Blick ist von Traurigkeit erfüllt.
Zu jung erscheint sie mir, denn ich habe sie für mich auf höchstens zwanzig Jahre eingeschätzt, um schon soviel Trauer in ihrem Blick zu haben. Doch dann bemerkt sie, dass ich sie beobachte. Überraschung, fast schon ein klein wenig Verwirrung, blitzt kurz bei ihr auf. Schnell verschafft sich jedoch ein kleines Lächeln Platz in ihrem Gesicht. Diese spontane Reaktion lässt sie für mich nur noch begehrenswerter erscheinen. Verlegen schaue ich auf meine Armbanduhr, beschließe noch ein wenig zu warten. So verharre ich allein und schweigend, sie aber nicht mehr aus den Augen lassend, auf meinem Platz neben der Tür.

Die ersten Lichter werden jetzt gedämpft, tauchen das Lokal in eine intime und warme Atmosphäre. Unsere Blicken treffen sich wieder, und ich kann das Gefühl nicht mehr länger unterdrücken. Es wird immer stärker, und so beschließe ich mich auf den Weg zu ihr zu machen.

Ich schiebe mich an den letzten Gästen, die noch vereinzelt herumstehen, vorbei.
Als ich sie erreicht habe, spreche ich sie an ... zum ersten Mal überhaupt. Wir beide kommen sehr schnell ins Gespräch. Im Laufe der Unterhaltung zeigt sie, erst zögernd, dann aber immer häufiger, das Lächeln, das mich so verzaubert hat. So vergehen Stunden, und ich habe das Gefühl endlich jemanden gefunden zu haben, der mich versteht.

Irgendwann meint sie, dass es schon spät ist, dass sie nach Hause muss.
Kurz habe ich das Gefühl, besser die Hoffnung, sie wird mich nun fortschicken, denn ich will sie nicht meinen Bedürfnissen opfern. Trotzdem schlage ich ihr routinemäßig vor, sie noch zu begleiten. Sie hat nichts gegen meine Gesellschaft einzuwenden; fast ist ihr anzumerken, dass sie darauf gehofft hatte. So verlassen wir also das Lokal zusammen, machen uns auf den Weg zu ihrem Zuhause.



AUF DEM WEG

Während wir uns angeregt unterhalten, hakt sie sich bei mir unter, ist mir jetzt näher als je zuvor. Dieses Vertrauen finde ich liebenswert, verspüre auf einmal eine tiefe Zuneigung für sie. All ihre kleinen zufälligen oder absichtlichen Berührungen, während des bisherigen Abends, waren eine einzige Aufforderung an mich. Mein Herz schlägt zwar vor Freude Saltos, hämmert aber auch gleichzeitig vor Panik gegen meine Brust.

‘Was, wenn ich …’.

Ihre Stimme lenkt mich von meinen Gedanken ab.
Ich unterhalte sie mit einer unverfänglichen Geschichten aus meinen Leben, merke dabei, dass sie sich immer wohler an meiner Seite fühlt. Sie hat nichts von meiner dunklen Seite bemerkt, und das ist auch mein Ziel. Mein aufgesetztes und falsches Lächeln hat sie mir nur zu bereitwillig geglaubt, denn sie will mich haben. Ohne jeden Zweifel, warum auch immer. Oh, wie leicht sich Menschen täuschen lassen.

Jetzt kuschelt sie sich enger an mich, schmiegt sich wohlig in meinen Arm. Ich spüre wie Trauer mich überkommt, beim Gedanken daran, dass ausgerechnet sie es sein muss. Wir sind alleine unterwegs, um uns herum Stille.

Von fern hörte man das pulsierende Leben der Stadt, und ein Park taucht im Dunkel vor uns auf. Ohne Hast steuert sie unsere Schritte auf diesen Park zu. Voller Vertrauen geht sie an meiner Seite in den Park, der fast vollkommen im Dunkel liegt, da nur alle hundert Meter eine kleine Laterne steht, um wenigstens etwas Licht zu spenden. Der leichte Regen lässt die Blätter der Bäume geheimnisvoll rascheln. Fast hört es sich wie ein Flüstern, wie ein ungläubiges Raunen an. Als wenn die Bäume ahnen können, was nun gleich geschehen wird. Nervös werfe ich einen unauffälligen Blick in die Runde, und dann sehe ich ihn hinter einem Baum stehen und auf uns warten.

Ich bin keineswegs überrascht, denn seit ich denken kann war er, auf der Suche nach Absonderlichkeiten und Abnormales, mir immer wieder begegnet. Ein seltsames Band schien uns schon immer zu verbinden. Obwohl ich zu weit von ihm entfernt bin, höre ich seine Worte in meinem Kopf klingen.

Und da erwachte sie plötzlich, diese entsetzliche unstillbare Gier nach dem Ungeheuerlichem, die mich so lang schon peinigt. Angestachelt und aufgeheizt von seinen Forderungen, die ich laut in meinem Kopf höre, bahnt sich dieser Hunger danach Leben zu beenden, die Macht eines Gottes zu besitzen, seinen Weg in mein Denken.

Davor habe ich mich schon den ganzen Abend gefürchtet, obwohl ich doch genau deswegen überhaupt die Sicherheit meines Zimmers aufgegeben habe. Die ganze Zeit, die ich jetzt schon mit ihr zusammen durch die Nacht gehe, habe ich mich schon gefragt, wann sie wohl durchbrechen wird - diese Gier. Noch versuche ich, ihr zuliebe, verzweifelt gegen das Verlangen anzukämpfen, doch es ist längst zu spät für mich. Seit Wochen schon habe ich meinen Wünschen und Vorstellungen gegenüber die nötige Distanz aufgegeben. Er und ich, wir beide haben es für uns schon zu oft und zu gründlich ausgemalt, wie es sein wird.

Bis ins kleinstes Detail haben wir es immer und immer wieder in Gedanken durchlebt, Pläne gemacht und wieder verworfen. Sie scheint von meiner inneren Unruhe nichts zu bemerken, und geht zufrieden an meiner Seite weiter. Ich sehe ihr ins Gesicht, direkt in ihre grünen Augen. Ich genoss zwar ihre Nähe, dennoch war ich froh, als wir die Mitte des Parks erreicht hatten. Bisher hatte ich mich noch unter Kontrolle gehalten, und bald wären wir wieder auf belebten Straßen, und sie somit wieder, zumindest für Heute, aus der Gefahr zum Opfer meiner Begierde zu werden heraus.



DER BRUCHTEIL EINER SEKUNDE

Doch Er ...
Er in meinem Kopf, Er muss oder will diese liebenswerte Frau mit den traurigen Augen unbedingt haben. Es ist fast ein körperlicher Schmerz, mit dem Er mich dazu treibt meinen Hunger an ihr zu stillen. Ohnmächtig gegen das Verlangen, stöhne ich heftig und laut vernehmlich auf.

Sie hört es, will lachen, doch da spürt sie wie ihre Handgelenke von meinen Händen gepackt und auf ihren Rücken gedrückt werden. Ihre grünen Augen starren mich an, und sie weiß, dass es um ihr Leben geht.

Ihre Angst erregt mich. Sie schreit auf, doch keiner kann sie hören. Die Stille dieser Nacht umgibt uns von allen Seiten. Ich ersticke die Laute des Schmerzes, die sie von sich gibt. Sie wehrte sich nach Kräften, versteht nicht, was mit ihr geschieht, spürte nur einen seltsamen kurzen Stich in ihrer Brust und dann … die aufsteigende Kälte, die sich durch ihren Körper schleicht, ihr langsam die Kraft nimmt.

Kein Schrei mehr, kein Stöhnen … nichts.

Das Letzte, dass sie wahrscheinlich noch wahr nimmt, sind meine strahlend blauen Augen die sie begierig dabei beobachten, wie ihr Leben ihr entgleitet. Für den Bruchteil einer Sekunde kommt dann diese ersehnte Erlösung - die das Denken beendet, Gedanken auslöscht, mich frei in dem unendlichen Nichts schweben lässt … mich einfach nichts mehr spüren lässt, nur diese tiefe Ruhe in mir. Erleichterung … oder gar Freude und eine wiedergewonnene Freiheit?

Ohne das bleibt die Welt für mich jedenfalls ein düsterer Ort … ganz ohne Licht und Geborgenheit. Viel zu schnell ist es dann vorüber, der Sturm in meinem Kopf kehrt zurück, schwillt an. Das Hier und Jetzt, für eine viel zu kurze Zeit weit entfernt, in so hoffnungsvolle Ferne gerückt, holt mich schnell wieder ein.

Keine Gefühle, aber vorbei!
Ein neuer Anfang … ein lachendes Gesicht für euch.

Doch die Tränen in der Nacht, auf meinem Kissen … und wer hört schon meine stummen Schreie? Wer spürt mit mir meine Angst … wer achtet auf meine Tränen? NIEMAND! Meine Lust ist vergangen, und nun ekel ich mich vor mir selbst. Ich hasse mich. Hasse mich und alle Frauen dieser Welt.

Ich rieche die frische, unberührte Luft, den Duft der Freiheit, doch … dann rieche ich den bittersüßen Duft des Todes, das Blut, das ich durch meine Verzweiflung vergossen habe.

Behutsam fange ich den leblosen Körper auf und streiche ihr mit zitternden Fingern das vom Kampf wirre Haar sorgfältig aus dem Gesicht. Ihre Augen sind weit aufgerissen, vor Schrecken und schieren Unglauben. Keine Traurigkeit, die ich am Beginn des Abends darin gesehen habe, ist mehr vorhanden. Mit Bedauern drücke ich ihre Augenlider zu, und hebe sie hoch. Ich mache mich auf zu dem See, in dem sie vorerst ihre letzte Ruhe finden wird.

Ich spüre sogar eine einzelne Träne meine Wange entlang laufen, als ich mit der toten Frau in den Armen in die Dunkelheit untertauche.



DAS ENDE

Und so sitze ich jetzt hier und erzähle; Tränen brennen in meinen Augen … aber niemand da, der mir sie trocknen will. Das Gute in mir schafft es nicht mehr, das Böse zu übertreffen. Wieder hat es mich getrieben …

Langsam beginnt sich mein Inneres wieder zu füllen, und ich kann wieder zurückdenken, ohne das ich das Brennen des Schmerzes verspüre. Dafür aber wurde mein Herz kalt. Ich empfinde nichts mehr, für niemanden habe ich mehr Gefühle, nicht einmal für mich selbst.

Oft rief ich um Hilfe, aber ihr wolltet ja nicht hören. Ich benahm mich auffällig, um Blicke auf mich zu ziehen, doch keiner wollte es sehen. Ich wollte ja aufhören, so oft schon einfach nur aufhören … doch mein Wille ist gebrochen, bin mir selbst ausgeliefert, machtlos und schwach … selber nur ein Opfer. Ich wusste doch genau, dass es nicht immer gut gehen würde. Und obwohl ich wusste, dass es wieder passieren würde, wie schon so oft zuvor … hielt nichts mich davon ab. Jederzeit kann es wiederkommen, das Verlangen zu töten, diese Macht … eines Gottes gleich zu besitzen. Doch ihr macht nichts dagegen, lasst mich brennen in meiner Hölle!

In mir immer diese Gedanken … vom Bösen getrieben. Und so stehe ich stehe morgens auf, sehe in den Spiegel und spreche dabei die Formel; jene magischen Worte, die mir Eure Welt erträglicher macht. Dann mache ein weiteres Kreuzchen in mein Notizbuch, und gehe schließlich, mit einem Lächeln für euch im Gesicht, aus dem Haus. Gleich werde ich aus der Zeitung erfahren, wer diese Frau war. Niemand aber wird jemals erfahren, wer der Täter war.

Niedergeschlagenheit breitet sich in mir aus.

Denn immer, wenn es dunkel wird, in der Welt und mir, dann treibt es mich wieder raus - auf die Jagd nach jenem Bruchteil einer Sekunde … meines Glücks und inneren Friedens.