Sonntag, 2. Oktober 2016

Heimat

Liebesbrief zum Thema

Irgendwann endeten unsere Festtage ... für immer dahingegangen waren sie, in einer Zeit die mehr als viele Träume entfernt vom großem Glück liegt. Was müsste ich unternehmen, um jetzt noch diese Träume wahr werden zu lassen? In dieser Zeit, wo Sehnsüchte so leicht sterben, wo das Wort Liebe zur Farce wird, nur noch das Ego zählt?

Kälter weht der Wind! 

Eine warme Brise verspürt man kaum, weil einem die Seele friert. Ich hege und pflege meine neuen Stimmungen, fliehe aber doch immer wieder vor dir ... jedoch nur, um letztlich doch zurück zukehren.

Sanft ... ja, sanft hätte ich dich gerne, aber wie bist du?

Doch egal ...
nur du bist gut für mich, und zwar nur für mich. Eine Andere wäre zu unberechenbar, zu rätselhaft für mich ... ich hätte doch nur Angst sie wieder zu verlieren. Wir aber, wir ähneln uns einander, teilen aus, schenken uns nichts - im Guten, wie im Bösen!

Bin ich bei dir, fühle ich mich sicher ... doch meine Seele beginnt zu erfrieren.

Jedoch ...
bei einer Anderen wäre ich ständig im Zweifel. Bei dir brauche ich das nicht!


Anmerkung:
man achte auf das Thema!



Montag, 22. August 2016

Der Pfad der Liebe

Epos zum Thema Du und Ich

Grün.
So ein leuchtendes Grün,
wie man es selten sieht.
Wie frisches Laub an den Ästen, im Frühling.
Wenn die Knospen aufbrechen.
Die ersten zarten Blätter sich der wärmenden Sonne entgegenstrecken.
Dieses Grün.

Du.
Nur deine Augen konnten das sein,
dieses leuchtende Grün.
Nur du konntest den Weg zu mir finden,
keiner sonst kannte mein Versteck.
Allein du hattest den Plan,
auf dem der geheime Weg eingezeichnet war.

Der Pfad der Liebe.

Riesig.
Direkt über mir sind sie,
deine grünen Augen.
Blicken mir direkt in meine schwarze Seele,
fegen alle Zweifel beiseite.
Wühlen mich auf, brennen sich ein.
Zerren mein best gehütetes Geheimnis ans Licht.

Klar.
So klar und rein,
wie selten zuvor gesehen, dieser Blick von dir.
Keine Fragen, keine Zweifel, und warm.
So warm dieser Blick,
direkt von deinem Herzen kommt er, voller Liebe.
Deine Liebe, vor der ich zu flüchten versuchte.

Blau.
Kalt und blau, meine Augen.
Verschmelzen mit deinem Grün, so zart.
Gehen eine unzertrennliche Verbindung ein.
Farben vermischen sich,
Gefühle verschmelzen in der Unendlichkeit,
ergeben ein Ganzes, etwas völlig Neues.

Grau.
Ein helles Grau bliebt mir nur, als ich erwache.
Dein grün hat Besitz von mir ergriffen.
Mich für immer verändert.
Hat mein kaltes blau auch dich verändert?
Sind sie jetzt auch so hell und grau wie meine,
diese herrlich grünen Augen?


Anmerkung:
nun ja - mir war danach,
und wer nie 'ver-liebt' war, der werfe den ersten Stein ...



Mittwoch, 3. August 2016

Gedanken über die Lust

Ballade zum Thema Entwicklung

Einfach nur Lust - ohne Gefühle,
Körper verschmolzen – in Leidenschaft?
Ohne sich dabei doch zu verlieben,
dazu fehlt den meisten einfach die Kraft!

Die Nähe, das Gefühl und die Leidenschaft -
der Blick, der Geruch, sowie der Geschmack,
wenn man sich in den Armen liegt -
völlig schutzlos und nackt sich dem Anderen hingibt.

Wenn zwei Körper dann zu einem verschmelzen -
Gefühle und Hormone den Verstand umwälzen,
dann sagt man Dinge, so wie sie dann scheinen -
egal, ob wir das dann auch ehrlich so meinen!

Dann kommt dieser Satz, der die Menschen zerstört -
die Forderung nach Kontrolle bleibt grad ungehört,
es ist dieses Leuchten in dem Gesicht -
die Augen die glühen, und man fürchtet sich nicht!

Spricht Worte - die durch den Kopf dann schwirren,
da Hormone den klaren Verstand verwirren.

"Ich liebe dich" - der kleine Satz,
meist begleitet von Worten wie 'mein Schatz' -
der kommt dann schon nach kurzer Zeit,
in der Hoffnung, dass der Andere für immer bleibt.

Zusammen essen, schlafen, trinken -
in eine neue Welt versinken,
ein neuer Weg in Zweisamkeit -
raus aus der alten Einsamkeit!

Doch viele Tage und Nächte später -
wenn Leidenschaft – dir geraubt deine Kraft,
wenn aus Lust nur neuer Frust entsteht -
und man einsieht, dass es so nicht weiter geht.

Ein Akt eben nur -
so ganz ohne Liebe,
wie essen und trinken -
als Erfüllung der Triebe.

Vorbei sind sie dann, und für unwert befunden -
vergessen die Pläne und schöne Stunden.
Lustlosigkeit macht sich jetzt breit -
wenn ihr zusammen beim Liebesakt seid.

Meist fängt es völlig harmlos an,
ob man sich für den anderen nicht ändern kann?
Man versucht sich so die Lust zu erhalten -
oder besser, sie mühsam nach Plan zu verwalten.


Wenn du es machst, so wie ich es will -
dann halte ich weiter für dich still,
dann sehe ich auch keinen anderen an -
obwohl ich es eigentlich nicht mehr kann!

So schleicht sich das Ende 

ins so traute Leben -
man konnte dem Anderen 
nicht genug geben.


Die Lust ist verflogen -
es wird sich betrogen!

Die Lügen, die wachsen einem über den Kopf -
man packt die Gelegenheit dann beim Schopf,
die ein anderer Mensch einem zu bieten scheint -
egal, ob der Partner leidet und weint.

Nur aus Lust und purer Leidenschaft -
suchst du bei neuen Partnern die Kraft,
die seine Lust dir einmal gab -
vor ewigen langen Zeiten...

So vergehen die Jahre - für die meisten Paare!

Auf der Suche nach Lust - ohne Frust und Liebe,
und in der Hoffnung, dass sie diesmal doch bliebe -
die Lust, die Leidenschaft - und bitte auch –

- die Liebe [?]


Anmerkung:
sorry für den Erguss,
aber das hat sich selbst geschrieben,
und nicht ich -
sowas könnte ich gar nicht,

das stand plötzlich einfach so vor mir auf dem Papier...

Donnerstag, 5. Mai 2016

VATER[S]TAG

Text zum Thema Vater, menschliche Schwäche

Vorwort:
Dieser Text stammt aus der 'Feder' des 14jährigen Jungen, deshalb die betont lässige Art.
Um wahren Gefühle nicht zuzulassen. Selbstschutz und überlebendswichtig in so einer Umgebung!


Im Kinderheim der AWO:
"Duckie, du sollst sofort reinkommen. Da ist Besuch für dich da", rufend und winkend, kam der kleine Horst ganz aufgeregt auf den Fußballplatz zugelaufen. Völlig aufgelöst stand er vor mir, als wenn der Besuch für ihn gekommen wäre. Mich aber ließ das völlig kalt. Ich wollte keinen Besuch – von niemand. Ich wollte einfach nur meine Ruhe und Fußball spielen. Das mit den Besuchern im Heim war außerdem so eine Sache für sich. Ich hatte nicht vergessen wie es 'Langer' ergangen war.

Ach Gott ja, habe in der Aufregung ganz vergessen welches Jahr wir haben, aber das ist eigentlich unwichtig. Frühherbst 1968 in etwa. Ich schoss also den Ball zu den anderen auf den Platz zurück, und meldete mich vom Spiel ab.

Ein Onkel von mir ist da?
Konnte ja eigentlich sich nur um Onkel Günther handeln. Sonst kannte ich eigentlich keine Onkel. Familientechnisch meine ich ... die 'anderen Onkels' hatte ich schon zur Genüge kennen gelernt, wenn du an die gedacht haben solltest. 


Aber das ist eine andere Geschichte ...

Was will denn der Onkel Günther nur von mir? Den hatte ich doch, vor ewigen Jahren, in G-Stadt das letzte Mal gesehen, als er mit seiner Gaspistole uns das ganze Haus vernebelt hatte. Das war eine Fete. Wie kann man nur so bekloppt sein, und einen Gasballermann in einem geschlossenen Zimmer abfeuern? Man, haben der Alte und Onkel Günther um die Wette geheult. Und die Alte ist total ausgerastet. Na ja, Alkohol ist eben doch nichts was man trinken sollte, und erst recht nicht in Unmengen. Da verliert man leicht mal die Kontrolle.

Ich hatte Onkel Günther na klar gefragt, wie man nur so bescheuert sein kann. Man, da kam aber Leben in den besoffenen Arsch. Durch das ganze Haus hat der mich wutschnaubend gejagt. Der gab nicht auf, so dass ich bis auf den Boden rennen musste, und mich dort in die Dachschräge rein zwängte, wo er, aufgrund seiner Größe, nicht mehr hin kam. "Du hast mir gar nichts zu sagen, und erst recht nicht zu schlagen", schrie ich ihm in meiner Empörung von meinem sicheren Platz aus an. Onkel Günther stand auf der Treppe und keuchte. "Na warte Bursche. Ich kriege dich noch. Du wirst dich noch wundern was ich dir zu sagen haben. Wenn hier überhaupt einer das Recht hat dich zu schlagen - dann ich", brüllte er mich an, drehte sich um und ging wieder runter. Das war sein letzter Auftritt. Ich blieb na klar hier auf dem Boden in meinem Zimmer, so das ich seine Abreise nicht mehr mitbekam. Wie ich dann so auf meinem Bett lag, dachte ich über den Kerl nach.

Viel wusste ich ja nicht über ihn. Ich erinnerte ich mich daran, dass Mutter und ich ihn mal 'besuchen' gefahren waren. In Hamburg.

Ein riesiges Gebäude. Mit Männern in Uniform. Die sagten Mutter, dass ich da nicht mit rein darf und draußen warten muss. So hockte ich dann ewig lange alleine auf einer Holzbank, und wartete darauf das sie wiederkam. Toller Besuch! Hatte aber auch was schönes, denn auf dem Rückweg, an einer Straßenbahn-Haltestelle in Hamburg, lag eine Streichholzschachtel auf der Bank. Ich nahm sie und schüttelte sie, um zu hören ob da noch Streichhölzer drin waren. Kann man ja immer mal brauchen.

Und siehe da, es klimperte. Mutter hatte nichts bemerkt, da sie mit dem Fahrplan beschäftigt war. Also schnell nachgeschaut. 2,15 DM zählte ich. Ha, ich konnte schon viel weiter zählen. Das hatte Vater mir doch beigebracht. Damit wir den Wert des Geldes besser schätzen lernen. Jetzt war ich reich. Schnell ab in die Tasche damit - bevor Mutter etwas mitbekommt. Sonst wäre es weg. Die konnte immer Geld gebrauchen. Und sonst? Stimmt, eine Zeitlang wohnte auch bei uns – der Onkel Günther. Aber das dauerte ja nicht so lange.

Onkel Günther hatte bei Vater in der Fabrik einen Job bekommen, und wollte sich später eine eigene Wohnung suchen. So kam er also erst mal mit seinem Pappkarton in der Hand bei uns an, und bekam das Kinderzimmer. Dafür musste ich dann mit meinem Bruder Gerd in meinem Zimmer auf dem Boden einem Bett schlafen. Platzmangel! Ach ja – in dieser Zeit nahm er mich auch mal mit zu seinen Arbeitskollegen. Die wohnten in einer Bruchbude am Hafen in Glückstadt. Alles 'Kanaken', wie Vater immer zu sagen pflegte. Waren wohl Türken, wenn ich das recht entsinne. Die boten mir so einen

schmierigen klebrigen Kram an. Keine Ahnung was das war, aber ich wollte es nicht haben – ums verrecken nicht, so eklig kam mir das Zeug vor. Die 'Kanaken' waren stinksauer auf mich. Und Onkel Günther erst. Woher sollte ich denn wissen, dass es bei den Türken zur Gastfreundschaft gehört etwas anzubieten. Das sollte 'Türkischer Honig' gewesen sein. Und es war absolut unhöflich etwas abzulehnen als Gast. Komische Sitten. Andere waren immer froh, wenn sie nichts geben mussten! Das mein Onkel Günther bei denen war, um

Geschäfte zu machen, habe ich erst erfahren, nachdem er wieder von uns weg war. (Förderung der Prostitution und Zuhälterei, Hehlerei und schwerer Diebstahl, laut meiner Akte vom Jugendamt) Dafür besuchten wir ihn dann in Hamburg ein zweites Mal. Diesmal in Hamburg Fuhlsbüttel. Ich musste wieder mit – und wieder draußen bleiben! Was war da noch – Onkel Günther? Ach ja – Weihnachten. Das übliche. Tannenbaum, Lieder singen, Gedichte aufsagen, Geschenke auspacken.

Halt – diesmal war etwas anders.
Ein Geschenk von Onkel Günther, das er mir persönlich überreichte. Achtung festhalten – ein Luftgewehr. Ja doch, ein richtiges echtes Luftgewehr – so ein richtig gutes teures. DIANA prangte da eingraviert auf den Lauf. Und eine Frau in einem Betttuch [?] hielt das Gewehr in einer Hand weit über ihren Kopf gestreckt. Und das war für mich? Ja, aber nur an dem Abend. Außerdem wurde ich jetzt, als Waffenbesitzer, dazu verdonnert mit dem Alten in seinen blöden Schützenverein mit zu rennen. Haha, das war aber ein kurzer Auftritt da von mir ...

Aber auch das ist eine andere Geschichte ... So viel also zu Onkel Günther. Mehr fiel mir dazu beim besten Willen nicht ein. Und der steht mir jetzt gegenüber. Groß, schlank und braungebrannt, mit seiner dummen Sonnenbrille im Gesicht. In einem Zimmer mit Sonnenbrille – muss man da noch mehr über einen Menschen sagen? "Hallo Jürgen, ich habe mich so darauf gefreut dich zu sehen. Wenn ich gekonnte hätte, wäre ich schon viel früher gekommen, aber du weißt ja – Geschäfte".

Schweigen. Er nimmt die Brille ab und mustert mich. 'Ist wohl doch zu dunkel so – du Trottel', denke ich. "Freust du dich gar nicht mich zu sehen? Ach - ich verstehe schon. Ist wohl zu überraschend für dich!". Er dreht sich zu dem Erzieher um und fragt: "Kann ich mit dem Jungen alleine sein und in die Stadt in die Eisdiele fahren". Kein Problem einen Jungen von hier mitzunehmen. Hätte ich ihm auch so sagen können. Man gut, dass er wirklich mein Onkel ist.

Sein Gerede ist mir gleich, ich weiß schon gar nicht mehr was ich mit dem ganzen belanglosen Scheiß anfangen soll - den die Leute so sagen, weil sie der Meinung sind etwas sagen zu müssen. Ich glaube 'Small Talk' oder so nennen die Leute das. Ich bin da anders, Reden um des Redens willen ist meine Sache nicht. Wenn es nach mir geht, sollte man nur Reden, wenn man auch was zu sagen hat. Inhaltlich meine ich – nicht autoritär! An der Strasse geht er auf einen schicken Opel Admiral zu, und klimpert dabei ganz stolz mit dem Schlüssel in der Hand. Itzehoe Kennzeichen. 'Na, dann ist er also wieder zurück in der Stadt.

Der Wagen sieht nicht gerade billig aus und ist sehr gut gepflegt', meine Gedanken dabei. 'Muss wohl doch viel Geld mit Zuhälterei zu machen sein!'. Uh, welch böse Gedanken. Aber doch nicht dein Onkel. War doch alles nur ein Justizirrtum. Schon vergessen? Fünf Jahre Zuchthaus, aber na klar unschuldig. Konnte mich schwach daran erinnern das mal aufgeschnappt zu haben, als Nachbarn Vater auf den Verbleib von Onkel Günther angesprochen hatten.

Nun fahren wir schon die dritte Runde durch die Strasse, nur weil direkt vor der Eisdiele kein Parkplatz frei ist. Anstatt irgendwo anders zu parken und die paar Schritte zu laufen. Irgendwie sind alle Erwachsene bescheuert. "Was bringt dir das denn, wenn die Leute sehen das mit diesem Schlitten vorfährst. Dich kennt hier doch keine Sau. Park doch einfach da vorne – da ist doch ein Platz frei". Geil ... den Blick hättest du sehen müssen. Wüsste nur zu gerne ob er so erstaunt darüber war, dass ich doch reden konnte, oder über das Gesagte.

Jedenfalls parkte er jetzt da ein, und wir gingen die paar Schritte zur Eisdiele zu Fuß. Ich weiß, jetzt hier auf dem Papier sieht das alles sehr schweigsam aus. Stimmt aber nicht – er laberte mir die ganze Zeit die Taschen voll, nur eben Bla, Bla. Wer will so was lesen? Du? Na also! Aber jetzt wird es langsam interessant – also aufgepasst! "... und der Punkt ist, dass ich jetzt ein Schreiben vom Jugendamt bekommen habe – Sag mal, hörst Du mir eigentlich zu?". "Na klar Onkel Günther, die ganze Zeit, du lebst wieder in der Stadt, hast eine

Frau kennen gelernt, du willst Heiraten, willst dich selbständig machen mit einem Schiff – soll ich noch mehr wiederholen", fragend, schaue ich ihn abfällig über meinen Eisbecher an. "Nur ... was hat das mit mir zu tun. Wenn du gekommen bist, um bei mir damit anzugeben wie toll du bist, dann hast du dir leider den Falschen ausgesucht. Das mag ja immer bei den bekloppten Pflegeeltern hingehauen haben, aber etwas mehr Niveau als die habe ich allemal". Oh ja, ich haue gern drauf. Rücksichtnahme ist meine Stärke nicht mehr. Das war mal ...

Warum auch sollte ich mir anhören wie toll es ihm ging. Half mir das irgendwie weiter? Nein! Na also. Was soll der Scheiß dann? Warum falsche Rücksichtnahme, auf mich nimmt auch keiner Rücksicht. "Du könntest ruhig etwas netter sein! Immerhin habe ich mir ja die Mühe gemacht, und bin den weiten Weg hierher gefahren um dich zu sehen", keift er mir entgegen, und versucht mir mit seinem Blick die Fresse zu polieren. "Ist ja schon gut, erzähl ruhig weiter - ich hör dir ja zu", entgegne ich völlig ruhig und gelassen. Menschen sind so leicht zu durchschauen.

Wenn er nichts von mir gewollt hätte, als mich zu besuchen, hätte er mir eine gescheuert und wäre abgehauen. Also, mal sehn was er will! "Na gut - also wo war ich stehen geblieben ... Ach ja, der Brief vom Jugendamt. Also am besten gebe ich dir den mal, dann kannst du den selber lesen". Was geht mich sein Brief von Jugendamt an? Alarm! Da ist was faul ... das kann ich förmlich riechen.
"Warum soll ich den denn lesen? Was gehen mich deine Briefe an", frage ich mich, und auch ihn, laut. Nervös schaue ich auf den Zettel, den er über den Tisch hält. "Nimm schon, dann wirst du ja sehen", drängelt er. Also nehme ich den Zettel damit er Ruhe gibt. Sehr geehrter Herr Mustermann, ... bla bla bla ... ... bla bla bla ... ... bla bla bla ... ... empfehlen wir Ihnen, dem Kind Jürgen Mustermann zu offenbaren, dass sie der Kindsvater sind.

... bla bla bla ... ... bla bla bla ... ... bla bla bla ... In der nächsten Stufe können wir dann einem Wochenende gemeinsam mit Ihrer Verlob ... Stop, noch mal zurück ... Wie war das? ... ... dem Kind Jürgen Mustermann zu offenbaren, dass sie der Kindsvater sind. Hört sich irgendwie komisch an. Breites Grinsen auf der anderen Tischseite. Noch mal:

... dem Kind Jürgen Mustermann - also ich Mhhhhhh, soso, ... sie der Kindsvater sind – ER? Onkel Günther? "Na was sagst du jetzt - freust du dich", fragt der Kerl mit stolzgeschwellter Brust. "Weißt du noch, damals auf dem Boden? Wo ich dir gesagt hatte das du dich noch wundern wirst, was ich dir zu sagen habe. Und wenn überhaupt einer das Recht hat dich zu schlagen - dann ich", sülzt er mich weiter voll, und seiner Stimme nach ist der auch noch stolz auf damals. Na gut, da wo er war hatte er auch viel Zeit sich das schön zu denken.

Dann sitzt mir ja wohl mein Vater gegenüber – aber warum fühle ich denn nichts? Keine Freude, aber auch keine Empörung darüber, dass er das so lange verschwiegen hatte – obwohl er doch eine Zeit lang unter einem Dach mit uns lebte. Ganz ehrlich? Es ist mir scheißegal. Aber was sage ich dem jetzt. So wie der mich anglotzt, erwartet er wohl ein großes Lob. "Und was soll der Scheiß", frage ich ihn leicht hassig, "was willst du jetzt damit erreichen? Soll ich dir um den Hals fallen und Tränen der Freude vergießen?

Merkst Du überhaupt noch was? Womöglich erwartest du jetzt noch das ich dich Papa nenne! Du tickst doch nicht richtig". Wenn er doch wenigstens so viel Anstand gehabt hätte es mir zu sagen. Aber einfach so einen Zettel rüberzureichen und sagen lies mal, ich bin es, Papa! Ob ich wohl jemals in meinem Leben einen halbwegs normalen Erwachsenen kennen lernen würde, oder ist es Voraussetzung bescheuert zu sein, um als Erwachsener zu gelten? Erst mal Schweigen – auf beiden Seiten.

Aber ich bin sicher, dass wir gerade dasselbe gedacht haben – wetten? Er mit stolz geschwellter Brust als frisch gebackener Vater. Und ich mit meiner coolen Reaktion. Damit hat er wohl nicht gerechnet. Aber der Frieden sollte nicht lange halten. Ich hatte ja gelernt das hinter jedem Angebot auch eine Forderung versteckt ist! "Also was soll das? Du bist doch nicht gekommen um unbedingt mein Vater sein zu wollen? Was steckt also hinter dem Scheiß? Irgendwas hast du doch vor", fragte ich wieder ruhig und abwartend meinen Onkel – äh sorry – Vater?

"... bla, bla Heiraten, bla, bla, von meinen Kindern erzählt, bla, bla, will euch kennen lernen, bla, bla, war lange auf See, bla bla, Kapitän ...", quoll es aus ihm heraus. "Stop! – Wie war das? Du bist zur See gefahren und Kapitän? Kann man im Knast zur See fahren? Das ist mir aber ganz neu", zischte ich ihn an. "Ich finde wir fahren jetzt erst mal an den See, da können wir ungestörter reden – Wenn du weißt was ich meine!". Das hörte sich nach einer ganz gewaltigen Räuberpistole an. Er und Kapitän.

Aber vielleicht habe ich ja auch was falsch verstanden. Kann ja sein. Aber besser, wenn keiner zuhören kann! Wer weiß schon was da noch alles kommt. Ja – so war das damals. So habe ich erfahren wer mein Vater ist. Für mich aber unwichtig, da er genauso schnell wieder weg - wie gekommen war. Wir hatten einen Deal. Ich war mit ihm bei seiner Verlobten. Die Witwe eines Reeders auf Männerfang. Deswegen der Kapitän und die Seefahrt. 


Ob er das Geld von ihr bekommen hat? Keine Ahnung, meins hatte ich von ihm bekommen, und ihn nie wiedergesehen! Aber Knast, wegen Heiratsschwindel, davon weiß ich, aus meiner Jugendamts-Akte.


Anmerkung:  

"Nun ja, mittlerweile ist er auch schon seit Jahrzehnten unter der Erde ... 
wie ich mal durch Zufall erfuhr."


Dienstag, 26. April 2016

Standpauke

Text zum Thema Hoffnung / Hoffnungslosigkeit

Warten!

Auf was?
Oder auf wen?
Besser noch worauf?

Eigentlich auf nichts.
Doch da ist tief drinnen diese Unruhe.
Geht es wieder einmal um eine[n] Frau[Mann] – nicht allein sein wollen?

Ha, wie immer!
Du wartest auf sie[ihn], obwohl es keine[n] gibt.

Jedenfalls für Dich!
Aber du willst es nicht glauben das es so ist.
Vielleicht hattest du ja mal eine Chance - aber die hast du mal wieder verspielt; was du ja besonders gut kannst.

Sicher – es ist nicht gerade deine Stärke mit Frauen[Männern] zurecht zu kommen.

Aber musst du deswegen jeder[m] ausweichen?
Anstatt die Hände in die Taschen zu stecken, solltest du sie[ihn] lieber mal in den Arm nehmen.

Vielleicht ist die Angst vor einer neuen Enttäuschung zu groß?
Aber ist das nicht nur ein Schutzschild, für deine Scheu eine Abfuhr zu bekommen?

Ich könnte ja jetzt den Spruch bringen - „wer nicht wagt, der nicht gewinnt“,
aber dann würdest du sagen - „wer nichts gewonnen hat, kann auch nichts verlieren“.

Was soll es, du musst es ja selber wissen was du tust.
Aber warten wirst du so immer, denn es wird keine[r] kommen und sich dir an den Hals werfen.

Ganz abgesehen davon - 
dass du den Frauen[Männern] weh tust, mit deiner abweisenden Art!



Samstag, 2. April 2016

April - Akrostichon & Elfchen zum Monat

Akrostichon zum Thema April

April, der monat für die saat,
portulakröschen hab ich parat.
ringelblumen und schleierkraut,
im garten auch recht nett ausschaut.
lebensmut durch schönheit schaffen …



Elfchen zum Thema April


1. allgemeine Beobachtung:

April
planlos anmutend
rennen menschen durch
innenstädte und bevölkern die
lokale.

2. Zustand Wetter & Ich:

April,
pulsierender monat.
ruheloses wetter kommt …
innerlich alles auf neuanfang,
leidenschaftlich …

3. Traummonat April:

April,
prächtiger monat.
regen im süden …
im norden unter hitze
leiden …



Dienstag, 15. März 2016

Gewalt ist keine Lösung

Innerer Monolog zum Thema Gewalt

Es folgt, ein Spiegel der Zeit die ich bewusst erlebt habe -

Namen die in meinem Gehirn haften geblieben sind:

Martin Luther King,
John F. Kennedy,
Salvador Allende,
Che Guevara,
Hanns Martin Schleyer,
Aldo Moro,
Olof Palme,
Jitzchak Rabin,
Saddam Hussein,
Zuher al Kesi,
Anna Stepanowna,
Osama bin Laden -

und all die tausende vergessenen und namenlosen Opfer, von denen ich jeden Tag aufs Neue vernehme, beweisen mir das Gegenteil. Gewalt ist die einzige Lösung, [für die jeweilige Interessen-Gruppe] egal, ob Politik, Terror oder die heilige Wirtschaft das Motiv dafür war! 

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft - Gewalt ist menschlicher Urtrieb.
Normalfall bei jeder Gelegenheit, und, als Mittel zum Zweck, zumeist von der Mehrheit:

verstehend geduldet
[Irak - yeh, Kampf dem Terror - lasst uns morden dafür!]
bis
wohlwollend befürwortet!
[Afghanistan - na klar, rein da, ist doch Heimat verteidigen]

Anmerkung:

ein alter Text, aber heute wahrer denn je ...


Dienstag, 8. März 2016

Nur Worte

Ansprache zum Thema Langeweile

Mein Gott, hab ich mich erschrocken!
Da werde ich mich wohl nie dran gewöhnen. Da denkt man an nichts böses, hat auch immer schön seine Ruhe, keiner will was vom mir, und dann kommst Du so plötzlich daher, und willst unterhalten werden.

Ja genau – DICH meine ich, DU hast mich doch angeklickt!

Mist, und dann immer dieses helle Licht, und das auch noch so schlagartig. Wenn die hier wenigstens so eine Funktion eingebaut hätten, das man nur langsam eingeblendet wird - geht doch alles heutzutage.

Na, egal.
Du hast also Langeweile?
Na klar, warum solltest Du sonst auch ausgerechnet mich ausgesucht haben? Alleine schon die Rubrik in der dieser Spinner mich eingetragen hat. Aber was will man auch schon 'von so einem' erwarten. Nur wegen dem seinem Geltungsbedürfnis, muss ich hier abhängen – wenn ich Pech habe bis ans Ende der Zeit.

Also, warum soll ich Dir denn die Zeit vertreiben?
Hast du keine Familie?
Keine Freunde / Freundin oder so?

Also, wenn ich so könnte wie ich wollte ... dann würde ich hier nicht rumstehen und mich von jedem anglotzen lassen! Ich würde ja lieber unter Leute gehen, was richtig Gutes machen. Selbst wenn ich nur in 'ne Kneipe auf ein Bier könnte, das wäre schon besser als hier rumzustehen.

Und Du machst so was freiwillig.
Arme Menschheit, wie weit ist es nur schon gekommen. Aber immer jammern das Du so alleine bist. Kein Wunder, wenn Du hier abhängst, anstatt Dich mit dem 'richtigen' Leben zu befassen.

Was kann ich Dir denn schon bieten?
Ich bin doch ein nichts! Nur eine Ansammlung von Buchstaben, zu irgendwelchen Wörtern aneinander gereiht. Und das auch noch nicht mal besonders gut. Wenn wenigstens ein Mann wie Günter Grass mich erschaffen hätte. Dann wäre das ja noch ganz in Ordnung, dass du mich angeklickt und aus den Tiefen des Internet rausgeholt hast, aber so?

Ich meine – was hast Du denn erwartet?
Alleine schon der Name des Autors! Was kann man schon von 'so einem' an geistigen Ergüssen erwarten. Na, mir soll es egal sein,ist ja deine Wahl gewesen.

Aber ich mach das einfach nicht mehr mit!
Das lass ich mir nicht länger gefallen, jawohl.
Jetzt werde ich einfach meine 
Hintergrundfarbe auf die Schriftfarbe umstellen! Dann kannst Du ja mal versuchen mich weiter zu lesen! 

Hehehe
Und tschüss...

Mein lang schon geschuldeter Anruf bei Inge fällt mir sofort ein, als ich sie so unerwartet vor mir stehen sehe.

"Hej, das ist ja ein Zufall ... lange nicht mehr gesehen. Wie geht es dir denn", frage ich munter drauf los, nur um mich von meinem schlechten Gewissen abzulenken.

"Mir? Wie soll es mir schon gehen? Immerhin werde ich demnächst bei mir ausziehen müssen. Alles nur wegen den bösen Nachbarn".

Zornesröte zieht in ihrem Gesicht auf, und ihre Faust reckt sich gegen einen unsichtbaren Feind in die Luft.

"Du weißt doch, die Mieterin in der Wohnung über mir, die ist doch schwerhörig. Das wird immer schlimmer mit ihr. Neuerdings höre ich ihren verdammten Fernseher die ganze Nacht hindurch, bis ins Bett hinein höre ich das. Das man so was nicht in ein Pflegeheim sperrt ... unverständlich".

Ihre Bewegungen werden fahrig. Hektisch wirft sie einen Blick in die Runde, um sich zu versichern, dass wirklich auch niemand, von dem sie mir jetzt berichten will, in der Nähe ist.

"Wenn DAS man alles wäre", stöhnt sie herzerweichend auf, und ihre Stimme nimmt einen schneidend höhnischen Unterton an.

"Dazu trampeln die Übergewichtigen, in der Wohnung links von mir, zu jeder Tages- und Nachtzeit herum. Neuerdings poltern die auch gern nachts mit ihrem Geschirr".

Ihre zornigen Augen starren mich an. Wahrscheinlich will sie überprüfen, ob ich ihr auch die nötige Aufmerksamkeit schenke, die sie ihrer Meinung nach verdient hat. 


DU gibst wohl nie auf??
Na, alleine Deine Sache, ich haue wieder ab!
Komme aber diesmal nicht wieder! Ich wollte nur kurz sehen, ob Du so blöde bist, und weiter auf die leeren Zeilen starrst...


Anmerkung:
Sie haben soeben die Ziellinie des Textes erreicht ...
Erstmal herzlichen Glückwunsch zu dem Durchhaltevermögen, und dann möchte ich dir doch noch mein herzliches Beileid zur Verschwendung Deiner kostbaren Zeit, einsam an einem Bildschirm, aussprechen.



Freitag, 4. März 2016

Das Licht

Reportage zum Thema Geburt

Irgend etwas ist anders, Mama.
Hilf mir – ich habe Angst! Ich fühle es körperlich, das meine Zeit hier zu ende ist! Mama, ich fühle deinen Schmerz. Ich höre dein Wimmern und Stöhnen. Ich höre und fühle, wie dein Herzschlag immer schneller geht, wie du dich immer mehr von mir zurückziehst.

Ich will nicht gehen, Mama!!
Bitte, bitte lass mich doch bleiben. Ich brauche doch deine Nähe. Wie soll ich denn Leben – ohne dich?

Ein Aufschrei von dir, und ein unendlicher Druck - der mich durch den Tunnel zu dem grell gleißenden Licht treibt. Es fühlt sich so kalt und so fremd an für mich.

Ich will nicht in das Licht, Mama – ich habe solche Angst davor!

Der Tunnel ist so eng, so furchteinflössend, und das Licht am Ende schmerzt mich bis tief ins Herz, raubt mir die Sinne – bringt mich um, Mama.

Es ist so kalt und abweisend zu mir, Mama!
Ich brauche doch deine Wärme, Mama.

Lass mich doch bitte bei dir bleiben. Ich fühle wie du dich vor Schmerzen windest, bei dem Versuch mich gehen zu lassen. Dir tut es doch mindestens genauso weh wie mir, Mama. Ich fühle es doch ganz genau. Warum lässt du es denn bloß geschehen?

Nichts von den Geschichten um das Ende stimmt.
Ich fühle keine wohlige Wärme dabei, wenn ich auf das Licht zugeschoben werde – nur eine unendliche Kälte und Furcht davor!

Schemenhaft ist ein Gesicht im gleißenden Licht zu erahnen. Muss ich den wirklich schon vor meinen Schöpfer treten - Mama?

Zu kurz war die Zeit mit dir. Ich will dich nicht verlassen. Wir dürfen uns nicht verlieren, denn seit es mich gibt, hat deine Wärme mich umgeben. Deine Stimme und deine Stimmungen haben mein Leben ausgemacht. Jede Sekunde meines Seins habe ich mir dir geteilt, Mama.

M A M A - Wie kannst du mich einfach so gehen lassen?

Halte mich, Mama – wehre dich dagegen. Auf mich will ja keiner hören. Wir beide leiden diese Qualen, merkt es denn keiner außer uns?

MAMA, ICH WILL NICHT – bitte hilf mir, mich vor diesem Licht zu verbergen.

Das Licht – es kommt immer näher – es blendet und verändert mich. Meine Erinnerungen schwinden, die Wärme verliert sich.

MAMA – Ich verliere mich, so hilf mir doch – B I T T E !

Ich kann mich nicht wehren! Mein Fühlen und Sein verändern sich rapide. Es geht auf einmal alles ganz schnell. Ein letzter Ruck noch von dir, Mama, er hat mich ins Licht gestoßen - und ich treibe.

Bin ich nicht mehr da - oder bist du jetzt fort – MAMA?
Ich kann nicht mehr fühlen, denken und leben. Ein Aufschrei will sich mir entwinden, umflutet vom gleißend hellem Licht!

Ich bin vor meinen Schöpfer getreten!
Auf Gedeih und Verderb bin ich seinem Urteil ausgeliefert! Es ist alles so verschwommen und kalt, und so fremd und so anders...

Papa... ?
M A M A ???


Anmerkung:
gewidmet:
Marco & Steffi zur Geburt ihres Stammhalters - 

zwei Tage nach dem Tod von Marcos Vater ...



Dienstag, 1. März 2016

März.

ein paar Akrostichon zum Monat

Der Gärtner


mein plan im monat märz sieht vor
ächzend, wie schon all die jahre zuvor
rechtzeitig Duftwicken auszusäen.
zur rechten Zeit solln in Blüte sie stehn!


Der Optimist


mit einem hauch von zarten blau
änderst du des himmels grau.
rasch, mit zielsicherer hand,
zerreist du für uns des winters gewand.



Der Pesimist

mächtige sturzbäche schwellen an
ähnlich manch frühling schon oft begann
reißenden fluten aus geschmolzenen schnee
zerstören leben - auf ihrem weg zur see.



der Depressive


muss das denn sein, so früh morgens schon
ärgerlich und so schrill, der vögel ton.
richtig schön leiden kann man so nicht,
zu früh kommt der frühling, ich will ihn noch nicht.


Der Manische:

mutig bist du nach zu langer Ruh,
änderungen traust du dir selber jetzt zu.
rastlos rennst du gegen jede Wand,
zerbrichst aber letztlich am Widerstand.



Samstag, 20. Februar 2016

Männer, das Alter und Ich

Satire zum Thema Alter

Man möge mir verzeihen, aber heute ist mir mal nach lästern.
Hab Fernseher angehabt, mein Fehler! (Gottschalk)

Die übliche Frage nach dem Alter stellt sich ja immer häufiger. Bin ich wirklich schon 'zu alt' – so wie meine Ziehtochter Nadine das sagt?

Ich meine, mit 55 Jahren fangen Männer doch erst so richtig an aufzudrehen.
Treten ihren Ehefrauen in den langsam verfettenden Hintern! Kaufen sich lächerliche Klamotten, die sie 'jung' und 'cool' wirken lassen sollen, aber mehr an eine prall gefüllte Leberwurst erinnern – als an einen Jüngling. Verdecken das fehlende Haar mit albernen Käppis – na klar mit dem Mercedes-Stern drauf, Status ist wichtig! Gehen sogar hemmungslos in Schönheitssalons, als würde das helfen. Lifting nicht vergessen – wenn der Geldbeutel es erlaubt.

Und dann gehts auf, rein ins Paradies.
Jung sein, dabei sein, das ist alles.

Selbst unter der Gefahr eines Herzinfarktes, drauf los auf die 'jungen Hühner'. Eine junge hübsche steigert das Selbstwertgefühl enorm, koste es was es wolle! Am besten blond, dumm und vollbusig... darf auch gern für ein paar Cent mehr sein.

Ha, ich kann alles, bin ein Mann.
Bis ich sterbe bin ich jung und schön – weil ich ein Mann bin! Sieh mich an – mich muss man einfach lieben und vergöttern. Giuseppe Mazzuoli hätte seine Statue 'der Tod von Adonis' mit Sicherheit nach meinem Abbild geschaffen.

Das ist für Männer doch selbstverständlich - dass die sich in dem Alter völlig nackt vor den Ganzkörperspiegel stellen, und sich wirklich mit Genuss darin betrachten. Von allen Seiten sogar! Einige Exemplare unternehmen nicht einmal den Versuch, die Luft anzuhalten und den Bauch dabei einzuziehen.

Nicht so wie ihr 'alten Frauen' ab vierzig, die schüchtern und verlegen an so einem Spiegel vorbeihuschen. Aus lauter Angst das der Spiegel, wegen der paar Falten und Fettpolster, versuchen würde sich das Leben zu nehmen.

Ein richtiger Mann, der sagt sich:
Ich bin nicht dick, bin nur mehr Mann geworden.
Damit genug da ist für die Frau.
Mehr Masse = mehr Klasse.

Tja Mädels – neidisch?
Selber Schuld, denn ihr habt es so gewollt.
Das Schlimme daran ist nicht der total aus den Fugen geratene 'alte Mann'!

Ihr Mädels –
zwischen Mitte zwanzig und fünfunddreißig - ihr seid das Problem.
Die, aus welchen Gründen auch immer, solche Produkte des Narzissmus auch noch bejubeln und feiern. Als 'Helden der Männlichkeit' aufs Podest heben – solange das Geld und die anderen Annehmlichkeiten stimmen. Euch unterwürfig das Gehirn, das einige ja erstaunlicher Weise besitzen, absprechen lasst – um dem Herrn und Meister wohlgefällig zu sein.

Ihr, die ihr es nicht peinlich findet, neben so einem alten abgehalfterten Kerl in seinem protzigen Karren zu hocken, ihm die Nüsse durch die albern wirkende Lederhose zu kraulen – und ganz Weibchen seid ...

... schnurr Kätzchen schnurr ...

Dabei den dicken Klunker glitzern lasst, den der letzte Beischlaf (ja ich weiß, aus Liebe, ist schon recht) eingebracht hat. Dabei leider ganz vergessend, das die Schwerkraft auch schon an euren Körpern zerrt, das gute Essen und Trinken sich an die üblichen Stellen klammert.


Nun, mir ist es recht. Ich bin ausgestiegen, lange vorher schon. Ich bin endlich das, was ich schon mein ganzes Leben lang gerne gewesen wäre.

Einfach nur ein Mensch.

Brauche mich nicht in zu enge Hosen quälen, 'dummen Hühnern beim Gackern' zuhören und für ein fehlerfrei ausgesprochenes Wort zu loben. Kann reden mit Frauen - ohne Jagdinstinkt.

Und unvorstellbar für Euch richtige Männer:
Mann – kann sogar von Frauen etwas lernen, wenn er es denn nur will. Nein ihr Deppen, nicht Kochen oder Haushalt. Diese 'alten Frauen' können Tatsache mehr, als nur ihren Körper geschickt verhüllt zur Schau stellen, deine dummen Witze ertragen, und den Haushalt machen. Es soll gibt sogar Frauen, die richtig denken können, fast so richtig wie ein Mann. Ich habe einige davon kennen gelernt, seit ich nur noch Mensch bin.

Obwohl, hin und wieder gebe auch ich dem uralten Verlangen mal nach. So eine Frau fühlt sich auch einfach zu gut an, immer wieder. Selbst wenn sie genauso alt ist wie ich. Und die 'alte Frau' kann ihre Lust genießen – ist endlich echt und nicht gespielt!

Kann sein das es DEINE war, du jagst ja lieber 'Hühner', hast keine Lust mehr auf sie.

Egal, zurück zu mir, darum gehts doch.
Ich mache mich gern älter als ich bin. Nenne mich freiwillig im Netz einen alten Mann. Signalisiere so, das ich 'zu alt' für die Jagd bin. Meine Ziehtochter Nadine ist an diesem Entschluss 'Schuld'. Ich war bei ihr auf Besuch, und sie wollte mich mal wieder verkuppeln. Hatte so ein 'Huhn' da sitzen, extra für mich eingeladen und 'zurechtgemacht'. Sozusagen mundfertige Häppchen, nur noch schlucken – nicht kauen.

Ich hätte ja gekonnt, kein Problem – bin ja 'Single' als Witwer.
Konnte mich nur nicht dazu durchringen, das blöde 'Gegacker' von dem 'Huhn' zu beklatschen und bejubeln – wie ihr richtigen Männer das so schön könnt.

Na klar, 'lecker' war sie schon, keine Frage – wenn sie 'den Schnabel' zuließ. Aber leider können solche 'Hühner' den 'Schnabel' nicht halten. Müsste man denen stopfen, mit vielen schönen Dingen ...

... schnurr Kätzchen schnurr ...

Ich habe das 'Huhn' nicht beklatscht und gelobt, weder für das Aussehen, noch für die dummen Witze, und sie ist beleidigt abgezogen. Hab dann Nadine angemault und gesagt, dass ich mir zu schade bin für so ein 'Huhn', dass ich schon etwas mehr Niveau von einer erwarte - die mich 'beglücken' soll oder will.

Immerhin muss man sich ja 'hinterher' das Palaver anhören.
Frauen brauchen das 'hinterher' – als Buße oder so, keine Ahnung.

Da meinte sie, das ich eben ein alter Mann bin, weil ich nicht mehr 'Hühner jage'. Und seitdem nennt sie mich nur noch 'alter Mann'. Ich fand es eigentlich ganz nett, bin so gestrickt. Für mich ist es letztlich ein Lob, kein Grund zum Jammern also. Denn eines ist Gewiss – Alter bedeutet auch Lebenserfahrung. Zumindest, wenn man Mensch ist – und endlich nicht mehr nur Mann!

Frage:
Aber bin ich nun wirklich – 'zu alt', nur weil ich da nicht mehr mitmache?
Das weiß ich leider immer noch nicht ...
grübel ...

Anmerkung:
schon ein paar Jahre alt, erst gerade wiedergefunden ...

Montag, 1. Februar 2016

Februar

Akrostichon zum Thema Aktuelles

Furchtbar kalt, trüb und grau sind deine tage, und
einzig trost finden kann ich darin, dass du nicht
besonders lang bist. 29 tage dich ertragen, und mich
ruhelos nach schöneren tagen sehnen.
unvorstellbar, aber nach dir wird es endlich wieder
aufwärts gehen mit der stimmung, denn dann geht es
richtung frühling und der himmel wird heller werden.


Samstag, 16. Januar 2016

Vom Suchen und Finden


Szene zum Thema Ehrgeiz

“Das geht doch garnicht… schon rein platzmäßig nicht”, beharrt er stur auf seine Meinung.

“Ach ja, also von der Menge her geht das allemal - wenn man die Knochen und so mal abrechnet”, versuche ich ihn vom Gegenteil zu überzeugen.

Nachdenklich starrt er auf den Bauch des vermeintlichen Übeltäters, fährt sich nachdenklich über den Stoppelbart an seinem Kinn. Dann bückt er sich und tastet behutsam den Bauch ab.

”Na ja, zumindest ist der bis zum Platzten vollgefressen”, gesteht er sich selbst laut ein.

“Na gut”, lenke ich ein, “wir werden nochmal das Haus von oben bis unten durchsuchen. Sollte sich dabei keiner mehr finden lassen… tja, dann müssen wohl mal nachsehen, was sich so in dem Bauch befindet, anders werden wir die Sachlage sonst wohl kaum aufklären können”.

“Das wäre nicht nur barbarisch, sondern würde auch seinen sicheren Tod bedeuten”, fährt er mich entsetzt an.

“Hast Du einen besseren Vorschlag”, frage ich ihn schulterzuckend und wende mich ab, um mit der Durchsuchung zu beginnen. “Ich fange im Keller an zu suchen, und Du solltest Dich vom Dachboden aus in meine Richtung vorarbeiten”, fordere ich ihn im Davongehen auf.

Auf dem Flur, in Richtung Kellertür gehend, nehme ich ein Schaben aus der Standuhr wahr, das mit Sicherheit nichts mit dem Uhrwerk zu tun hat, da diese Uhr schon längere Zeit defekt ist und keinerlei Ton mehr von sich gibt.

“Komm schnell her, ich glaube hier in der Standuhr hat sich eins versteckt”, rufe ich ihm aufgeregt zu und halte vorsichtshalber die Tür der Uhr bis zu seinem Eintreffen zu.


Der Rest ist schnell erzählt:
In der Uhr hatte sich das kleinste der sieben Geißlein versteckt, und war so dem gefräßigen Wolf entkommen. Zitternd vor Angst und kaum verständlich schilderte uns das Geißlein wie der Wolf seine Geschwister allesamt aufgefressen hatte. Nachdem wir nun die ganze Geschichte von einem Augenzeugen erfahren hatten, machten wir uns daran den Wolf den Bauch aufzuschneiden und die sechs anderen Geißlein aus seinem Magen zu befreien. Sie waren zwar nicht mehr am Leben, aber so hatte die Mutter wenigstens die sterblichen Überreste, die sie dann in aller Stille beweinen und beerdigen konnte. Um einen Aufruhr zu vermeiden, füllten wir den Bauch des Wolfes mit Steinen auf, nähten ihn zu und versenkten ihn still und heimlich in dem Brunnen hinter dem Haus.

Alles in allem hatte sich unser Einsatz also doch bezahlt gemacht, da es jetzt einen mörderischen Gesellen weniger im Märchenwald gab.