Dienstag, 8. März 2016

Nur Worte

Ansprache zum Thema Langeweile

Mein Gott, hab ich mich erschrocken!
Da werde ich mich wohl nie dran gewöhnen. Da denkt man an nichts böses, hat auch immer schön seine Ruhe, keiner will was vom mir, und dann kommst Du so plötzlich daher, und willst unterhalten werden.

Ja genau – DICH meine ich, DU hast mich doch angeklickt!

Mist, und dann immer dieses helle Licht, und das auch noch so schlagartig. Wenn die hier wenigstens so eine Funktion eingebaut hätten, das man nur langsam eingeblendet wird - geht doch alles heutzutage.

Na, egal.
Du hast also Langeweile?
Na klar, warum solltest Du sonst auch ausgerechnet mich ausgesucht haben? Alleine schon die Rubrik in der dieser Spinner mich eingetragen hat. Aber was will man auch schon 'von so einem' erwarten. Nur wegen dem seinem Geltungsbedürfnis, muss ich hier abhängen – wenn ich Pech habe bis ans Ende der Zeit.

Also, warum soll ich Dir denn die Zeit vertreiben?
Hast du keine Familie?
Keine Freunde / Freundin oder so?

Also, wenn ich so könnte wie ich wollte ... dann würde ich hier nicht rumstehen und mich von jedem anglotzen lassen! Ich würde ja lieber unter Leute gehen, was richtig Gutes machen. Selbst wenn ich nur in 'ne Kneipe auf ein Bier könnte, das wäre schon besser als hier rumzustehen.

Und Du machst so was freiwillig.
Arme Menschheit, wie weit ist es nur schon gekommen. Aber immer jammern das Du so alleine bist. Kein Wunder, wenn Du hier abhängst, anstatt Dich mit dem 'richtigen' Leben zu befassen.

Was kann ich Dir denn schon bieten?
Ich bin doch ein nichts! Nur eine Ansammlung von Buchstaben, zu irgendwelchen Wörtern aneinander gereiht. Und das auch noch nicht mal besonders gut. Wenn wenigstens ein Mann wie Günter Grass mich erschaffen hätte. Dann wäre das ja noch ganz in Ordnung, dass du mich angeklickt und aus den Tiefen des Internet rausgeholt hast, aber so?

Ich meine – was hast Du denn erwartet?
Alleine schon der Name des Autors! Was kann man schon von 'so einem' an geistigen Ergüssen erwarten. Na, mir soll es egal sein,ist ja deine Wahl gewesen.

Aber ich mach das einfach nicht mehr mit!
Das lass ich mir nicht länger gefallen, jawohl.
Jetzt werde ich einfach meine 
Hintergrundfarbe auf die Schriftfarbe umstellen! Dann kannst Du ja mal versuchen mich weiter zu lesen! 

Hehehe
Und tschüss...

Mein lang schon geschuldeter Anruf bei Inge fällt mir sofort ein, als ich sie so unerwartet vor mir stehen sehe.

"Hej, das ist ja ein Zufall ... lange nicht mehr gesehen. Wie geht es dir denn", frage ich munter drauf los, nur um mich von meinem schlechten Gewissen abzulenken.

"Mir? Wie soll es mir schon gehen? Immerhin werde ich demnächst bei mir ausziehen müssen. Alles nur wegen den bösen Nachbarn".

Zornesröte zieht in ihrem Gesicht auf, und ihre Faust reckt sich gegen einen unsichtbaren Feind in die Luft.

"Du weißt doch, die Mieterin in der Wohnung über mir, die ist doch schwerhörig. Das wird immer schlimmer mit ihr. Neuerdings höre ich ihren verdammten Fernseher die ganze Nacht hindurch, bis ins Bett hinein höre ich das. Das man so was nicht in ein Pflegeheim sperrt ... unverständlich".

Ihre Bewegungen werden fahrig. Hektisch wirft sie einen Blick in die Runde, um sich zu versichern, dass wirklich auch niemand, von dem sie mir jetzt berichten will, in der Nähe ist.

"Wenn DAS man alles wäre", stöhnt sie herzerweichend auf, und ihre Stimme nimmt einen schneidend höhnischen Unterton an.

"Dazu trampeln die Übergewichtigen, in der Wohnung links von mir, zu jeder Tages- und Nachtzeit herum. Neuerdings poltern die auch gern nachts mit ihrem Geschirr".

Ihre zornigen Augen starren mich an. Wahrscheinlich will sie überprüfen, ob ich ihr auch die nötige Aufmerksamkeit schenke, die sie ihrer Meinung nach verdient hat. 


DU gibst wohl nie auf??
Na, alleine Deine Sache, ich haue wieder ab!
Komme aber diesmal nicht wieder! Ich wollte nur kurz sehen, ob Du so blöde bist, und weiter auf die leeren Zeilen starrst...


Anmerkung:
Sie haben soeben die Ziellinie des Textes erreicht ...
Erstmal herzlichen Glückwunsch zu dem Durchhaltevermögen, und dann möchte ich dir doch noch mein herzliches Beileid zur Verschwendung Deiner kostbaren Zeit, einsam an einem Bildschirm, aussprechen.



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