Donnerstag, 23. April 2015

Die Macht der Worte

Betrachtung zum Thema Internet & Gefühle

"... und, was macht die Kleine?"

Mein wunder Punkt.
Sie schafft es immer wieder mich zu treffen, mich mit wenigen Worten bis ins Mark zu erschüttern. Ihr kühles Lächeln zeigt mir ganz deutlich ihre gespielte Überlegenheit, lässt mich ihre Eifersucht spüren. Unter ihrem Panzer liebt sie mich noch immer – auf ihre ganz eigene Art. Tröstlich für mich, wenigstens ein Mensch auf dieser Welt.

Gedankenlos hatte ich ihr von DIR erzählt.
War ganz selbstverständlich für mich, ihr das zu erzählen. Wir haben keine Geheimnisse mehr voreinander, seit wir getrennt leben. Ist ja nicht so, dass ich unbedingt gerne viel rede. Aber es gibt eben Dinge, besonders wenn es um meine Gefühle geht, die muss ich ihr einfach erzählen. Dann will ich ihre Meinung dazu hören, da ich selber in meinem Chaos die Übersicht verliere, und damit auch die Kontrolle.

"Oh Gott, das sieht ja böse aus. Was ist passiert, erzähl mal. Oder kannst du noch nicht darüber reden", fragt sie, und bekommt diesen 'du arme Sau' Ausdruck im Gesicht. Meine Gedanken stehen mir, wie immer, direkt ins Gesicht geschrieben. Frei lesbar für sie. Was für ein Wunder auch. Wenn man lange Jahre zusammen gelebt hat, dann sollte man den anderen auch so gut kennen.

"Es ist vorbei, ich habe es gründlich versaut. Konnte mich nicht beherrschen", kämpfe ich mir mühsam eine Antwort ab.

"Ich hab einfach zu intensiv gefühlt. Den Verstand ausgeschaltet, und mich von dieser scheiß Gefühlslawine überrollen lassen", murmle ich mir, mehr für mich als für sie gedacht, in den Bart. Mit zittrigen Fingern drehe ich mir eine Zigarette. Um mich von den Gefühlen und Gedanken, die auf mich einstürzen, abzulenken? Eigentlich will ich nicht darüber reden, besser wohl - ich kann nicht. Zu frisch noch sind die Wunden, zu schmerzhaft der Verlust.

"He, so schlimm - wie kann das angehen? Ich meine, ihr habt euch doch nur geschrieben. Außerdem weißt du doch nichts von IHR. Es doch nichts fassbares", versucht sie mich zu locken, will Zugang zu meiner Seele zu bekommen. Aber ich sehe durch sie hindurch.

Sie ist nur noch Stimme und nicht mehr Person.

Ein seltsamer Zustand, in den ich da mal wieder rutsche.
Ich versuche Kontakt aufzunehmen, zur DIR – die sie so abfällig 'die Kleine' nennt. Na klar vergeblich. Seit ich brav meine Tabletten nehme, kann ich mein Denken und Fühlen noch nicht mal über den Rand meines Schädels heraus ziehen lassen, geschweige denn über diese endlose Entfernung hinweg.

"Ach, es ist nichts. Ich kann es nur einfach nicht verstehen, wie ich so blöde sein konnte. Egal, ist nicht so schlimm, bekomme ich schon irgendwie in den Griff", blocke ich ab, und schüttele meinen Kopf heftig um die Gedanken wieder loszuwerden.

"Was mich im Moment wirklich stört – nee, falsch ausgedrückt – mich besorgt macht ist, dass ich einfach nichts mehr von IHR mitbekomme. Sie schreibt nicht mehr!"

Mir entgehen weder ihr fragender Blick, noch ihr Versuch auf mich einzureden, und so rede ich schnell weiter, um ihr den Wind aus den Segeln zu nehmen.

"Nein, nein - nicht so wie du jetzt denkst, nicht mir – sondern IHRE Gedichte oder so. Jeden Tag blättere ich die Seite vergebens durch. SIE ist einfach verstummt. Und ich kann doch nichts fühlen. Hätte ich die Pillen nicht genommen, wäre ich kaputt gegangen. Aber der Preis dafür ist eben auch, dass ich SIE nicht mehr wahrnehmen kann – nicht fühlen eben ..."

"Ach, würde SIE doch wieder schreiben, wüsste ich dann doch wenigstens das sie lebt und das es IHR 'gut' geht, wie auch immer es IHR in Wirklichkeit gehen mag. Erkennen würde ich es eh nicht mehr – ohne meine Gabe, so tief begraben unter den Pillen ...", resigniere ich, während meine Gedanken mir schon wieder entgleiten.

Von wegen NUR geschrieben!
Nie zuvor bin ich auf so eine Art in jemanden aufgegangen, wie in SIE.

Einfache Worte, Buchstaben aneinander gereiht, mehr nicht. Aber jede verdammte Silbe ein Treffer ins Schwarze. Selbst Banalitäten hatten mehr Bedeutung und Inhalt, als Bestsellerautoren in ganze Bücher packen können. Sie waren und sind für euch Anderen zwischen den Zeilen versteckt. Versetzen aber bei mir Hirnwindungen in Schwingungen. Schon der Name, als ich ihn das erste Mal entdeckte, hatte mich bis ins Mark getroffen und wachgerüttelt. Bei dem Gedanken an das Erlebnis stellen sich prompt wieder meine Nackenhaare auf. Es war einfach viel zu realistisch gewesen, konnte kein Traum oder Einbildung sein.

"...und wenn SIE dir so wichtig ist, und dir es wirklich so schlecht dabei geht – warum schreibst du IHR denn nicht? Du hast doch IHRE Adresse", fragt sie in ihrer naiven Art, reißt mich so aus meinem Grübeln in die graue Realität zurück. Einer der Gründe, warum ich mit ihr seinerzeit nicht klar kam. Dieses 'schwarzweiß' Denken. Für sie gibt es nur Dinge, die man anfassen kann. Es gibt nichts zwischen Himmel und Erde, was nicht von Schrauben zusammengehalten wird. Das ist ihr Lebensmotto, ihr Credo.

"Ich kann nicht. Es bringt nichts. Ich kann Sie schon lange nicht mehr erreichen. Ihr Schutzschild hat meine Worte nicht mehr zu ihr durchdringen lassen. Alles wurde von 'Madame Eiskalt', der Vorzimmerdame ihrer Seele, abgefangen und niedergemacht. Warum diesen sinnlosen Kampf weiterkämpfen? Uns beiden würde das nicht gut tun. Darum geht es hier doch auch gar nicht."

Resignierend stehe ich auf, um mich aus dem sinnlosen Gespräch zu befreien.
Wie soll ich es EUCH anderen auch jemals verständlich machen, dass ich so was seltsames wie diese Gabe habe. Ich fasse es ja selber nicht, mit meinem Verstand. Keine Ahnung wie es geht, aber es ist einfach da –ohne diese Pillen. Der direkte Kontakt – intensiver als es jede Berührung sein kann. Ich habe es für mich selber mal so definiert:

"Zwei Seelen gehen Hand in Hand im Zeit-Raumgefüge"

Keine Ahnung wie man das besser erklären kann.
Fragt doch SIE – IHR geht es doch auch so.
SIE ist genauso daran gescheitert!
SIE ist doch auch eine von den wenigen, auch ein Splitter vom Ganzem.

"Komm, lass uns einkaufen fahren. Ist schon spät, und die Läden sind sonst wieder so voll", sage ich zur Ex, und gehe raus in die Küche. Wieder eine kleine Flucht vor ihr und ihren Unzulänglichkeiten, und wieder ein Grund mehr für sie, sich zu sagen das es gut ist, dass wir getrennt sind.

Was soll’s, ich kann es eh nicht erklären, was eigentlich mit mir los ist – da ich es selber nicht verstehe! Ich meine, wenn ich wenigstens mal die selbe Luft wie DU geatmet hätte, DEINE Hand hätte halten können, oder DIR in die Augen gesehen hätte – dann wäre da etwas greifbares gewesen an dem man sich festhalten kann. Aber es ist eben soviel mehr, als all diese banalen Kleinigkeiten gewesen, und unter all den Betäubungen wahrscheinlich auch immer noch, so das ich es einfach nicht in Worte oder normale Begriffe fassen kann.

Wenn DU doch wenigstens wieder schreiben würdest, jetzt wo DU doch sicher vor mir bist ...
Ich vermisse DEINE Worte einfach zu sehr.
Und deine Gedanken –
diese nackte Seele –
Leben und Verheißung pur für mich.

Anmerkung:
für alle die es schaffen mich mit ihren Texten 'zu berühren' …



Samstag, 11. April 2015

HEUTE IST EIN BESONDERER TAG

Gedanke zum Thema Trennung

Heute ist ein besonderer Tag ...
denn heute gibt es etwas ganz Besonderes bei mir. Fleisch! 


Ein schönes Stück Fleisch. 
Saftig, und so frisch, dass es fast noch warm ist. Ein schieres Stück, ohne Fett und Sehnen. 

Deshalb stehe ich hier in der Küche und grüble über meine alten Lieblingsrezepte nach. 
Es ist schon so verdammt lange her, dass ich mir ein solches Festmahl zubereitet habe, so das ich mich kaum noch an die benötigten Zutaten erinnern kann. Eigentlich bin ich kein Fleischfresser mehr, kann dem schon lange nichts mehr abgewinnen. War nicht immer so, habe damals Unmengen davon verschlungen. Nur eben ohne den Genuss, den ich mir jetzt im Alter aber endlich gönnen will. 

Ja, es soll etwas außergewöhnliches für mich bleiben, deshalb meine Sorgfalt bei der Suche nach einem Rezept und den Zutaten. Rotwein habe ich ja noch, auch wenn die Flasche schon seit langem offen ist – im Kühlschrank sollte sie gehalten haben. Ist ja eh nur der billige Fusel, den ich mir mal zum Kochen gegönnt habe. Ansonsten gibt es solchen Kram bei mir nicht, konnte mich nie mit dem Saft vergammelter Weintrauben anfreunden. Aber eine leckere Soße kann man halt nur mit einem Wein zubereiten. Und Pfifferling, ja, das hat doch was. Mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen. Als Beilage sehe ich schon dampfende Kartoffelknödel vor mir auf dem Teller liegen ... oh man ist das lecker. 

Aber das Fleisch? 
Mit jeder Minute wird es weniger ansehnlich, verliert seine zart rote Farbe. Ich muss doch erst die Zutaten einkaufen, hab doch nichts mehr von dem Kram im Haus. Na ja, war halt zu plötzlich und unerwartet, wenn doch auch absehbar! 

Als du mir dieses schöne Stück Fleisch schenktest, da traf mich völlig das unvorbereitet, und so ließ ich es dir noch lange Zeit, sparte es mir für später auf. Fast hatte ich es schon vergessen, aber gerade hattest du mich wieder daran erinnert, wolltest mich, ohne diese Schuld zu begleichen, verlassen. 

Kein Problem für mich, dass du endgültig gehen wolltest, aber das Stück Fleisch habe ich mir noch genommen, denn das warst du mir eben noch schuldig. 

Obwohl ... 
Wie schon erwähnt, eigentlich mache ich mir schon lange nichts mehr aus Fleisch. 
Das ich hier in der Küche stehe, mir überhaupt die Mühe mache, mir aus deinem Geschenk ein leckeres Mahl bereiten zu wollen, ist ein Zeichen meiner übergroßen Liebe zu dir! JA. Denn es ist ja nicht nur so, dass ich mir nichts mehr aus Fleisch mache, nein! Schon als Kind habe ich Innereien gehasst, das Würgen nur bei dem Anblick bekommen. Mit Grausen denke ich an alten Zeiten und die widerlichen Hühnerherzen, Mägen, Schweinenieren und Schweineleber zurück, die da auf meinem Teller lagen – die ich unter Prügel in mich reinstopfen musste. 

Aber dies hier, dass ist doch etwas anderes, denn immerhin ... 

Es ist Dein Herz, dass du mir einst schenktest, und das ich dir heute genommen habe - um es endlich zu verspeisen! 

Anmerkung: 
... das Gericht darf gerne nachgekocht werden!