Donnerstag, 27. August 2015

Der Moment der Klarheit

Szene zum Thema Entfremdung

... und endlich erkenne ich, wie Hoffnung in deinen Augen wieder auflebt.

Auf seltsame Weise ist es uns beiden plötzlich klar, wie wir die Tränen bezwingen können, die drohen die letzten Funken unserer Liebe zu löschen. Es ist so einfach, jetzt, wenn wir mit geschlossenen Augen hier zusammen liegen. Nichts mehr da, was uns noch stören könnte, alles verdrängt.

Ich öffne die Augen und strecke unwillkürlich meine Hand aus, um dein weiches Haar zu berühren. Alles nur, um mir wirklich sicher zu sein, dass du noch da bist. Zugegeben, ich hatte wirklich schon befürchtet ...

Aber ich hatte Glück, denn du warst noch da, dicht neben mir. Ich hätte es auch keinen Moment länger alleine aushalten können!

Aber der Moment der Klarheit, der ist schon wieder verblasst ... von uns beiden ungenutzt, wie es Liebende manchmal so tun.

Ich fühle zum ersten mal, dass wirklich alles vorbei ist. Dabei warst du doch meine alltägliche Ausrede dafür, dass ich blind, taub und stumm meine Zeit vergeuden konnte.

... ich hätte niemals gedacht, dass es zwischen dir und mir so enden würde, und ich muss zugeben, ich mag es garnicht ... dass ich vom UNS einfach so verlassen werde.




Sonntag, 16. August 2015

Hast du nicht schon mal

Lyrischer Prosatext zum Thema Gewissen


Hast du nicht schon mal,
in einer schlaflosen Nacht -
einen anderen Menschen umgebracht?

Wolltest du dir die Genugtuung geben,
zu bestimmen über das Ende -
von dessen Leben.

Aus Hass oder Zorn, aus bitteren Leid,
und ging es dann schnell -
oder hattest du Zeit?

Und als er am Boden lag, so kalt und tot,
ging es dir dann besser -
mit deiner Not?

Der Sarg, in dem deine Träume liegen,
von der Rache, dem Traum -
deinen Schmerz zu besiegen.

Dein Hass und dein Zorn, dein so bitteres Leid,
davongetragen -
nach so langer Zeit.


Die Schritte, das Schaukel, das sanfte Wiegen -
als sie mit ihnen die Stufen abstiegen.


Fortgetragen in dem Sarg,
hast du dann bei dir nachgefragt -
konnte das dein Leid aufwiegen?

Hast du dich selber nie gefragt,
ob es auch wirklich nur an ihm lag -
dass es deinen Hass so gab?

All diese Zeit, die verlorenen Stunden,
unterdrückte Gefühle -
selbst nichts mehr empfunden.

Nur diesen Hass, diesen Zorn, diesen Schmerz,
für nichts anderes Platz mehr -
in deinem Herz.

Statt zu lieben nur hassen,
zuviel geweint statt gelacht -
das hat dich fürs Leben zu hart gemacht.

Doch beruhig dich, es wird in deinem Leben -
bestimmt noch viele Tote geben.

Zum Leben und Fühlen, zum Lieben und Hassen -
dafür gibt es da draußen noch riesige Massen.

Dieses drängeln an den vollen Kassen,
das gibt dir nun auch schon -
genug Grund zum Hassen.

Es wird schon bald wieder passieren, neue Mordarten -
im Kopf wirst du sie ausprobieren.



Hast du schon mal,
in einer schlaflosen Nacht -
einen komplett neuen Menschen gemacht?

Mit viel Liebe und Lust, dich hingegeben,
und gezeugt voller Lust – ein ganz neues Leben?

Dich gefreut, es geliebt, ihm alles gegeben -
diesem neuem und noch so unschuldigem Leben?

Es gefüttert, gebadet, auf Händen getragen -
wolltest vielleicht ein zweites Kind wagen?

Dort liegt es, im Sarg nun, wird davongetragen,
weil einer wie du -
wollte mutig es wagen.

Spät in der Nacht, einem anderem Leben,
nach seinem Gutdünken -
ein Ende geben.


Die Schritte, das Schaukel, das sanfte Wiegen -
als sie mit ihm die Stufen abstiegen.


Dein Schluchzen, dein Jammern,
dein Wimmern und Schrein, dein Wissen -
das kannst du nie verzeihen.

So schließt sich der Kreis, aus Hass und aus Wut,
und keinem - auch dir nicht,
tat es je gut.

Denn: wenn einer stirbt,
er stirbt nie allein –
irgendwo wird immer Familie sein.

Die voll Hass und Zorn nach Rache streben -
und dann geht es nur noch
um dein Leben.

Dann hat mal ein Anderer, spät in der Nacht,
ein anderen Menschen –
nämlich dich umgebracht!

Anmerkung:
so, hier steht es ... und, zufrieden mein Engel?


Dienstag, 4. August 2015

Gestohlene Zeit

Tagebuch zum Thema Ausbrechen

Du gehst mit dem Partner - den du liebst - einige Zeit deines Lebens durch diese Welt. 

Ihr erlebt wunderbare Stunden, und die Welt meint es besonders gut mit euch. 

Der graue Himmel ist aufgerissen, und die Sonne strahlt mit euch um die Wette. 
Die Vögel singen scheinbar besonders laut, damit ihr sie auch hören könnt, und die Pflanzen zeigen ihre schönsten Blüten und Blätter, damit ihr sie besser sehen könnt. Menschen schauen euch mit ein wenig Neid in den Augen, über soviel Glück, nach. Ihr genießt die Stunden, seid glücklich und unbeschwert, Kindern gleich. Man spricht euch an, unterhält sich mit euch, wünscht euch weiterhin alles Glück der Erde.

Dann aber ist die schöne Zeit wieder um, und jeder muss seinen Weg gehen. Es war nur gestohlene Zeit. Die Zeit, die ihr vor dem Ehepartner und den Gesetzten der Gesellschaft davongelaufen seid, und die eigentlich ihm gehört. Und wie Diebe auch, versucht ihr eure Spuren zu verwischen, damit keiner merkt wie es um euch steht ... denn Diebstahl wird hart bestraft!

Anmerkung:
für 'meine' Gerda ...