Freitag, 4. März 2016

Das Licht

Reportage zum Thema Geburt

Irgend etwas ist anders, Mama.
Hilf mir – ich habe Angst! Ich fühle es körperlich, das meine Zeit hier zu ende ist! Mama, ich fühle deinen Schmerz. Ich höre dein Wimmern und Stöhnen. Ich höre und fühle, wie dein Herzschlag immer schneller geht, wie du dich immer mehr von mir zurückziehst.

Ich will nicht gehen, Mama!!
Bitte, bitte lass mich doch bleiben. Ich brauche doch deine Nähe. Wie soll ich denn Leben – ohne dich?

Ein Aufschrei von dir, und ein unendlicher Druck - der mich durch den Tunnel zu dem grell gleißenden Licht treibt. Es fühlt sich so kalt und so fremd an für mich.

Ich will nicht in das Licht, Mama – ich habe solche Angst davor!

Der Tunnel ist so eng, so furchteinflössend, und das Licht am Ende schmerzt mich bis tief ins Herz, raubt mir die Sinne – bringt mich um, Mama.

Es ist so kalt und abweisend zu mir, Mama!
Ich brauche doch deine Wärme, Mama.

Lass mich doch bitte bei dir bleiben. Ich fühle wie du dich vor Schmerzen windest, bei dem Versuch mich gehen zu lassen. Dir tut es doch mindestens genauso weh wie mir, Mama. Ich fühle es doch ganz genau. Warum lässt du es denn bloß geschehen?

Nichts von den Geschichten um das Ende stimmt.
Ich fühle keine wohlige Wärme dabei, wenn ich auf das Licht zugeschoben werde – nur eine unendliche Kälte und Furcht davor!

Schemenhaft ist ein Gesicht im gleißenden Licht zu erahnen. Muss ich den wirklich schon vor meinen Schöpfer treten - Mama?

Zu kurz war die Zeit mit dir. Ich will dich nicht verlassen. Wir dürfen uns nicht verlieren, denn seit es mich gibt, hat deine Wärme mich umgeben. Deine Stimme und deine Stimmungen haben mein Leben ausgemacht. Jede Sekunde meines Seins habe ich mir dir geteilt, Mama.

M A M A - Wie kannst du mich einfach so gehen lassen?

Halte mich, Mama – wehre dich dagegen. Auf mich will ja keiner hören. Wir beide leiden diese Qualen, merkt es denn keiner außer uns?

MAMA, ICH WILL NICHT – bitte hilf mir, mich vor diesem Licht zu verbergen.

Das Licht – es kommt immer näher – es blendet und verändert mich. Meine Erinnerungen schwinden, die Wärme verliert sich.

MAMA – Ich verliere mich, so hilf mir doch – B I T T E !

Ich kann mich nicht wehren! Mein Fühlen und Sein verändern sich rapide. Es geht auf einmal alles ganz schnell. Ein letzter Ruck noch von dir, Mama, er hat mich ins Licht gestoßen - und ich treibe.

Bin ich nicht mehr da - oder bist du jetzt fort – MAMA?
Ich kann nicht mehr fühlen, denken und leben. Ein Aufschrei will sich mir entwinden, umflutet vom gleißend hellem Licht!

Ich bin vor meinen Schöpfer getreten!
Auf Gedeih und Verderb bin ich seinem Urteil ausgeliefert! Es ist alles so verschwommen und kalt, und so fremd und so anders...

Papa... ?
M A M A ???


Anmerkung:
gewidmet:
Marco & Steffi zur Geburt ihres Stammhalters - 

zwei Tage nach dem Tod von Marcos Vater ...



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