Dienstag, 17. Februar 2015

End-Sequenz

Einakter zum Thema Zuhören

... sie standen dicht voreinander, aber ihre Blicke wagten sich kaum zu begegnen. Nach längerem Schweigen fragte sie ihn: "Liebst du mich noch?"

Mit großen Augen stand sie da, wartend auf seine Antwort, auf seine Sicht der Dinge. Verunsichert schaute sie, voller Angst vor Enttäuschung oder Verletzung.

Er atmete schwer durch.
"Ich kann dir deine Frage leider nicht mit einem einfachen 'JA' oder 'NEIN' beantworten", entgegnete er bedrückt. Ihre Augen irrten hin und her, konnten seinem Blick nicht standhalten. "Ich möchte gerne etwas mehr dazu sagen", fuhr er sanft fort, und versuchte dabei ihren Blick wieder einzufangen.
Doch sie starrte stur nach unten, als würde sie den Boden studieren, und begann mit klirrender Stimme loszureden: "Ich verstehe schon, es wäre ja auch zu schön gewesen ... ich dachte ja immer, du stehst zu mir - egal was kommt. Damals, als wir uns ...", ergoss sich ihre Flut von längst aufgebrauchten Vorwürfen über ihn.

Traurig senkte er seinen Kopf.
Ihre Stimme hörte er zwar, doch ihre Worte verloren jeglichen Sinn, da sie ihn nicht mehr wirklich erreichten. Als es endlich still wurde, hob er den Kopf und schaute ihr direkt in die Augen.

"Du weißt schon, dass ich Menschen schätze, die auch mal einfach nur abwarten und zuhören können", winkte er müde ab, drehte sich mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern um, und ging fort ... mit all den Gedanken und Gefühlen, die er ihr doch mitteilen wollte.


Anmerkung:
Reden ist Trennung, Schweigen ist Freiheit.




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