Dienstag, 27. Januar 2015

Gespenster

Erzählung zum Thema Kindheit

So so, du glaubst also nicht an Gespenster?
Diese Gestalten in weiße Gewänder gehüllt, die an allen möglichen und unmöglichen Stellen urplötzlich auftauchen. Komische Geräusche von sich geben, und seltsam anmutende Dinge tun.

Nun, da habe ich eine Überraschung für dich.
Es gibt sie wirklich – oder besser es gab sie, jedenfalls damals in meiner Heimatstadt. Keine Ahnung ob es gute oder böse Gespenster waren, aber auf jeden Fall recht komische.

Obwohl – eigentlich war es ja nur dies eine Gespenst. Es tauchte in einer eiskalten Februarnacht das erste Mal auf, direkt auf unserem Dach. So erzählt man sich das jedenfalls in unserer Siedlung.

Ich selber kann das nicht sagen, ich habe es nicht mit eigenen Augen gesehen.
Es soll sich ganz langsam über den Dachfirst unseres Blockes geschoben haben und irgend etwas großes in der Hand gehalten haben. Dann stellte sich das Gespenst aufrecht auf den Dachfirst, und balancierte auf den Schornstein des Nachbars zu. Dort verharrte es dann eine ganze Weile auf dem Schornstein stehend. Es muss beeindruckend anzusehen gewesen sein, diese schneeweiße Gestalt dort auf dem Schornstein. Wenn zu dieser Zeit Schnee gelegen hätte, dann hätte man es wahrscheinlich gar nicht sehen können. Aber so hob sich die Gestallt beim Besteigen des Dachfirsts wunderbar vom Rot der Dachpfannen ab. Und dieser Kontrast verstärkte sich noch um einiges, als das Gespenst dort auf dem Schornstein stand. Es soll sich so schön scharf von dem mit grauen Wolken verhangenen Nachthimmel abgezeichnet haben. Jedenfalls waren die Zeugen dieser Erscheinung wie versteinert hinter ihren Gardienen am Fenster stehen geblieben, um sich dieses Schauspiel anzuschauen.

Laut Zeitzeugen soll das Gespenst dann diesen Gegenstand, den es mit sich führte, über diesen Schornstein entleert haben. Leider war die Entfernung für die Zeugen dieser Begebenheit zu groß, um sagen zu können, was genau da passierte. Nach dem entleeren dieses Gegenstandes soll das Gespenst wieder den Schornstein verlassen haben, den Weg über den Dachfirst zurückbalanciert, und wieder Stück für Stück aus dem Blickfeld geraten sein. Dieses soll sich insgesamt dreimal wiederholt haben.

Wie gesagt, ich kann leider keine genaueren Angaben dazu machen, da ich viel zu sehr damit beschäftigt war, in meinem langen Nachthemd bei meiner Nachbarin eimerweise Wasser in den Schornstein zu kippen.

Ich wollte in der Nacht so ihre Feuer in den Öfen auslöschen... auf das sie erfriert. Dreimal bin ich mit einem zehn Liter Eimer voll Wasser diesen Weg auf dem Dach gegangen. Leider war ich erst sieben Jahre alt, und zu dumm, wusste nicht das es so nicht klappen kann!

Man, habe ich diese Frau gehasst, selbst heute noch.
Es wäre ihre Pflicht gewesen die Polizei zu rufen, und mich so aus meinen Qualen zu befreien, als Zeugin der sich stetig wiederholenden Misshandlungen.

Aber so ging es noch jahrelang so weiter...
wurde immer schlimmer...


Hinweis:

Ich hoffe doch sehr, du achtest besser auf deine Nachbarskinder – oder?

Denn es gibt diese Gespenster, glaube es mir ruhig...
ich war dabei!




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