Dienstag, 20. Januar 2015

Überlebt …

zum Thema Selbstverletzung

Die Erinnerung spielt wieder, wie jeden Tag, dieses beschissene Spiel mit mir.
Tag ein, Tag aus ... immer wieder diese widerlichen Fratzen, die mich anstarren. Auf mich einprügeln und mich anschreien. Es hat im Laufe der Jahre kaum etwas gegeben, was mir helfen konnte ... zumindest nichts von dem, was Ärzte so verordnen. Antidepressiva sind doch der allerletzte Schrott, denn sie helfen mir einen Scheiß und bringen mir noch weniger als nichts.

Nur die Selbstverletzung hat es geschafft, mich bis zum heutigen Tage in dieser Welt zu halten. Allein dieser Schmerz, den ich mir selbst zufüge, hat es geschafft mir zu zeigen, dass ich noch am Leben bin ... irgendwo, ganz tief in mir verborgen, doch noch etwas empfinden kann. Ein winziges etwas von Empfinden ist noch übrig geblieben. Nach all den leidvollen Jahren, auf die ich mit von Tränen verschmierten Augen und gebrochenem Herzen zurückblicke.

Überlebt … weitere Erfolge habe ich nicht zu verzeichnen.

Bei Dir:
Ich sitze auf der Sofakante in deinem Zimmer. 

In meiner Hand halte ich eine Zigarette ... starre auf die Glut. Frage mich nicht, die wievielte es heute schon ist. Gierig inhaliere ich den Rauch der Zigarette. Ganz tief lasse ich den Rauch in meine Lunge ziehen.

Mein Ärmel ist rot.
Mein Blick verschmilzt mit dem Parkett. Ich spüre Tränen in meinem Augenwinkel sitzen … langsam bahnen sie sich jetzt ihren Weg über das Gesicht.

Und du …
Du redest gegen die Stimme in meinem Kopf an; gegen die Stimme, die mir gerade sagen wollte, dass ich aufstehen und gehen sollte. Die Stimme, die dir - an meiner statt - sagen sollte, dass ich nach Hause will. Mich aufraffen und einfach bloß schnell gehen soll ... und das, obwohl ich dir vertraue.

Später:
Ich drücke die letzte Zigarette des Tages an meinem Arm aus, schließe die Tür fest zu und lösche das Licht. Dann trete auf den Balkon in die nächtliche Schwärze hinaus. Die Umgebung nehme ich so wenigstens nicht mehr wahr.

Wieder ein Tag geschafft, wieder einen Tag mehr überlebt.
Kraftlos und hellwach lege ich mich zum Schlafen hin ... streiche über den Arm und zähle mit geschlossenen Augen die Narben.



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