Donnerstag, 22. Januar 2015

Die Hand

Innerer Monolog zum Thema Mutter


Fünf Finger hat die Hand – laut Bauplan jedenfalls. Und die Handfläche, an der die Finger ihren Platz haben, verwurzelt sind.

Na, dass der Daumen nicht zu sehen ist, dass kann ich ja noch verstehen. Ist ja normal, und hab ich schon oft so gesehen, hier vorm Spiegel. 


Nur – warum zur Hölle kann ich nie die anderen vier Finger richtig erkennen? Und die Handfläche zeichnet sich auch nicht besonders schön ab! Dabei hat Mutter sich doch alle Mühe gegeben - es gut hin zubekommen. Sie wollte doch auch einen solchen schönen Abdruck wie ich in der Schule abliefern. 


In der Schule da haben wir unsere Hand voll Farbe geschmiert, und dann auf das Papier gedrückt. Das sah ganz anders aus, als hier vor dem Spiegel. Man konnte, wenn man die Farbe nicht zu dick aufgetragen hatte, auf dem Papier in der Schule sogar die Falten, die grob die Handfläche durchziehen, richtig sehen. Als weiße Linien. 


Aber hier so, vor diesem blöden Spiegel, kann ich davon nichts erkennen. 

Liegt wohl an dem Material? 
Kinderhaut ist eben noch zu elastisch, kehrt noch zu schnell in die Ursprungsform zurück. Muss wohl damit zu tun haben, nehme ich mal an? Bin ja noch zu klein und zu dumm, ob das genauer ergründen zu können. Na ja, ich werde das einfach mal in Auge behalten, ist doch mal eine lohnende Sache.

Mutter wird mir mit Sicherheit nur zu gerne dabei behilflich sein. 

Vielleicht kann ich ja irgendwann mal Mutter davon überzeugen, so rein als Forscher gesehen, mir ausnahmsweise mal nur eine einzelne Backpfeife zu verpassen, anstatt mir immer nur wahllos und ungehemmt das Gesicht zu Brei schlagen zu wollen. 


Vielleicht werde ich dann im Spiegel die Hand besser wiedererkennen - die mich eigentlich streicheln statt schlagen sollte? 
So mit Handfläche, den Falten darin, und den fünf Fingern – die sie ja noch alle hat. 

Na gut, wie gesagt ... den Daumen, da muss man sich schon sehr viel Mühe geben, damit auch der dann zusehen ist. 


Und das ist ja leider nicht unbedingt Mutters Stärke. 

Das mit der Geduld und dem Mühe geben. Geduld hat sie nicht, nie gehabt. Aber Ausdauer, deshalb überlagert ja auch immer eine Hand die Andere... in meinem Gesicht, hier vor dem Spiegel. 

Nee, ich bin nicht Eitel, aber kaltes Wasser lindert den Schmerz, und der Spiegel hängt nun mal über dem Waschbecken. 

Das ist alles ... 
eigentlich!


Anmerkung: 
Gesprächsthema war: 'KinderErziehung'


Er sagt: "Ach, letztlich waren ihre Schläge doch nur ein Witz. Wirklich schlimm wurde es immer wenn ... Nee sorry Alter - geht noch nicht, lass und ein Break machen - bitte!"



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