Dienstag, 20. Januar 2015

Einstand...

Prolog zum Thema Selbstdarstellung


Die Hölle...
Ha, hatte man doch ernsthaft versucht mir damit zu drohen, dass es hier die Hölle für mich werden würde. Diese armseligen Gestalten, als wenn man mir noch mit der Hölle drohen könnte.

Die katholische Kirche hatte mich zu gut auf die Gestallten der Hölle eingestellt, mir als Kleinkind schon Bilder von diesen Wesen und deren Begleitern zur Genüge gezeigt. Unvergesslich die Folterszenen, die sich nach Angaben der Prediger so und noch viel schlimmer im Fegefeuer und der Hölle abspielen sollten.

Und das alles in der Hoffnung mich zu einem 'guten Christen' zu machen. Gehorsam und wohlgefällig ihren Riten und Gebräuchen zu folgen. Ihren Gott, der letztlich, ihrem Glauben nach, auch mich erschaffen hat, zu huldigen. Nur hatten sie dabei übersehen, dass ihr Gott mich schon seit meiner Geburt in eben dieser Hölle schmoren ließ.

"Gott hat mich nach seinem Ebenbild erschaffen".
Nun, wohl weniger direkt mich, aber eben die Gattung Mensch, der ich mich zu dieser Zeit noch angehörig fühlte.

Das war aber letztlich auch alles, was ich mir aus ihren Phantastereien und Lügenmärchen herauspickte. Wenn ich mich im Spiegel betrachtete, war ich mit meinem Erscheinungsbild stets höchst zufrieden.

'Ja, so mag wohl nur ein Gott aussehen', raunte ich mir dann zu, trotz der Angst im Nacken Gott könnte es hören und mich dafür strafen. So perfide hatten sie mich und meine Urängste manipuliert, so das ich immer unwillkürlich daran denken musste: 'Gott sieht und hört alles, es gibt kein Geheimnis vor ihm!'.

Nun denn, da eben dieser Gott die Welt erschaffen hat, leider viel zu hektisch innerhalb von sechs Tagen, muss ja auch 'alles was da kreucht und fleucht' ebenso ein Produkt eben jenes Gottes sein. Bei der Endkontrolle, am siebten Tage, lehnte er sich ja, angeblich, bei dem Anblick der Welt zufrieden zurück und befand sein Werk für besonders gelungen.

So also auch mich, die Personifizierung alles Bösen?

Die Hölle...
Es gibt sie nicht, nicht als diese Institution. Nicht so, wie sie immer gerne dargestellt wird, um Menschen einzuschüchtern und zu gehorsamen Untertanen zu degradieren.

Ja doch, es gibt sie... die Hölle!
Jenen grausamen Ort, an dem die zu durchleidenden Qualen einem jedem den Verstand endgültig rauben können. Aber sie ist in jedem einzelnen von uns. Jeder hat eine ganz persönliche und einzigartige Hölle, und jeder trägt sie, meistens allerdings tief in sich verborgen, und oft von ihnen selbst unbemerkt, mit sich herum.

Einige wenige allerdings überschreiten die Einschränkungen des menschlichen Geistes, werden sich dieses Umstandes bewusst, erleben ihre Hölle plötzlich bewusst. Dann, irgendwann im Laufe der Zeit, steigen diese Menschen aus ihrer Asche wieder empor, sind von da an jenseits von Gut und Böse, stehen von da an außerhalb jeglicher Angreifbarkeit.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen