Montag, 8. Dezember 2014

Wochenend-Vergnügen

Bericht zum Thema Apokalypse
Es ist gerade Ebbe, als ich endlich am Hafen, in dem mein Boot liegt, ankomme.
'Ein Tag auf dem Wasser, lediglich eine Angel und ausreichend Bier als Begleiter, was kann es schon schöneres geben?', denkend, komme ich an der Kaimauer an und schaue zum Boot runter.

Es ist "mein Hafen". Schon in Kindertagen war ich immer hier an der Kaimauer, schaute ins Hafenbecken, träumte von Flucht und einer besseren Welt.

So wie heute auch, aber:
Wellen treiben das stinkende, mit schillernden Ölschlieren und von Unrat durchzogene Wasser des Hafenbeckens klatschend an der Kaimauer hoch.

Schmatzend und leise gurgelnd rinnt es an ihr herunter, um sich wieder mit der Brühe zu vereinen. Hinterlässt dabei einen Gestank, der mich fast betäubt. Mein Blick bleibt an einem verloren gegangenen Gummihandschuh hängen, der dort unter mir in der Kloake schwimmt. Da er mit den Fingern nach oben gestreckt vor sich hin dümpelt, erweckt es in mir den Eindruck, als hätte einer eine Leiche dort entsorgt. Dicht daneben treibt ein toter Fisch, der selbst bei den Möwen keinerlei Beachtung mehr findet. Die sind mittlerweile dazu übergegangen altes Brot, mit dem Touristen sie Tagein und Tagaus füttern, zu fressen, statt die hier treibenden vergiftenden Fische.

Sicherlich ist es für jeden unvorstellbar, wenn ich ihm - jetzt und hier - erzählen würde, dass wir - hier an selber Stelle - früher Fische und sogar Aale geangelt haben, um sie dann auch selber zu essen!

Früher konnte man die Stufen der Eisenleiter bis runter auf den Grund des Hafenbeckens sehen. Aber heute können meine Augen kaum noch die Oberfläche dieser Brühe im Hafen durchdringen.


'Oh man, bloß kein Fehltritt machen und gut festhalten, ansonsten ist es dein Ende – dass überlebt mit Sicherheit keiner in dieser Suppe hier', schreit mir der Ekel beim Abstieg an der Eisenleiter ins Ohr.

Leicht benommen von dem Gestank um mich herum, und mit dem Mut der Verzweiflung, setzte ich meinen Fuß in das Ruderboot und lasse meinen Körper folgen. Obwohl ich sonst nicht ängstlich bin, achte ich diesmal doch sehr genau darauf, dass ich so gut wie in der Mitte auf der Ruderbank sitze.

Dann mach ich die Leine los und stürze mich ins Wochenend-Vergnügen.

Anmerkung:
... es ist noch Suppe da!

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