Mittwoch, 3. Dezember 2014

Angedacht

[aus 'deep Inside']

Innerer Monolog zum Thema Erschöpfung / Müdigkeit 

ja, eigentlich sollte ich schreiben...
Nein, nicht mehr an dich, oder gar für dich - hat uns beiden ja doch nichts gebracht. ich habe es mit meiner sicht der dinge geschrieben, und du mit deiner sicht der dinge gelesen ... unterschiedlicher hätte das ergebnis nicht sein können.

ich meinte auch mehr das schreiben der fachartikel, was ich schon allzulange vernachlässigt habe. teils, weil mir der sinn entfallen ist, da sich der stand der zahlen, trotz einer gewissen aufmerksam der medien, die wenigstens eine zeitlang anhielt, immer noch auf dem selben hohen niveau befindet und teils auch, weil keinerlei änderungen der situation ersichtlich ist.

letztlich ist es mit den facharktikeln genau so wie mit den mails an dich: es bringt keinerlei verbesserungen mit sich, ändern nichts an dem status. es ist zwar ein gutes gefühl, den studenten im deutschsprachigen raum wichtiges und leicht verständliches arbeitsmaterial an die hand zu geben, und - nicht ohne gewissen stolz - in doktorarbeiten zitiert zu werden, doch ändert es ja letztlich an den umständen in der gesellschaft, weder auf kurze, noch auf lange sicht etwas.


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ich sollte einige der vielen geschichten schreiben, die ich im laufe meiner tätigkeit im hilfeforum so erfahren habe, und die mich zutiefst bewegt haben. aber letztlich fehlt mir dazu auch der wille und die kraft, diese geschichten noch einmal beim schreiben mitzuerleben ... zu sehr zerrten diese geschichten an meinen kräften, angesichts der tatsache, dass sie immer noch täglich aufs neue geschehen.

der mensch ist des menschen wolf - hat mal jemand gesagt ...
aber der kannte die wölfe nicht, denn so wie der mensch mit dem menschen umgeht, ist es bei den wölfen nicht. dort stimmt der soziale verband noch, bestimmt lediglich die not das verhalten, nicht die lust am leid anderer, wie bei dem menschen.

kreatives schreiben, einfach aus phantasie etwas fassbares - lesbares machen, das will mir zur zeit auch nicht gelingen, da ich allzu viele assoziation mit den benötigten wörtern verbinde, die dann letztlich doch wieder nur in diese welt der abgründe führen.

kann sein, dass mich die erkenntnis - dass mein kampf nicht wichtig zu sein scheint, keinerlei veränderung, egal für wen auch immer, mit sich bringt - mich unbewusst hat aufgeben lassen, mich einfach immer mehrsprach - und tatenlos gemacht hat.

resignation, als recht des älteren menschen - der sich rückblickend der vergeblichkeit seines wirkens bewusst wird, liegt schwer auf meinen schultern und hindert mich am handeln.

ich weiß, du würdest es wieder einfach als depression bezeichnen, in der ich deiner meinung nach stecke, aber ist es das ... heißt resignieren zwangsläufig depressiv zu sein, oder?

ja doch, eigendlich sollte ich schreiben.
aber für wen ... es ist ja nur noch für den papierkorb, für den ich schreibe - seit du meine worte nicht mehr achtest. geschriebenes braucht leser, so wie jedes uns bekannntes leben wasser braucht. jedoch in der täglichen flut der veröffentlichungen geht dem leser die lust am lesen ab. damit meine ich das lesen als vorgang des bewussten wahrnehmen der inhalte, nicht das überfliegen eines textes, getrieben von dem willen möglichst viel von dem neu erschienenen zu schaffen.

geschriebenes ist verkommen zum fastfood des kleinen mannes...
die zeiten des Nietzsche und Kant im bücherregal sind längst vorbei, den büchern von rosamunde pilcher & co. gewichen. unterhaltung die zur un-haltung mutiert, menschliches elend zu abenteuer-romanen stilliert, gewalt zum hochglanz-krimi poliert. einfache wahrheiten und erkenntnise haben keinen marktwert mehr, lassen sich nicht in Euro errechnen ... werden medial aufbereitet, immer auf möglichst kurze halbwerts-zeiten dabei achtend, denn der markt ist bereits übersättigt.

ja; ich sollte schreiben...
und nicht nur ich, sondern vor allem alle die, die noch an die macht der worte glauben und denken, dass worte auch verändern können ...

aber ich für mein teil: wozu noch,
und vor allem: für wen noch?

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